Im Heu oder im Bett
Herd um und holte die pochierten Eier aus dem Kochtopf. „Und dann setz dich hin, denn du bekommst gleich meine un-vergessliche Frühstücksspezialität serviert.” Kurz darauf stellte er einen Teller mit Eiern Benedict hin, reichte ihr eine Gabel und wartete geduldig auf die Lobpreisung, die er unweigerlich hören würde.
Und wie erwartet verdrehte sie nach einem Happen verzückt die Augen. „Lecker. Du musst mir unbedingt sagen, wie du das gemacht hast.”
Er lächelte stolz, als er sich vor seinen eigenen Teller setzte. „Niemals. Es ist meine Geheimwaffe.”
Lauren runzelte leicht die Stirn. „Irgendetwas sagt mir, dass heute nicht das erste Mal ist, dass du das für eine Frau in ihrer Küche zubereitet hast.” Sie schien über das, was sie gerade gesagt hatte, genauso überrascht zu sein wie er. Die ganze Woche über hatten sie vergangene Beziehungen ebenso strikt ausgeklammert wie ihre Zukunft. Aber all das stand ungesagt zwischen ihnen.
„Ist es nicht”, sagte er. „Tatsächlich habe ich es sehr oft für die Frau gekocht, von der das Rezept stammt.”
„Oh.” Sie lächelte schwach und schwieg beredt. Wusste sie nicht, dass er längst gelernt hatte, ihre verschiedenen Arten zu lächeln zu deuten? Und dieses hier war ganz sicher nur aufgesetzt.
„Ja”, sagte er, kaute genüsslich den nächsten Bissen und hielt sie noch einen Moment länger hin. „An jedem Muttertag. Meine Mutter liebt das Gericht.”
Cole spürte einen Tritt gegen sein Schienbein. „Au!” Er sah ihr in die unschuldig wirkenden Augen.
„Was gibt’s?” Sie lud sich die Gabel voll.
„Du weißt, dass du dafür bezahlen wirst.”
Sie lächelte breit und schüttelte den Kopf. „Du und deine ewigen Versprechen, Cole.”
Er wollte sie sich gerade schnappen, als plötzlich das Telefon klingelte. „Ich habe es”, meinte er, als er sie noch schnell auf den Mund küsste.
„Hallo, Cole”, hörte er die kindliche Stimme seines Sohnes am anderen Ende der Leitung.
Ihm wurde warm ums Herz. Obwohl er in der letzten Woche jeden Tag am Telefon mit dem Jungen gesprochen hatte, war es heute etwas anderes, denn sehr bald würde Jem wissen, dass Cole sein Vater war.
„Hallo, mein Junge”, erwiderte Cole mit erstickter Stimme, weil ihm durch diese Worte seine missliche Lage erneut schlagartig zu Bewusstsein gekommen war. Er unterhielt sich einige Minuten mit Jem über dessen Erlebnisse in Disneyland, verabschiedete sich von ihm und reichte den Hörer dann an Lauren weiter.
Cole beobachtete, wie sich im Gespräch mit ihrem Sohn Laurens Gefühle - Stolz, Liebe, Ermutigung, Interesse - auf ihrem Gesicht abzeichneten und bemerkte, dass er lächelte, wenn sie lächelte, und er die Stirn runzelte, wenn sie die Stirn runzelte. Plötzlich hielt er es nicht länger aus. Er hätte nie gedacht, jemals eine solche Szene zu erleben, nicht einmal gewusst, dass er sie gern erleben wollte. Und nun würde er sie auch nie mehr erleben können. Er deutete Lauren an, dass er nach oben gehen würde, um zu duschen und sich umzuziehen.
Als er eine Viertelstunde später wieder das Schlafzimmer verließ, kam Lauren gerade die Treppe hoch. „Er wird morgen wieder zu Hause sein.” Sie strahlte vor Glück. „Ich kann es kaum erwarten.”
„Ich vermisse ihn auch”. Doch als sie ihn aufrichtig ansah und sagte, „du weißt, dass du fast so etwas wie ein Vater für ihn bist”, wünschte er sich, er könnte seine Worte wieder zurücknehmen.
Cole sah sie lange an und realisierte, dass er sich von seinen Schuldgefühlen fast körperlich erdrückt fühlte. Das war verrückt, und er war es auch. Er musste ihr jetzt die Wahrheit sagen und würde dann einfach hilflos zusehen müssen, wie der Hoffnungsschimmer und das Glück wieder aus ihren Augen verschwinden würden. „Lauren, ich weiß, dass du mich gebeten hast, mit einer ernsthaften Unterredung bis morgen zu warten, aber das kann nicht warten. Wir müssen reden.”
„Nein!” sagte sie und lachte dann über ihre heftige Reaktion. „Nicht vor morgen. Tut mir Leid”, meinte sie, als könne sie nicht verantwortlich für seine dummen Versprechen gemacht werden. „Aber du warst einverstanden, also halte dich daran.”
Das meinte sie ernst. Sie erwartete wirklich von ihm, dass er sich an das hielt, was er ihr im den Nachklang ihres ersten Zusammenseins versprochen hatte. Nun, er würde nicht hier herumsitzen und so tun, als hätte er ein reines Gewissen. Cole war so frustriert und fühlte die Schuld
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