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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und zweihundert«, stellte Joar Lundwall fest. Carl antwortete nicht.
    Sie fuhren schweigend weiter. In der Altstadt, Gamla stan, parkten sie den Wagen an einer Stelle, wo es vermutlich einen Strafzettel geben würde, direkt vor dem Königlichen Schloß. Das letzte Stück, vorbei an St. Georg und dem Drachen, gingen sie zu Fuß.
    In der Wohnung war es staubig und roch nach abgestandener Luft. Unter dem Briefschlitz lagen ganze Stapel von Werbesendungen. Carl bat die beiden, sich zu setzen, öffnete einige Fenster, holte eine Flasche Whisky und stellte den Plattenspieler an, ohne auch nur nachzusehen, ob eine Platte auf dem Plattenteller lag. Doch pflegte er seine Platte meist dort liegenzulassen, und Musik hatte er nun schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört.
    Die drei Männer saßen immer noch stumm, als sie ihre Whiskygläser hoben und sich zuprosteten. Dann tranken sie schweigend. Die Musik, die aus den Lautsprechern ertönte, kam von einer verstaubten Platte: Glenn Gould, Englische Suiten von Bach.
    Carl wußte, daß sie sich alle drei in einer Art Schockzustand befanden und ihre körperliche Verfassung überprüfen mußten. Er selbst spürte jetzt ein Jucken in den Fingerspitzen und um die Ellbogen herum. Die Schmerzen im linken Ohr hatten ihn dieses typische Symptom bis jetzt übersehen lassen.
    Stålhandske nahm an sich das gleiche wahr. Sie wechselten einen kurzen Blick und zogen sich ihre Hemden aus. Auf dem Rücken zeigten sich leichte Spuren von Marmorierung: geplatzte Blutgefäße. Sie warfen Joar Lundwall einen fragenden Blick zu. Der schüttelte den Kopf und teilte damit mit, daß er bei sich nicht einmal diese ersten Symptome der Taucherkrankheit bemerkte.
    »Es dürfte sich von selbst erledigen, aber wenn einer von uns im Verlauf der nächsten Stunde weitere Symptome spürt, muß er zum Arzt«, stellte Carl fest. Dann schwiegen sie wieder, bis sie ausgetrunken, nachgeschenkt und ihre Gläser fast wieder ausgetrunken hatten. Inzwischen hatte Carl die Platte umgedreht.
    »Ich habe ein Gästezimmer, und die Betten sind bezogen«, sagte Carl. Er spürte, wie ihn plötzlich unwiderstehliche Müdigkeit befiel. »Außerdem habe ich euch noch gar nicht gesagt, daß ihr verdammt gut wart. Willkommen in der Firma.«
    Sie antworteten nicht. Es hatte den Anschein, als kommunizierten sie wieder wortlos, wie unter Wasser.
    Da läutete es an der Tür.
    Alle drei erwachten augenblicklich aus ihrer Schläfrigkeit. Carl nickte nur, und die beiden anderen deuteten dieses Zeichen richtig. Sie zogen ihre Pistolen aus dem Hosenbund und entsicherten sie. Sie gingen automatisch in Kampfposition. Carl ging zur Tür. Er erwartete keinerlei Besuch.
    »Wer ist da?« fragte er durch die geschlossene Tür, vermied es aber, sich davor zu stellen.
    »Kriminalpolizei!« erwiderte eine Stimme draußen.
    Carl überlegte kurz. Dann zog auch er seine Waffe und entsicherte sie leise. Da die beiden anderen hinter ihm das Geräusch hörten, brauchte er ihnen nichts weiter mitzuteilen.
    »Ich mache auf!« rief er, drehte den Schlüssel, riß schnell die Tür auf und richtete die Pistole direkt auf das Gesicht von Kriminalinspektor Rune Jansson von der Mordkommission in Norrköping.
    Hinter Rune Jansson standen zwei Männer. Alle drei waren angesichts des unerwarteten Empfangs zu Salzsäulen erstarrt.
    »Zeigen Sie Ihre Ausweise«, sagte Carl und senkte gleichzeitig die Waffe. Mit einigem Zögern zogen alle drei ihre Plastikkärtchen mit dem kleinen Reichswappen aus der Tasche.
    »Verzeihung, kommen Sie rein«, sagte er und ging vor den drei Kriminalbeamten in die Wohnung zurück.
    »Alles in Ordnung«, sagte er zu seinen beiden Kollegen, die ihre Pistolen senkten, sie sicherten und wieder in den Hosenbund steckten. Die Polizeibeamten waren fassungslos.
    »Setzen Sie sich. Worum geht es?« fragte Carl. Er zeigte auf das Sofa gegenüber den drei Sesseln. Die drei zögernden Polizeibeamten nahmen Platz.
    »Ich heiße Rune Jansson und bin von der Mordkommission in Norrköping. Die Kollegen sind aus Stockholm«, begann Rune Jansson leise, entschloß sich dann aber, etwas selbstbewußter aufzutreten. »Und jetzt ist es so«, fuhr er folglich mit lauterer Stimme fort, »daß wir eine Hausdurchsuchung vornehmen und Sie nochmals verhören werden, Herr Hamilton. Es geht um eine bestimmte Ermittlung, die Ihnen schon bekannt sein dürfte.«
    Carl lachte laut los. Es war kein fröhliches Lachen, und es fiel allen Anwesenden aus verschiedenen Gründen

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