Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Toot Jenkins hatte Geschäfte mit einer asiatischen Bande gemacht. Diese Bandenmitglieder können äußerst clever sein, weißt du?«
    Â»Stuart war rothaarig und sommersprossig. Mit einem Asiaten hat man ihn kaum verwechseln können.«
    Â»Touché, Pinkie«, versetzte einer der Gäste lachend. »Pech für die Staatsanwaltschaft, daß nicht Remy die Anklage vertreten hat.«
    Pinkie lachte mit den anderen über diese kleine Schlappe, aber wahrscheinlich merkte nur Remy, daß sein Lachen gezwungen klang. Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Remy vor Gericht? Das kann ich mir nicht recht vorstellen. Ihre Begabung
liegt anderswo.« Während er das sagte, fuhr er mit einer Fingerspitze über ihr tiefes Dekolleté.
    Die anderen lachten alle, aber Remy fühlte, wie eine heiße Welle von Demütigung und Zorn ihren Körper durchflutete. »Entschuldigung, ich habe noch nichts gegessen«, murmelte sie und kehrte der Gruppe den Rücken zu.
    Remy glaubte zu wissen, was in jener Nacht, in der Stuart umgekommen war, passiert war, aber es wäre nicht klug gewesen, das vor Pinkie und seinen Freunden zu äußern. Sie feierten den Freispruch seines Mandanten, nicht seine Unschuld – was nicht unbedingt ein und dasselbe war. Remy glaubte keine Sekunde lang, Wayne Bardo sei verwirrt gewesen, als plötzlich Schüsse fielen. Er hatte mit voller Überlegung gehandelt, als er den verletzten Polizeibeamten hochgezogen und als Schutzschild benützt hatte, während er durchs offene Tor in die Dunkelheit hinausgetreten war. Ihm war klar gewesen, daß er unter Beschuß geraten würde, wenn ihn draußen Polizeibeamte erwarteten.
    Leider verfügte Burke Basile über ausgezeichnete Reflexe und war ein erstklassiger Schütze. Da er glaubte, auf einen Angreifer zu schießen, hatte er auf den Kopf gezielt und ihn auch getroffen. Der Spruch der Geschworenen hatte ihm die Alleinschuld an Stuarts Tod zugeschoben.
    Weil Remy behauptet hatte, hungrig zu sein, ging sie ins elegante Speisezimmer. Das Büfett hätte – wie erwartet – jeden Schlemmer entzückt. In randvollen Wärmeschüsseln aus Sterlingsilber dampften Flußkrebsragout, Reis mit roten Bohnen und gegrillte Garnelen in einer so scharfen Sauce, daß allein ihr Duft genügte, um Remy Tränen in die Augen zu treiben.
    Rohe Austern in der Halbschale lagen auf Tabletts mit zerstoßenem Eis. Ein Koch mit weißer Mütze säbelte von riesigen Hinterschinken und Rinderbraten Scheiben ab. Es gab scharf gewürzte Eier und Krabben, dazu Salate, Beilagen, Würstchen, verschiedene Brotsorten und Nachspeisen für jeden Geschmack.
Der Anblick und die Düfte so vieler Speisen reizten Remy jedoch gar nicht, im Gegenteil, ihr wurde leicht übel.
    Sie sah sich um und stellte fest, daß Pinkie sich mit einigen der Geschworenen unterhielt, die Bardo freigesprochen hatten. Sie schienen an seinen Lippen zu hängen, und da Pinkie aufmerksame Zuhörer liebte, würde er seine Frau nicht so bald vermissen.
    Sie schlüpfte unbeobachtet durch eine Terrassentür in den stillen, abgeschiedenen Garten hinter dem Haus hinaus. Draußen war es so kühl, daß ihre Atemfeuchtigkeit zu sehen war, aber Remy genoß die belebende Kühle auf ihrer nackten Haut. Sie folgte dem Gartenweg, der zum Pavillon führte. Der reich verzierte schmeideeiserne Rundbau mit zwiebelförmiger Kuppel in der hintersten Ecke des Grundstücks war einer ihrer liebsten Aufenthaltsorte. Empfand sie das verzweifelte Bedürfnis, allein zu sein – oder wenigstens die Illusion der Einsamkeit zu haben –, zog sie sich in den Pavillon zurück.
    Sie trat in den Rundbau, lehnte sich an einen der Pfeiler, umarmte ihn beinahe, während sie die Wange an das kalte Metall legte. Was Pinkie vorhin vor seinen Gästen angedeutet hatte, war ihr noch immer peinlich. Solche Bemerkungen unterstrichen nur, was ohnehin schon jeder von ihr glaubte: daß sie ein verwöhntes Luxusweibchen mit beschränkter Intelligenz und belanglosen Meinungen war, dessen einziger Daseinszweck darin bestand, ihrem prominenten Ehemann in der Öffentlichkeit als schmückendes Beiwerk zu dienen und ihn im Bett zu befriedigen. Die Leute schienen auch zu glauben, daß sie keine Gefühle hätte, daß ihre subtilen Beleidigungen spurlos an ihr abprallten. Sie dachten, das behütete Leben, das

Weitere Kostenlose Bücher