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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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laufen. Seine Füße berühren nicht das Metall – wenn es Metall ist. Ein streng lokalisiertes Kraftfeld! geht es ihm durch den Kopf. Davon träumen unsere Filmautoren realistischer als die Wissenschaf t ler, die das für totalen Nonsens erklären.
    Anstelle eines Lukendeckels, der scheppernd aufklappt, erscheint auf der undurchsichtigen Oberfläche der buckligen Kanzel ein blaßrosa leuchtender Schleier von kreisförmigem Querschnitt. Wie eine ätzende Flüssigkeit frißt er sich förmlich in das Material hinein – ohne daß Astranda irgend etwas unternommen hätte.
    Dann löst sich der Nebel auf, und vor ihm gähnt eine runde Einstiegsöffnung. Leander zwängt sich durch dieses Loch und braucht eine Weile, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt haben. Er hat sich vorgenommen, sich nicht mehr zu wundern. Doch so unfaßbar, wie ihm das Öffnen des Einstiegs erschien, so unbegreiflich ist ihm auch die Ausstattung der ovalen Kabine. Die Kanzel ist vollständig mit purpurfarbenen, weichen Polstern ausgeschlagen, mit einem Material, das sich wie Leder anfühlt und wie Samt aussieht. Mitten in der seltsamen Kabine befindet sich eine flache Sitzgelegenheit, mehr eine Mulde als ein Sessel.
    Astranda legt sich in diese Vertiefung und schließt beide Hände um zwei pilzartige Gebilde, die aus dem Kabinenboden ragen. Das ist alles. Mehr gibt es nicht in dieser Kanzel.
    Leander macht es sich in einer Ecke bequem und atmet tief durch. Der hohe Sauerstoffgehalt ist spürbar. Außerdem ist der Druck der Kabinenatmosphäre deutlich höher. Die Luft schmeckt dick und etwas säuerlich, aber eigentümlich frisch.
    Astranda ist wie zu Stein erstarrt. Auch seine Stimme klingt wie versteinert. „Ich – starte.“
    Plötzlich wird es hell in der Kanzel. Sekundenlang ist Lea n der verwirrt, weil er nicht gleich begriffen hat, was geschehen ist. Er sitzt auf einmal im Freien, auf dem Deck zwischen den beiden Spindelrümpfen des Katamarans. Aber in seinem Rücken fühlt er noch die weichen nachgiebigen Polster der Kabinenwand, obwohl ihn ein Blick nach hinten überzeugt, daß dort nichts ist. Er erinnert sich dumpf an seinen Vorsatz, sich über nichts mehr zu wundern.
    Wie eine Feder, die der Wind emporträgt, hebt der Katam a ran vom Boden ab. In der Kabine ist kein Geräusch zu hören, aber Leander muß an das Jaulen denken, das er zweimal gehört hat. Einmal, als er mit Algert unterwegs war, um das Verhalten der Asseln zu studieren, das zweitemal, als er den Katamaran direkt auf sich zuschweben sah. Die Landschaft des Planeten schrumpft wie in einer Zeitrafferaufnahme. Steil steigt der Doppelrumpfgleiter in den Himmel, mit einer Geschwindi g keit, die Leander unheimlich ist. Irgend etwas vermißt er. Als er sich aufrichtet, um einen Blick auf die Kraterlandschaft des Planeten zu werfen, wird es ihm bewußt: Er wiegt immer noch genausoviel wie auf dem Planeten. Keine Schwerebeschleun i gung, keine Spur von einem Andruck.
    In Minuten schrumpft der Planet zur Größe einer Apfelsine. Es ist wie im Traum. Unwahr und berauschend. Nach kurzer Zeit verliert Leander den Planeten aus den Augen und sieht fasziniert nach vorn, über Astrandas Schulter hinweg. Ächzend massiert er sich das Genick. Es ist ihm wie jemandem gega n gen, der das erstemal mit einem Flugzeug fliegt und während der gesamten Reise den Blick nicht vom Bullauge losreißen kann. Unentwegt mußte er dem im Nichts des Universums unterta u chenden Planeten hinterherschauen. Nicht weil die Tatsache neu für ihn ist, sondern weil es die Umstände sind. Neu, fremd und von unheimlichem Reiz.
    Leander weiß nicht, wie Astranda sich im freien Raum orientiert, im Augenblick interessiert ihn das auch nicht. Eine andere Frage brennt ihm auf der Seele. Jetzt, da sie den Planeten weit hinter sich gelassen haben, da der Flug sich nicht mehr wesentlich von dem in einem irdischen Raumschiff unte r scheidet, fällt es ihm wieder ein. „Weshalb hast du die Ariels getötet, Astranda?“ fragt er.
    Astranda antwortet, ohne sich zu rühren. „Sind – das – die – Flugwesen?“
    Leander bejaht.
    „Es – handelt – sich – um – ein – Experiment“, erläutert Astranda leidenschaftslos. „Es – ist – mißlungen. Die – Boten – sind – außer – Kontrolle – geraten.“
    „Was hat das zu bedeuten, ‘die Boten’?“ fragt Leander gespannt. „Die – Boten – das – sind – Informationsträger.“
    Leander wird ungeduldig. „Erzähl doch weiter, worum handelt

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