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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Carl, der die Maschine als letzter verließ, riß noch schnell ein Mikrofon an sich und schrie etwas von Dank für gute Zusammenarbeit und sprang dann hinaus. Er sah, wie der Hubschrauber aufstieg und eine Kurve zog, während gleichzeitig die Heckrampe hochgezogen und geschlossen wurde.
    Carl sah einige Sekunden stumm hinter dem Hubschrauber her. MA- RINE stand es in weißen Blockbuchstaben an der Seite. Dann ging Carl auf Johan F:son Lallerstedt zu, der aus einem vollkommen unerfindlichen Grund eine Uniform angezogen hatte.
    Lallerstedt sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, und sein Blick schrie förmlich tausend Fragen.
    Carl ging ein paar torkelnde Schritte auf ihn zu, bis er weniger als einen halben Meter von seinem Vorgesetzten entfernt war.
    »Herr Fregattenkapitän! Operation Big Red befehlsgemäß ausgeführt. Die Stationen wie geplant zerstört. Ein vermutetes Mini-U-Boot versenkt. Wir sind so gut wie unverletzt, könnten später aber ärztliche Hilfe brauchen.«
    Dann salutierte er symbolisch und lächelte matt.
    Sein direkter Vorgesetzter stand einige Augenblicke wie versteinert, bis er den Mund aufmachen konnte.
    »Keine Probleme? Habt ihr alle Ziele geortet?« fragte er schließlich.
    »Einige Probleme, aber wir haben die Ziele geortet und zerstört. Laß uns später quatschen. Let’s get the hell out of here«, erwiderte Carl und sah sich um.
    Die anderen hatten schon damit begonnen, das Schlauchboot in einem Volkswagenbus zu verstauen. In einigen hundert Metern Entfernung lag eine Villa, in deren Fenstern Licht brannte. Die Bewohner des Hauses mußten den Hubschrauber gehört haben. Sie mußten ziemlich neugierig geworden sein, und folglich mußte jetzt alles schnell gehen.
    Die drei Taucher zwängten sich unbeholfen und steifgefroren aus ihren Taucheranzügen. Sie standen hinter dem kleinen VW-Bus, während Lallerstedt und seine Helfer den Transportsack herbrachten und die Kleidung der drei Männer in drei Haufen sortierten.
    Jedes Stück Ausrüstung, das sie ablegten, wurde sofort in den Laderaum des VW-Busses geworfen. Dann zogen sie sich ihre Zivilkleidung an, nahmen ihre persönlichen Dinge an sich, zögerten kurz beim Anblick der Handfeuerwaffen, entschieden sich dann aber für einen Kompromiß. Jeder steckte seine Pistole ein. Die Revolver flogen in den Bus, und dann verschloß Lallerstedt die große Heckklappe, sprang auf den Fahrersitz und fuhr los.
    »Hoffentlich haben die im Volvo den Schlüssel stecken lassen«, knurrte Joar Lundwall.
    Der Schlüssel steckte. Joar Lundwall, der zweifellos noch die beste Kondition besaß, setzte sich ans Steuer und drehte den Zündschlüssel. Er stellte das Heizgebläse auf die höchste Stufe und fuhr los.
    Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Carl spürte den pochenden Schmerz in dem Ohr mit dem geplatzten Trommelfell und sah auf die in der Dämmerung vorübergleitende Landschaft. Das war Schweden. Es roch nach Frühling. Hier und da verbrannten die Leute Gartenabfälle. Alles war vollkommen normal, nichts wirkte ungewohnt, die Dinge sahen so wirklich oder unwirklich wie immer aus. Von Krieg keine Spur.
    Als der Wagen leise über die Lidingöbron glitt - Joar Lundwall hielt sich vernünftigerweise an die Geschwindigkeitsbegrenzung -, war es fast schon dunkel. Nur am Horizont deutete ein blutroter Rand an, daß die Sonne gerade unterging. Es sah aus wie bei einem Brand.
    Åke Stålhandske schaltete das Radio ein, stellte es aber nach kurzer Zeit wieder ab. Von ungelösten gesellschaftlichen Problemen mochte jetzt keiner von ihnen etwas hören.
    »Eins wollte ich dich noch fragen«, sagte Joar Lundwall, als sie sich schon auf dem Lidingövägen in der Nähe des Generalstabs befanden.
    »Bitte«, brummelte Carl, der eine Hand aufs Ohr gedrückt hielt.
    »Wieviel Mann waren da unten? Ist das bekannt?«
    Carl antwortete nicht. Nach kurzem Schweigen formulierte Lundwall seine Frage anders.
    »Wir wissen doch, daß die Basen bemannt waren. Wie viele Soldaten haben sich da unten befunden?« fragte er in einem Tonfall, der erkennen ließ, daß er weiterbohren würde, bis er eine Antwort erhielt.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Carl schließlich. »Maximaler Personalbestand sollen dreihundert Mann sein. Insgesamt. Mindestbesatzung im Winter fünfundsiebzig, ebenfalls insgesamt. Jetzt beginnt einerseits die Hochsaison, andererseits könnten sie sich veranlaßt gesehen haben, die Besatzung zu evakuieren. My guess is as good as yours « .
    »Also zwischen hundert

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