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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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glänzende Schweißperlen.
    „Keine Angst, Erkunder, wir haben genug Reserven“, frotzelt der Navigator und erhöht den Schub der Tachyonenstrahlen, die aus den Bremstriebwerken fauchen.
    „Was bedeuten diese Zahlen?“ stößt Krassnick hervor und weist mit ausgestrecktem Zeigefinger auf eine Zifferngruppe, deren Wert unaufhaltsam in die Höhe schießt.
    „Die zeigen an, daß die Schwerebeschleunigung des Feldes exponentiell ansteigt. Weiter nichts.“ Goran schaut noch einmal hin und bemerkt abwägend: „Du hast recht, das geht ganz schön schnell, wir müssen bald im Zentrum sein.“
    „Mann! Du weißt doch überhaupt nicht, wo das Zentrum ist“, fährt Krassnick ihn an.
    „Bleib ruhig. Wir haben genug Reserven. Außerdem hilft uns die Beschleunigung, das Feld wieder zu verlassen. Das ist wie bei einem Pendel: Du hebst es an, läßt es los – und dann schwingt es über den Nullpunkt hinaus bis fast in dieselbe Höhe. Das bißchen, was fehlt, haben wir tausendfach in unseren Triebwerken!“ Goran ist ganz ruhig. Er hat nur ein einziges Mal Angst gehabt in einem Flugkörper. Da war er fünf Jahre alt und wußte noch nicht, daß es normal ist, wenn während des Durchquerens von Turbulenzen die Tragflächen eines Flu g zeugs vibrieren. Ohne jede Beunruhigung geht er auf zwei Drittel der Leistung der Bremstriebwerke, um den rasenden Flug etwas zu vermindern.
    Plötzlich springt Krassnick auf, sein ausgestreckter Finger zittert, die sich überschlagende Stimme bebt, als er aufbrüllt: „Da…, da…, das ist ein schwarzes Loch, du Idiot! Ein schwarzes Loch, kapierst du? Hast du davon auf deiner Akademie nie etwas gehört? Das weiß ja sogar ich!“
    Goran zuckt zusammen, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Das Blut schießt ihm kochend ins Gehirn. Er fühlt sich körperlos, eisige Schauer löschen das Feuer in seinem Kopf, und er meint fast ersticken zu müssen. Ein schwarzes Loch! Natürlich, Krassnick hat recht! Wie konnte das passieren?
    Der Navigator hat sich sofort wieder in der Gewalt. Kein Zweifel, sie rasen mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine dieser seltenen exotischen Materiekonzentrationen von unvorstellbar hoher Dichte zu, die mit der übermächtigen Gewalt ihrer Schwerkraft alles verschlingen, was in ihre Nähe gerät, sogar elektromagnetische Wellen! Deshalb also war auf dem Tachyonenradar nichts zu sehen, weil die Tachyonenstra h len von dem schwarzen Loch aufgesogen wurden wie Wasse r tropfen von einem knochentrockenen Schwamm.
    Goran handelt schnell und besonnen. Auf seinen Befehl dreht sich der Riesenleib des Raumkreuzers um hundertachtzig Grad und streckt dem winzigen Stück hochverdichteter Materie, das seinen so unverhältnismäßig riesigen Rachen aufgerissen hat, um die Agamemnon zu verschlingen, abwehrend die gigant i schen Tachyonentriebwerke entgegen. Dann schleudert der Kreuzer gewaltige Ströme blauweiß phosphoreszierender Energie gegen den Widersacher. Das ist die einzig mögliche Rettung.
    Krassnick ist in sich zusammengesunken und stiert aus weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm. Seine Finger sind ineinander verkrallt, daß die Gelenke knacken. Glühende Hitze strömt durch seinen Hals und ergießt sich sengend in seinen Brustkorb. Diese Gefahr kennt er ebenso gut wie der Navig a tor. Man weiß nicht, ob einer der verschollenen Raumkreuzer, dessen Besatzungsmitglieder symbolisch im Meer der Träume auf dem Mond, einer traditionsreichen Gedenkstätte, beigesetzt werden, jemals Opfer eines dieser heimtückischen Schlünde des Universums wurde. Aber eins weiß man mit Gewißheit: Ist man erst in die Krallen dieser Ungeheuer geraten, gibt es kein Entrinnen! Die Geschwindigkeit der Agamemnon , die nun mit dem Heck voran fliegt, verringert sich unmerklich, aber immer noch jagt sie unaufhaltsam dem sicheren Untergang entgegen. „Gib doch vollen Schub, du Anfänger!“ brüllt Krassnick.
    Goran schluckt die Beleidigung, ohne zu antworten. Soll er dem Erkunder erklären, daß sie von der Schwerebeschleun i gung wie in einem Mörser zerstampft würden, wenn er die G e schwindigkeit zu schnell erhöht? Er steigert den Schub ohnehin kontinuierlich, denn mit jedem Meter, den sie sich dem schwarzen Loch nähern, vervielfacht sich dessen unbänd i ge Kraft.
    Die volle Leistung der Haupttriebwerke ist noch lange nicht erreicht, und der rasende Sturz in das unsichtbare Grab ist nur unwesentlich verlangsamt worden. Doch immerhin – er wird langsamer!
    Der Raumkreuzer brüllt und tobt,

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