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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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warum sie ihn nicht schon viel früher bemerkt haben, aber das alles ist im Augenblick uninteressant, bedeutungslos. Denn er hat eine Pflicht dem anderen gegenüber. Hilfe? Ja, aber nicht für sie, Krassnick und Goran! Wie könnte ihnen schon geholfen werden? Indem sich andere in Gefahr begeben? Nein. Sie mußten den anderen dort draußen helfen. Sie warnen!
    Zwölf Komma acht…, dreizehn Komma vier… Der Überhi t zungsgrad der Tachyonengeneratoren, die weit über den zulässigen Wert beansprucht werden, nimmt bedrohlich zu, das Risiko hat das vertretbare Maß seit langem überschritten.
    Goran drückt die Ruftaste und spricht mit heiserer Stimme: „Achtung! Agamemnon an alle! Agamemnon an alle! Verlassen Sie sofort den Raumsektor mit den Koordinaten…“ Der Druck auf zwei weitere Tasten projiziert ein sphärisches Koordinate n system auf den Bildschirm, in dessen Ursprung die gelbe Sonne Zaurak strahlt. Goran liest die Werte ab und gibt sie durch.
    Fassungslos beobachtet ihn Krassnick, die Hände um die Armlehnen seines Sessels gekrampft.
    „…die Koordinaten bezeichnen den Wirkungsbereich eines nicht registrierten schwarzen Lochs! Achtung! Agamemnon an alle! Agamemnon an…“
    Da springt Krassnick auf und stürzt sich wie von Sinnen auf den Navigator. Goran wird durch den Anprall des wuchtigen Körpers zur Seite gestoßen und bleibt, verständnislos auf den Erkunder starrend, verblüfft liegen. Der unmotivierte Angriff hat ihn völlig überraschend getroffen. Krassnicks Finger zerquetschen fast die Ruftaste, als er seinen Hilfeschrei hinausbrüllt: „Helft uns! Wir schaffen es nicht! Wir kommen hier nicht raus, hört ihr? Ihr müßt uns helfen! Bitte…“
    In Goran kämpfen Enttäuschung und Mitleid miteinander. So hat er den Erkunder, mit dem er schon mancher Gefahr die Stirn geboten hat, noch nie erlebt. Aber er kann den Gefährten nicht verurteilen, er darf es nicht. Denn nur durch seine Schuld sind sie in diese Lage geraten, und nun muß er verhindern, daß sich andere ihretwegen in Gefahr begeben. Jeder Raumflieger würde das tun, ob Hasenfuß oder Draufgänger. Aber Krassnick ist wohl kein richtiger Raumflieger, er ist nur Passagier, Diens t reisender in Sachen Kosmos…
    Doch tief in seinem Innersten, so verborgen, daß er es selbst gar nicht richtig wahrnimmt, hofft auch Goran auf Hilfe. Denn das gehört zur Ehre eines jeden Raumfliegers, in Not Gerat e nen unter Einsatz des eigenen Lebens zu helfen, ungeachtet jeder Gefahr…
    Goran gibt sich einen Ruck und tritt an Krassnick heran, der ihn gar nicht mehr beachtet. Der andere Raumkreuzer hat sich ihnen bereits so weit genähert, daß sie andeutungsweise Formen ausmachen können. Seltsame Formen, die gar nicht zu einem kosmischen Flugkörper passen. Außerdem scheint er sehr klein zu sein, eher ein Raumgleiter als ein Kreuzer. Dafür spricht auch die unglaubliche Wendigkeit, mit der das Objekt manövriert.
    „Geh auf deinen Platz!“ faucht Goran den Erkunder an. Krassnick rührt sich nicht vom Fleck. Er schielt den Navigator kurz und böse an, dann ruft er weiter. Goran ist unentschlossen, soll er Gewalt anwenden? Dieser Gedanke ist ihm unheimlich und widerwärtig. Außerdem ist Krassnick ein Klotz, um ein Vielfaches stärker.
    Der Raumgleiter antwortet nicht auf Krassnicks verzweife l tes Flehen. „Mach keinen Unsinn, Krassnick! Sie können uns nicht helfen, versteh das doch!“ Goran versucht, die Hände des Erkunders von der Tastatur zu ziehen. Zwecklos, sie kleben wie angeschweißt auf dem Pult.
    „… helft uns doch! Warum antwortet ihr nicht? He, hört ihr mich nicht? Antwortet…“ Die Angst macht aus Krassnicks Stimme ein tierisches Röcheln.
    Das Objekt ist jetzt deutlich zu erkennen. Mit einer eleganten Wendung, als fühle es sich durch die Schwerkraft des schwa r zen Lochs nicht im geringsten behindert, setzt es sich in einer Entfernung von wenigen hundert Metern vor den Bug der Agamemnon.
    „Verdammt, was machen die denn, warum hauen sie nicht endlich ab?“ flüstert Goran entsetzt, aber das Echo von Krassnicks Hilferuf in seinem Innern wird immer stärker: Sie helfen uns!
    Der Flugkörper ist ein Katamaran. Zwei flache Spindeln verbindet ein leicht durchgebogenes Deck, in dessen Mitte sich etwas wie eine Kanzel befindet, eine linsenförmige Verd i ckung. Verblüfft stellt Goran, der viel auf seine Typenkenn t nisse hält, fest, daß ihm diese Gleiterkonzeption unbekannt ist. Vielleicht eine neuere Konstruktion, die erst

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