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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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überrascht, daß sein Mandant freigesprochen wurde.«
    Â»Aber Sie müssen doch zugeben, meine Liebe, daß der Ausgang diesmal leicht vorauszusagen war.« Diese herablassende Bemerkung machte eine Dame der Hautevolee, an deren dürrem, faltigem Hals Unmengen von Diamanten hingen.
    Pinkie antwortete an Remys Statt. »Wie ein Prozeß ausgehen wird, läßt sich nie voraussagen. Dieser hier hätte ebensogut anders enden können. Sobald man einen Polizeibeamten im Zeugenstand hat, muß man verdammt hellwach sein.«
    Â»Bitte, Pinkie«, warf einer der Umstehenden spöttisch ein. »Die Glaubwürdigkeit von Polizeibeamten vor Gericht ist doch seit Mark Fuhrmanns Aussage im Prozeß gegen O. J. Simpson für immer dahin.«
    Pinkie schüttelte den Kopf. »Gut, ich gebe zu, daß Fuhrmann der Anklage mehr geschadet als genützt hat. Aber Burke Basile ist ein völlig anderer Typ. Wir haben in seiner Vergangenheit irgendwas gesucht, was ihn diskreditieren würde. Er hat sich nie das Geringste zuschulden kommen lassen.«
    Â»Bis zu der Nacht, in der er den eigenen Partner erschossen hat«, kicherte einer der Gäste. Er schlug Pinkie auf die Schulter. »Sie haben ihm im Zeugenstand wirklich Daumenschrauben angelegt.«

    Â»Nur schade, daß der Richter keine Fernsehübertragung zugelassen hat«, meinte ein anderer Gast. »Sonst hätte die Öffentlichkeit live miterleben können, wie ein Cop auseinandergenommen wird.«
    Ein weiterer Gast behauptete: »Mich hätte es nicht gewundert, wenn die Geschworenen den Prozeß während Basiles Aussage unterbrochen und den Antrag gestellt hätten, gleich heimgehen zu dürfen.«
    Â»Wir reden hier über den Tod eines Menschen«, platzte Remy heraus. Sie fand die Scherze und das Lachen der Gäste obszön. »Ganz egal, wie dieses Verfahren ausgegangen ist – Mr. Stuart wäre nicht erschossen worden, wenn Bardo ihn nicht als lebenden Schutzschild benützt hätte. Habe ich nicht recht?«
    Das Gelächter verstummte schlagartig. Plötzlich waren alle Augen auf sie gerichtet.
    Â»Rein faktisch, meine Liebe, stimmt das«, antwortete Pinkie. »Wir haben vor Gericht eingeräumt, daß Mr. Bardo hinter dem verletzten Polizeibeamten gestanden hat, als dieser erschossen wurde, aber davon, daß Stuart als Schutzschild benützt worden sei, kann keine Rede sein. Das Ganze war ein bedauerlicher Unfall, was aber nicht rechtfertigt, daß dafür ein Unschuldiger ins Gefängnis geschickt wird.«
    Remy war noch nie eingeladen worden, an einer Gerichtsverhandlung teilzunehmen und Pinkie in Aktion zu erleben, aber sie kannte alle Einzelheiten dieses Falles, weil sie die Berichterstattung in den Medien verfolgt hatte. Die Drogenfahnder Stuart und Basile waren als erste ihrer Einheit in einem Lagerhaus eingetroffen, in dem vermutlich Drogen hergestellt und versandfertig gemacht wurden.
    Die Männer in dem Lagerhaus waren vor der bevorstehenden Razzia gewarnt worden. Als Stuart und Basile sich dem Gebäude näherten, wurden sie beschossen. Ohne auf Verstärkung zu warten, war Stuart in das Lagerhaus gestürmt, hatte
sich einen Schußwechsel mit einem Mann namens Toot Jenkins geliefert und ihn erschossen.
    Toot Jenkins lag tot da; Stuart war schwer verwundet. Seine kugelsichere Weste hatte potentiell tödliche Treffer abgelenkt, aber eine Kugel hatte seinen Oberschenkel getroffen und die Schlagader nur knapp verfehlt. Eine zweite Kugel hatte die Elle seines rechten Armes zerschmettert.
    Â»Der Arzt hat vor Gericht ausgesagt, Stuart habe vermutlich unter Schock gestanden, hätte aber trotz dieser Verletzungen überleben können«, sagte Remy. »Sie waren schwer, aber nicht lebensgefährlich.«
    Â»Aber Ihr Mann hat die Glaubwürdigkeit des Arztes erschüttert.«
    Pinkie hob abwehrend eine Hand, als wollte er andeuten, er brauche keine Unterstützung, zumal die Herausforderin seine eigene Frau sei. »Versetz dich in Mr. Bardos Lage, Liebling«, sagte er. »Ein Mann liegt tot da, ein zweiter ist verletzt und blutet. Daraus hat Mr. Bardo ganz richtig geschlossen, er sei unabsichtlich in eine sehr gefährliche Situation geraten.
    Er hat sich überlegt, die Männer dort draußen seien vielleicht gar keine Polizeibeamten, wie sie behaupteten, sondern in Wirklichkeit Mr. Jenkins’ Konkurrenten, die sich als Polizisten ausgaben.

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