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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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ziellos in die dichten Trauben der über ihm flatternden Tiere. Dann läßt er den Werfer sinken und dreht sich um. Hinter dem undurchsichtigen Material des Helms ist das Gesicht nicht zu sehen. Vielleicht ist es ganz gut so, daß er seine Züge hinter der stumpfen Anonymität der purpurnen Hülle versteckt. Kalter Schweiß tritt auf Leanders Stirn. Er sieht den Blick nicht, der auf ihn gerichtet ist, aber er ahnt ihn.
    Doch es kommt ganz anders. Erst erstarrt der Fremde, dann taumelt er zwei, drei Schritte zurück. Abwehrend und drohend zugleich hebt er den Werfer. Leander könnte schwören, daß es ein Skorpionwerfer ist. Seltsamerweise hat er keine Angst, irgend etwas in der Haltung des Humanoiden sagt ihm, daß diese Gebärde kein Zeichen von Feindschaft ist. Fast scheint es, daß er, der Außerirdische, sich fürchtet!
    In diesem Augenblick gewinnt Leander seine alte Kaltblüti g keit zurück. Er dreht die Handflächen nach außen zum Zeichen der Friedfertigkeit und geht langsam auf den Fremden zu. Der weicht zögernd zurück.
    „Hab keine Angst, ich will dir nichts tun“, sagt Leander, obwohl er genau weiß, daß der andere ihn nicht verstehen kann. Das tut er ganz mechanisch, so wie man einem streune n den Hund gut zuredet, von dem man nicht genau weiß, ob er einem die Hand leckt oder ob er unverhofft zuschnappt.
    Als der Humanoide antwortet, bleibt Leander wie angewu r zelt stehen. Die Stimme ist deutlich und gut verständlich. Aber ihr Klang läßt ihn wieder erschauern. Ohne jede menschliche Regung, monoton, roboterhaft, sagt der Fremde: „ Astranda – hat – keine – Angst. Astranda – wünscht – keinen – Kontakt.“
    Sekundenlang ist Leander sprachlos. Dann würgt er hervor: „Du bist ein Mensch?“
    Die Antwort kommt schnell und eine Nuance lauter: „As t randa – ist – Astranda ! Mensch – sein – ist – schlecht!“
    Vor Verblüffung weiß Leander nichts zu sagen. Die Antwort war deutlich: Astranda ist der Name des Fremden mit der seltsamen Stimme, die klar und rein klingt und doch so leblos. Er ist kein Mensch – und er mag die Menschen nicht. Also muß er sie kennen! Ist er ein Späher, ein Kundschafter, der die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme recherchieren soll? Sein knappes und vernichtendes Urteil ist ein Schock für Leander.
    Er zwingt sich zur Gelassenheit. Alles ist zwar ganz anders gekommen, als er gehofft und vermutet hat, aber noch bietet sich ihm die Möglichkeit, diesen Planeten zu verlassen. Das ist eine seiner Stärken – sich schnell der jeweiligen Situation anzupa s sen, ohne langes Zaudern und Überlegen.
    Noch immer stehen sie sich wie festgenagelt gegenüber. Als sei eine Wand zwischen ihnen. Es ist eine Wand, eine fast unüberwindbare Mauer – die Fremdheit. Und doch sind sie beide die Vertreter vernunftbegabter Zivilisationen. Die Gemeinsamkeiten müssen schwerer wiegen als die Unterschi e de. Bedächtig geht Leander auf den Fremden zu.
    Astranda schwankt, deutlich spürt Leander, wie der Fremde mit großer Anstrengung dem Wunsch widersteht zurückzuwe i chen. Aber er bleibt stehen. Leander geht dicht an ihn heran. Dann streckt er die Hand aus und sagt: „Gib mir deine Hand, Astranda!“
    Zögernd und ungeschickt hebt Astranda den Arm. Leander greift einfach zu. Die Hand des Fremden zuckt zurück, aber Leander hält sie fest umschlossen. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht ihn, als er merkt, wie sich die vier Finger seinem Griff entwinden wollen. Nur kurz währt Astrandas Widerstand, dann liegt seine Hand schlaff in der Leanders, ohne den Druck zu erwidern.
    „Was – hat – das – für – einen – Sinn?“ fragt Astranda monoton.
    Da begreift Leander. Astranda ist ein Roboter! Ein anthrop o ider Automat! Warum ist ihm das nicht gleich aufgefallen? Gleich, welche Vernunft künstliche Intelligenz erschafft – eins kann sie ihr ganz gewiß nicht geben: Den in Jahrtausenden gewonnenen Reichtum der Gefühle!
    Mit Automaten kann er umgehen, das hat er gelernt. Es ist einfach, man braucht nur zu befehlen. Solange eine Anweisung nicht gegen das Grundprogramm verstößt, wird der Roboter widerspruchslos gehorchen. „Bring mich zu deinen Herren, Astranda!“ befiehlt Leander forsch.
    Der Roboter erstarrt. Sehr bestimmt kommt dann seine Antwort: „Astranda – hat – keine – Herren.“
    Da keimt in Leander ein Verdacht. Selten geschieht es, daß ein Automat durch irgendeinen Defekt von seinem Grundpr o gramm abweicht. In der Regel sind die

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