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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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grauen
Einreiher-Anzug-von-der-Stange mit dunkelblauem Hemd und beiger Krawatte, die
er außerdem so lang gebunden hatte, dass sie ihm fast in den Schritt hing.
    Das war ein Kunststück, denn
Zinkdübel maß sicherlich 185 cm, war knochendürr und überwiegend spitz: spitze Nase,
spitzes Kinn, spitzige Ohren — und sogar zugespitzte Lippen, als würde er
pfeifen. Er mochte Ende Zwanzig sein und bewegte sich flink. Jetzt verzog ein
Grinsen den Mund zum spitzen V.
    Der Mann hatte Laura erspäht
und schoss auf sie zu. Er kam von hinten.
    „Gleich wird er ihr die Arme
auf den Rücken drehen“, murmelte Klößchen, „oder Handschellen anlegen.
Peinlich, peinlich! Sie kann von Glück sagen, dass ihr Vater kein LG-Direktor
ist.“
    Doch was dann geschah,
steigerte die allgemeine Verblüffung.
    Zinkdübel stoppte hinter Laura,
sprach sie an — offensichtlich freundlich — und klapste ihr — ebenfalls
freundlich — mit der Hand auf den Po.
    Laura lächelte ihn über die
Schulter an. Sie redeten. Keine Spur von Scheu oder Verlegenheit bei dem
Mädchen. Sie öffnete ihren Rucksack und ließ Zinkdübel hineinsehen. Er grinste
und schüttelte kurz den Kopf. Noch ein paar Worte. Noch ein Klaps — diesmal
fast zärtlich auf die Wange. Dann eilte der Plattfuß in die Konsum-Burg zurück.
    Laura bestieg ihr Bike und fuhr
Richtung Wieland-Straße. Dabei schnitt sie einem Rollstuhlfahrer den Weg. Der
Behinderte musste anhalten.
    „Meine Kopflaus tanzt Polka“,
meinte Klößchen. „Wie findet ihr denn das? Die beiden sind ja seelen-innig wie
ein verhandeltes Team.“
    „Schlimmer“, sagte Tim. „Ich
glaube, das sind Komplizen. Und Vera ist eins ihrer Opfer.“

5. Ich bin
ein Mann!
     
    Flauch schwitzte. Aber er legte
den Mantel nicht ab. Sein rot-blau-gemustertes Jackett war zu auffällig.
Außerdem war er sich nicht sicher, ob ihm der Warm-Mief im Kaufhaus den Schweiß
aus den Poren trieb oder ob’s an seiner Nervosität lag.
    In der inneren Manteltasche
steckte der Erpresser-Brief. Flauch hatte ihn auf einer alten
Underwood-Schreibmaschine getippt — einem Gerät, dessen Spur kriminaltechnisch
nicht mehr zu verfolgen war. Den Text kannte er auswendig.
    An dem Briefkuvert war ein
Klebestreifen angebracht — denn was er jetzt vorhatte, musste rasant passieren.
    Er schlenderte Richtung
Teppich-Abteilung, wo die Käufer nur vereinzelt herumsuchten.
    Jetzt kam er am Büro des
Personalleiters vorbei. Personalleiter stand in dunklen Buchstaben an
der Tür.
    Flauch blickte sich um. Er war
unbeobachtet. Nur hinten bei den Orientteppichen stritt ein genervtes Ehepaar
miteinander, war sich nicht einig, ob der preiswerte tibetanische Gebetsteppich
auch als Unterlage für Waldis Körbchen geeignet sei.
    Blitzschnell klebte Flauch
seinen Erpresser-Brief an die Tür.

    Sie wurde fast im selben Moment
geöffnet — von innen.
    Flauch ging weiter mit
eiskalten Fingern und ebensolchen Füßen. Er sah sich nicht um, wusste nicht,
wer da war.
    Es handelte sich um einen
weiblichen Azubi. Erst Anfang Dezember, also vor wenigen Tagen, hatte das
Mädchen mit der Ausbildung begonnen und machte noch konsequent alles falsch.
Also Anpfiff beim Personalleiter — sie kam heraus mit stark verheulten Augen
und schniefender Nase. Den Brief bemerkte sie nicht. Sie schob ab zur
Rolltreppe — in die dritte Etage, in der man sie bei den Miederwaren für starke
Größen als Aushilfe eingesetzt hatte.
    Flauch schnaubte und betrat die
Herrentoilette. Niemand in der Abteilung für ,kleines Geschäft’, auch die drei
Kabinen waren leer.
    Er zog sein Handy heraus und
wählte Günter Bauer an, den Personalleiter. Dessen Durchwahl kannte er so genau
wie das eigene Geburtsdatum.
    „Bauer.“ Eine brummige Stimme.
    „An Ihrer Tür klebt ein Brief.
Sofort lesen!“
    „Was?“
    „Sie sollen den Brief sofort
lesen.“
    „Wer sind Sie? Was soll das?“
    „Beeilen Sie sich, Mann! Sonst
geht hier eine Bombe hoch — und Ihre Kunden erschrecken sich.“
    „Was... was...?“
    „Erpressung! Klar, Mann? Steht
alles in dem Brief. Holt euch die CD. Aber rapido. Dann opfert ihr einen
CD-Player. Aber bleibt weg vom Gerät. Auch das steht im Brief. Wenn ihr dann
geschnallt habt, was wir können — wir sind eine Riesen-Organisation — , dann
wisst ihr auch, dass wir jede CD in dieser Weise präparieren können. Jede CD in
eurer Audio-Abteilung. Für uns ist das ein Kinderspiel. Aber eure Kunden werden
nicht sehr erfreut sein, wenn sie Bomben kaufen — statt Musik

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