Im Glanz Der Sonne Zaurak
kürzlich in Dienst gestellt wurde? Ein Gleiter ist es jedenfalls, da ist er sicher. Das Mitteldach erfüllt zweifellos die Funktion einer Tragfläche für den atmosphärischen Flug. Aber als er näher hinsieht, stutzt der Navigator. Keine Stabilisierungsflossen, keine Position s lampen, keine Registriernummer, und auch der Name des Gleiters ist nirgends zu sehen…
„Sie helfen uns! Sie holen uns hier raus!“ frohlockt Kras s nick. „Mann, Goran! Sie holen uns, siehst du das?“
„Hm…“, antwortet Goran verwirrt. Wie kann das sein? Der Gleiter operiert mit einer Eleganz und Mühelosigkeit, als seien seine Triebwerke in der Lage, mindestens dreimal soviel an Leistung wie die der Agamemnon zu liefern. Und – was für einen Antrieb besitzt der Gleiter überhaupt? Das blauweiße Feuer der Tachyonenströme ist nirgends zu sehen. Dafür scheint das All um diesen Flugkörper herum leicht zu vibrieren wie erwärmte Luft. In seiner begreiflichen Erregung schenkt er dieser Beobachtung keine weitere Beachtung.
Und plötzlich wird ihm bewußt, daß er die Agamemnon ihrem Schicksal überlassen muß, mit all ihren wertvollen Fo r schungsergebnissen, mit den präzisierten Sternkarten und den eingezeichneten Routen, auf denen die Erkunderflotten die fernen Welten erreichen, die Krassnick und er ausfindig gemacht haben. All das muß er opfern, wenn sie an Bord des Gleiters gehen. Soll er aus sicherer Entfernung, als unbeteili g ter Zuschauer beobachten, ob es der Zentralautomat des Rau m kreuzers auch allein schafft? Sich leise davonstehlen? Das ist unmöglich. Er hat einen groben Fehler wiedergutzum a chen.
Krassnick wird allein umsteigen müssen! Wie wird das sein, wenn er dann einsam und verlassen den Kampf gegen den Kosmos führt, ohne einen Gefährten, der zwar keine Hilfe ist, aber dessen Nähe trotz der Schwäche Mut macht, es leichter ertragen läßt? Wie wird das sein, diese tödliche Einsamkeit? Er wischt diese Gedanken mit einem energischen Kopfschütteln aus seinem Bewußtsein.
Befremdet stellt er fest, daß der andere im Gleiter noch immer nicht antwortet. Er muß sie doch hören, muß das Bild der Zentrale schon lange auf seinem Bildschirm haben, Krassnicks hoffend auf ihn gerichtete Augen sehen mit diesem merkwü r digen Glanz zwischen den Lidern! Goran richtet sich aus seiner ewig gebückten Haltung zu voller Größe auf und spricht in die Rufanlage: „Achtung, Raumgleiter! Bereiten Sie die Aufnahme eines Besatzungsmitgliedes der Agamemnon vor!“
Krassnick dreht sich ruckartig um und fixiert ihn eine S e kunde lang mißtrauisch. Dann begreift er, als er den harten Zug in Gorans Gesicht sieht. „Das ist doch Wahnsinn, was du vorhast! Komm mit, du wirst hier nicht mehr gebraucht, der Zentralautomat schafft es auch ohne dich, wenn es noch eine Chance gibt!“ flüstert er bestürzt.
Goran schüttelt müde den Kopf. Er klopft dem Erkunder traurig auf die Schulter, dann strafft er sich wieder. „Achtung, Raumgleiter! Bestätigen Sie Empfang! Bereiten Sie Aufnahme eines Besatzungsmitgliedes vor! Geben Sie endlich Ihre Kennung durch, Mann! Wenn Sie keine haben, sagen Sie wenigstens freundlich guten Tag, wir wollen Ihr Gesicht sehen!“
Krassnick grinst unsicher, als Goran ironisch wird.
Da flammt der bis dahin dunkle Schirm der Kontaktautom a tik auf. Sie sehen das fremdartige Innere des Raumgleiters. Er scheint vollständig mit roten Polstern ausgeschlagen zu sein. Geräte sind nicht zu erkennen. Aber im Vordergrund sitzt ein Mensch in einem ebenso fremd wirkenden Raumanzug. Der Skaphander besteht aus einem sehr groben, silbrig glänzenden Gewebe, wie aus zentimeterdicken chromblitzenden Stahldrä h ten gewirkt. Der eiförmige Helm schimmert matt und undurc h sichtig in tiefem Purpur. Aber zweifellos steckt ein Mensch in dieser Hülle, ein Mensch mit Armen und Beinen und einem Kopf. Die technische Entwicklung muß seit ihrem Abflug neue, ihnen unbekannte Wege eingeschlagen haben! Goran registriert das alles in Bruchteilen einer Sekunde. Der Fremde hebt mit merkwürdig eckigen, marionettenhaften Bewegungen beide Hände zu einer abwehrenden Bewegung. Im selben Augenblick zirpen unverständliche Laute durch die Zentrale, wie von einem zu schnell laufenden Tonband abgespielt.
Krassnick zuckt zurück. „Das ist kein Mensch!“ Er springt auf. „Das ist kein Mensch! Er versteht uns nicht, er kann uns nicht verstehen!“
Goran steht wie zu Fels erstarrt. Ein Extraterrest! Nie hat er eine solche Bewegung
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