Im Interesse der Nation
gleich schwer, es zu deuten.
»Ach ja«, sagte Carl schließlich, schüttelte den Kopf und faßte sich an die Stirn, als wollte er wieder in die Wirklichkeit zurückfinden. »Ach, ja, ich weiß, worum es geht. Führen Sie ruhig Ihre Hausdurchsuchung durch. Es gibt allerdings ein Zimmer, das sie nicht betreten dürfen. Es ist militärisches Gebiet. Es enthält ohnehin nichts, was für Ihre Ermittlungen von Bedeutung sein könnte. Meine Kollegen hier sind Angestellte des militärischen Nachrichtendienstes und werden sich der Polizei gegenüber nicht ausweisen. Sie haben natürlich den Hausdurchsuchungsbefehl und die weiteren Formulare von der Staatsanwaltschaft?«
»Was zum Teufel soll das eigentlich? Sollen wir sie entwaffnen und rausschmeißen?« knurrte Åke Stålhandske. Carl machte schnell eine abwehrende Handbewegung. Es war ihm klar, daß es Stålhandske mit seiner Überlegung, eine Katastrophe auszulösen, vollkommen ernst war, und daß er keine Sekunde zögern würde.
»Von einer Beschränkung der Hausdurchsuchung auf einige Räume kann keine Rede sein. Wenn Sie uns nicht helfen wollen, werden wir Sie zur Kripo mitnehmen. Und wenn die beiden anderen sich nicht ausweisen, müssen sie zur Identifizierung mitkommen«, sagte Rune Jansson ebenso entschlossen wie unsicher; eine eigentümliche Mischung, deren Komik durch seinen Norrköpinger Dialekt noch unterstrichen wurde.
Carl seufzte und sah an die Decke. Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er sich zur Ordnung rufen, und wandte sich an seine beiden Mitarbeiter und Kameraden.
»Ihr dürft unter keinen Umständen eure Namen nennen. Verweist auf Ulfsson im OP 5. Er wird kommen und euch auslösen. Vielleicht sollten wir uns selbst entwaffnen, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden.«
Carl legte seine Pistole auf den Tisch, überlegte kurz, zog das Magazin heraus und legte es neben die Waffe. Die beiden anderen folgten seinem Beispiel. Dann stand er auf.
»Nehmen wir ein Taxi, oder sind Sie mit dem Wagen gekommen?«
fragte er Rune Jansson.
Sechs Stunden später befanden sich die Feldwebel Lundwall und Stålhandske, in einigen Voruntersuchungsprotokollen Feldwebel NN-7 und Feldwebel NN-8 genannt, wieder auf freiem Fuß. Weitere sechs Stunden später saßen sie in einer Maschine nach New York, von wo sie nach Kalifornien weiterfliegen sollten. Diesmal konnten beide während des Fluges tief und lange schlafen. Von den bis aufs Blut gereizten Kriminalbeamten waren sie nicht identifiziert worden. Da sie keiner Straftaten verdächtigt wurden und der Generalstab bezeugte, es handle sich um militärisches Personal in geheimer Funktion, gab es für die Polizei keine Möglichkeit mehr, sie länger festzuhalten.
Carls Weg in die Freiheit gestaltete sich etwas komplizierter. Kaum im Polizeihaus angekommen, verlangte er, allein in eine Zelle gesperrt zu werden, da er schlafen wolle. Er habe einen arbeitsreichen Tag hinter sich. Überdies begründete er seinen Wunsch damit, daß er nichts zu sagen habe.
Während Carl in seiner Zelle schlief, fand in seiner Wohnung eine Hausdurchsuchung statt. Die Polizisten leerten seine Kleiderschränke und konzentrierten sich dann auf eine verschlossene Stahltür. Sie mußte aufgeschweißt werden, was kostbare Zeit in Anspruch nahm. Aber was man hinter der Stahltür fand, weckte neue Hoffnungen. Es war ein geschlossener Raum mit verschlossenen Fenstern und Eisenjalousien. Der Raum war eine Mischung aus Turnsaal und Schießstand.
Außer zwei verschlossenen Waffenschränken enthielt er nichts von Interesse. Wieder mußte der Schlosser bemüht werden, der die beiden Stahlschränke aufbohrte.
Deren Inhalt erzeugte eine Mischung aus Bestürzung und polizeilicher Begeisterung. Unter anderem konnten die Beamten fünfzehn verschiedene Schußwaffen und sechs verschiedene Messer sicherstellen. Die Gegenstände wurden numeriert und mit Zetteln bezeichnet, die man mit Klebeband an den Waffen befestigte. Das größte Interesse erregten ein Revolver und eine schwarze Pistole, in deren Kolben ein Adelswappen eingraviert war. Polizeibeamte interessieren sich für Waffen. Die Arbeit wurde durch einige technische Diskussionen verzögert, die sich um die möglichen Wirkungen der verschiedenen Waffen sowie die Lizenzbestimmungen für militärisches Personal entspannten.
Die letzte Frage ließ sich relativ schnell klären. Hamilton besaß einige Waffenscheine. Die übrigen Waffen waren als militärische Dienstwaffen anzusehen, für die keine Lizenz
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