Im Glanz Der Sonne Zaurak
unwillig: „Typisch Mensch!“ Sie lachte nur…
Es gelangen ihnen noch zwei wichtige Entdeckungen. Direkt unter dem Zentrum fanden sie einen Raum in Gestalt einer Kugel von vielleicht fünfzig Meter Durchmesser. Die Struktur dieses Raumes ermöglichte David keine exakte Peilung, weil die Begrenzung nicht zweifelsfrei zu ermitteln war. Es war auch unmöglich, in diese Kugel einzudringen. Ein Kraftfeld hinderte sie sanft, aber nachdrücklich am Betreten. So konnten sie nur vom Gang aus in das rubinrote Flimmern und Strahlen der Millionen von Steinchen starren, die in dichten Trauben die Wandung bedeckten, von oben herabhingen und aus dem Boden emporwuchsen, so fast das gesamte Kugelvolumen ausfüllend. David murmelte etwas von „logischen Einheiten“, verweigerte aber jede Antwort, als Astranda ihn fragte. Bei dieser Gel e genheit stellte sie erneut fest, daß ihr kleiner Roboter immer mehr Züge annahm, die er sonst als typisch menschlich und daher negativ wertete. Sie nahm das allerdings nicht tragisch, eher im Gegenteil, sie registrierte es mit heimlicher Genugt u ung.
Es waren die gleichen Steinchen wie unter der Glocke! Unwillkürlich wanderte Astrandas Blick zur Decke. Dort mußte eine Verbindung zwischen der Kugel und dem schi l lernden Pilz bestehen. Doch es war nichts zu erkennen. Wie kleine Sonnen strahlten und funkelten die zu Trauben vereini g ten Rubine…
Die zweite Entdeckung sollte für Astranda ungleich wicht i ger sein. In einer der untersten Etagen fanden sie etwas, was wahrscheinlich ein Archiv war – oder ein wissenschaftlicher Forschungskomplex, das ließ sich nicht eindeutig feststellen. Die Räume waren leer, sämtliche Anlagen oder Geräte, die dort gestanden hatten, demontiert. Aber Astranda und David fanden einige achtlos auf einen Stapel geworfene Folien mit einem mikroskopisch feinen Liniennetz. Diese Linien entdeckten sie erst in der Pantra unter dem Tachyonenmikroskop. Es waren keine Geraden, sondern eindeutig Schwingungsbilder. Einige Millionen Kurven, so geschickt angeordnet, daß sie sich nicht überschnitten und trotzdem kaum ein freier Platz blieb.
David äußerte sich anerkennend über das Material der Fol i en. Und dann vollbrachte er seine größte Leistung. Er en t schlüsselte die in den Folien enthaltenen Informationen. Astranda mußte sich einen ausgedehnten Vortrag über Aufgabe und Verwe n dungszweck anhören, in dem David erläuterte, daß die doch relativ niedrige Informationsdichte – die von jedem beliebigen Speicherkristall seiner Logikblöcke um ein mehrf a ches übertroffen werde – darauf schließen lasse, daß es sich keinesfalls um ein Hochleistungsspeichermedium handele. Er führte aus, daß es sich nur um technologisch bedingt ungünstig beschaffene Informationsträger handeln könne, die beispiel s weise der vergleichenden Mehrfachprojektion unter Umgehung unökonomischen Aufwandes dienen.
Später sprach er seine Vermutung deutlich aus: „Ve r suchsprotokolle! Aufzeichnungen wissenschaftlicher Geräte, zu Vergleichszwecken angefertigt.“ Das war fast zwei Jahre nach der Entdeckung der Folien.
Astranda hatte sie schon längst vergessen, hatte gelernt, den Katamaran der Unbekannten durch gedankliche Befehle zu steuern, war bereits fünfmal durch den Hypertunnel geflogen und hatte den Dritten des Systems Zaurak entdeckt – da präsentierte ihr David das Ergebnis seiner hartnäckigen Entschlüsselungsversuche.
Die Versuchsprotokolle sagten eindeutig aus: Die Unbekan n ten hatten einen künstlichen Mikroorganismus geschaffen, der als unzerstörbarer Informationsträger, zuverlässiger als elektromagnetische Wellen oder gar tote materielle Aufzeic h nungen, über Millionen und Milliarden von Jahren hinweg eine Botschaft speichern konnte, der sich allen äußeren Bedingu n gen anzupassen, sich beliebig zu reproduzieren und damit Unster b lichkeit als Art zu erlangen in der Lage war.
Aber das Experiment war ihrer Kontrolle entglitten. Der Mikroorganismus hatte begonnen, ein eigenes Leben zu führen. Er hatte genau das getan, wofür er geschaffen worden war: Zielstrebig hatte er sich darangemacht, eine optimale Überl e bensvariante zu realisieren, und damit angefangen, sich in verschiedenen Images zu reproduzieren!
Hier unterbrach sich David und gab seinem Unverständnis darüber Ausdruck, daß die Unbekannten den Mikroorganismus nicht in diesem Stadium bereits vernichtet hatten. Er äußerte Vermutungen mit unterschiedlichem
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