Im Glanz Der Sonne Zaurak
Licht, und die Kuppel strahlte dunkelblau auf. Winzige Lichtpünktchen blitzten aus dem Blau. Sterne… Über ihnen wölbte sich die Projektion des sie umgebenden Weltalls. Unverständliche Symbole flammten auf, wechselten ihre Gestalt, ballten sich zu Gruppen zusammen, erloschen wieder.
„Zahlensymbole, Hexagesimalsystem“, konstatierte der kleine Roboter leidenschaftslos, nachdem er eine Weile beobachtet hatte.
Als Astranda sich erhob und staunend die fremden Zeichen anstarrte, wirbelte eine feine Staubwolke auf. Auch hier bedeckte eine graue, zentimeterdicke Schicht den Boden, der Staub von Jahrtausenden, Jahrmillionen… Doch sie achtete nicht darauf, etwas anderes fesselte ihre Aufmerksamkeit. Zwischen den Sternen blinkte rhythmisch ein roter Ring, und darunter zeigte eine schematische Darstellung zwei Galaxien, die durch eine dünne, rubinrot leuchtende Linie verbunden waren, die im selben Takt aufflammte und wieder erlosch.
„Was ist das, David?“ fragte sie atemlos. Der Roboter an t wortete nicht. Er stand da wie erstarrt und schwieg. Nach einigen Sekunden gab er widerstrebend zu: „Kapazität meiner Speicherblöcke unzureichend. Ich muß periphere Funktionen einstellen, um Reserven freizusetzen. Benötige minimal zwei Stunden.“ Dann erstarrte er endgültig. Astranda wußte, was jetzt geschah, aber sie erlebte es das erstemal. David hatte sämtliche Funktionen seines Programms bis auf eine zeitweilig blockiert. Nur sein Elekronengehirn arbeitete noch, und es beschäftigte sich jetzt nur noch mit diesem einen Problem. Sie kannte diesen Zustand bisher nur an sich selbst. Wenn sie sich in ein Problem, einen Gedanken intensiv vertiefte, war es genauso. David nannte das Meditation, erklärte aber im selben Atemzug, Programmblockade zur Kapazitätserhöhung sei etwas ganz anderes und viel effektiver.
Während David meditierte, nahm Astranda den Pilz in Augenschein. Sie wischte den Staub von der Halbkugel und stieß einen überraschten Schrei aus. Ein sanftes Glühen schimmerte durch die gläserne Hülle. Die Halbkugel bildete lediglich eine Schutzglocke, unter der eine dicke Traube aus kleinen, rötlich glimmenden Steinchen oder Kristallen aus dem Stumpf quoll. Astranda glaubte eine unmerkliche Bewegung beobachtet zu haben, aber jetzt, als sie angestrengt auf diese Steinchen mit abgerundeten, geglätteten Kanten starrte, rührte sich nichts.
Schon wollte sie sich wieder abwenden, da erkannte sie gerade noch aus den Augenwinkeln, wie ein leises Zucken durch die Traube ging. Irgendwie wurde sie den Gedanken nicht los, daß diese Steinchen Lebewesen wären. Viele unverständliche Vorgänge und Maschinen hatten sie schon gesehen, das alles aber war tote Technik, unbelebte Energie. Diese Bewegung hier, dieses unmerkliche Pulsieren, wirkte anders, vermittelte den Eindruck von etwas Lebendigem. Das war das einzige, worin sich diese Erscheinung von allen anderen Entdeckungen unterschied, und doch war da noch irgend etwas, was Astrandas Blick festhielt. Sie starrte auf das sanfte Glühen und wußte selbst nicht, warum sie nicht imsta n de war, den Blick von diesen Steinchen loszureißen.
Allmählich begann sich die Glocke einzutrüben. Astranda bemerkte es erst, als die gläserne Hülle kaum noch durchsichtig war, und unwillkürlich wischte sie über die glatte Fläche. Aber es war kein herabrieselnder Staub, das Material der Glocke selbst wurde immer undurchlässiger für das rubinrote Leuchten der seltsamen Traube.
Sollte das eine Schutzfunktion sein, überlegte Astranda, ähnlich der jener Heliomaticgläser der Kanzel ihrer Landefä h re? Möglich wäre es durchaus. Nach dem Entfernen der Stau b schicht war die Intensität der Raumbeleuchtung vielleicht zu stark, und nun reagierte das Material der Glocke. Was waren das dann für merkwürdige leuchtende und doch selbst lich t empfindliche Steine?
Sekunden später stellten sich diese Überlegungen als Irrtum heraus. Auf der Oberfläche der Glocke glommen winzige Pünktchen auf und ordneten sich zu einem geometrischen Muster. Bald bedeckten sie die gesamte Halbkugel. Ein Wirrwarr von feinen Linien, Kurven, Kreisen und Ellipsen überzog die glatte Fläche wie mehrfach übereinanderprojizierte Koordinatensysteme.
Hastig säuberte Astranda die Glocke ringsum vom Staub und machte dabei eine weitere Entdeckung. Am unteren Rand lief ein Band unzähliger kleiner, verschiedenfarbiger Sternchen um den Äquator der Halbkugel, und als ihre Finger beim Wischen drei
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