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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Marimekko drehte er sich noch einmal um und rief mir nach:
    »Beinah hätte ich es vergessen: Die Nachricht von Ih­ rem Tod steht in der heutigen Nummer des Sozialdemo­ kraten auf der Seite zehn! Kann sein, dass auch die anderen Zeitungen über Sie schreiben.«
    Ich winkte ihm zum Abschied zu und kehrte in den Lesesaal zurück, denn ich war gespannt, was die Presse über den Fall berichtete. Ob wirklich ein Foto von mir in der Zeitung war?
    Ich fürchtete, dass meine Witwe kein anständiges Be­ gräbnis für mich arrangieren würde. Doch nachdem sie sich nach meinem Tod von der ersten Verwirrung erholt hatte, traf sie energisch Vorbereitungen, mich unter die Erde zu bringen. Sie ließ sich eine neue Dauerwelle machen, kaufte sich ein eng anliegendes schwarzes Kleid, lud zahlreiche Angehörige und Freunde zu meiner Beerdigung ein und setzte eine Todesanzeige in die größte Zeitung der Hauptstadt. Die Anzeige kostete über zweihundert Euro, wie ich befriedigt feststellte. Den Psalmvers, der im Text stand, fand ich geschmacklos, aber immerhin war er traurig, sodass ich ihn akzeptie­ ren konnte, obwohl ich eigentlich nie Psalmen gesungen hatte. Alles in allem wurde meine Beerdigung eine schö­ ne Trauerveranstaltung.
    Am bewussten Tag begab ich mich gleich morgens auf den Friedhof von Malmi, um mich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen. Ich war vor meinem Leichnam dort, denn ich wollte anwesend sein, wenn er mit dem Wagen des Bestattungsinstituts gebracht wurde. Die Friedhofs­ kapelle war ein großes, ödes Gebäude aus roten Ziegeln, mit ihren Gewölben und allem Drum und Dran erinnerte sie mehr an einen Geschützstand aus dem Ersten Welt­ krieg. Ihren Zweck erfüllte sie jedoch auf jeden Fall. Für jemanden, der dort zur letzten Ruhe ausgesegnet wor­ den war, gab es garantiert keine Rückkehr.
    Hinter der Kapelle entdeckte ich einige frisch ausge­ hobene Gräber, eines davon war vermutlich für mich bestimmt. Ich stieg in eine Gruft hinab, um meine künf­ tige Ruhestätte zu erkunden. Sie war mit dem Bagger ausgehoben worden, an den Wänden sah man noch die Spuren der Schaufel. Die Höhlung war tief und ruhig, auch ein wenig feucht, ganz so, wie Gräber zu sein pflegten. Genau richtig, um darin zu vermodern und zu verwesen, dachte ich zerstreut.
    In Malmi wurden hauptsächlich arme Leute beerdigt, also die Bewohner Helsinkis, die kein Familiengrab in Hietaniemi besaßen, wo ich natürlich gern zu meiner letzten Ruhe gebettet worden wäre. Aber Hietaniemi war
    schon so voll mit den Knochen der Hauptstädter, dass dort nur hinkam, wer seine Grabstätte geerbt oder Beziehungen hatte.
    Mein Leichnam wurde kurz vor zwölf Uhr in einem Sarg der billigeren Kategorie in die Kapelle geschleppt. Der Deckel wurde geöffnet, sodass ich Gelegenheit hatte, meinen Körper zu betrachten. Ich war erfreut, mir nach langer Zeit wieder zu begegnen.
    Man hatte mich nach besten Kräften zurechtgemacht. Ich war mit einem weißen Spitzenhemd bekleidet – oder zumindest der Kragen und der Brusteinsatz waren aus Spitze –, meine Hände waren adrett über dem Bauch gefaltet, am Finger glänzte mein Ring. Auch war ich ganz frisch rasiert worden. Ich beugte mich hinunter, schnupperte an meinem Körper und registrierte zufrie­ den, dass ich nicht stank. Anscheinend hatte man mich bis jetzt im Kühlraum aufbewahrt. Ich ruhte friedlich und mit geschlossenen Augen im Sarg und wirkte wie ein verlässlicher Mann. Wäre ich in diesem Zustand plötzlich erwacht und in die Redaktion zur Arbeit gegan­ gen, hätte man mich dort wegen meines gediegenen und seriösen Äußeren bestimmt mit ganz anderen Augen betrachtet als sonst.
    Natürlich war meine Haut leicht bläulich verfärbt, und meine Lippen wirkten kalt und blass, ansonsten aber sah ich fast lebendig aus. Vielleicht hatte man mich gepudert? Wenn ja, war dies das erste und letzte Mal, dass ich geschminkt worden war, und das Ergebnis war keineswegs übel. Eigentlich war es eine Verschwen­ dung, eine so gut aussehende Leiche zu beerdigen. Ob es nicht noch irgendeine Verwendung für mich gab…?
    Diese makabren, aber harmlosen Gedanken verflüch­ tigten sich bald, denn es ging auf ein Uhr zu, und um diese Zeit sollte die Trauerfeier beginnen. Die Kapelle war fertig hergerichtet, der Sargdeckel wurde zuge­ schraubt, der Pastor trat in die Sakristei, junge Chor­ sänger erklommen die Empore. Ich war aufgeregt. Wür­ den zu meiner Beerdigung viele Leute kommen, oder würde man mich

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