GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Herr der Hiebe – The Beginning
von Inka Loreen Minden
Raoul hatte Witterung aufgenommen. Dieser vermaledeite Vampir wildert schon wieder in meinem Revier! , dachte der Dämon wütend, während er durch die dunklen Straßen von Paris streifte. Dabei achtete er stets darauf, nicht in die Lichtkegel der Laternen zu treten. Wie ein Schatten glitt er an den Hauswänden entlang, um im Schutz der Dunkelheit sein Opfer zu überraschen.
Der Geruch nach frischem Blut wurde immer intensiver, und schon bald hörte er schmatzende Geräusche. Lautlos schritt er in eine düstere Seitengasse, wo zwei Gestalten auf dem Boden kauerten. Raouls an die Nacht gewöhnten Augen erkannten den einen davon sofort: Nicholas! Der große, schlanke Mann saugte einem Menschen gerade das Leben aus.
Ohne zu zögern riss ihn Raoul von einem jungen Kerl herunter. »Verdammter Parasit, jetzt bist du fällig!«
Katzenhafte, zu Schlitzen verengte Augen blickten ihn hasserfüllt an. »Na los, zeig was du draufhast, Dämon!« Nicholas sprang unvermittelt auf Raoul zu, worauf sein Blutwirt davonstürmte. Anscheinend hatte der Vampir ihm noch nicht alle Lebenskraft genommen.
Nicholas verpasste ihm einen Hieb in die linke Niere. Raoul stöhnte auf und schleuderte den Vampir von sich. Knurrend stürzte Raoul auf ihn zu, versetzte ihm einen Kinnhaken und trieb ihm anschließend die Faust in den Magen. Nicholas ging keuchend vor ihm auf die Knie.
»Ich habe dich einmal gewarnt, du widerlicher Schmarotzer, doch heute lasse ich dich nicht entkommen!«
Nicholas lächelte zynisch, als er zu ihm aufblickte, doch er machte keine Anstalten, zum Gegenschlag anzusetzen. Daraufhin trat ihm Raoul rücksichtslos ins Gesicht. Ein knackendes Geräusch ließ vermuten, dass er dem Mann soeben den Kieferknochen gebrochen hatte, aber Nicholas nahm sein Kinn einfach in die Hand, rückte es zurecht und der Knochen wuchs augenblicklich wieder zusammen. Das konnte Raoul natürlich nicht sehen, aber er wusste sehr wohl, welch außergewöhnliche Selbstheilungskräfte ein Vampir besaß. Aber auch die haben ihre Grenzen, sinnierte er. Irgendwann geht ihm die Puste aus.
Langsam kam der große Mann auf die Beine und ärgerte Raoul mit einem provozierenden Lächeln. »Mehr hast du nicht zu bieten, Unterweltler?«
»Ich werde dir dein dämliches Grinsen schon aus dem Gesicht schlagen!«, knurrte Raoul und verpasste seinem Gegenüber einen gezielten Hieb auf die Nase. Sofort liefen rote Rinnsale daraus hervor, die der Vampir begierig aufleckte.
Raoul trat ihm gegen ein Knie, und Nicholas brach wieder zusammen. Raoul setzte sich auf den Brustkorb des Vampirs und schlug wahllos drauf zu. Nicholas lag einfach nur unter ihm, ohne die Fäuste abzuwehren.
»Verdammt, Blutsauger, kämpfe endlich!« Raoul wollte zornig sein, doch er bemerkte, wie die Wut langsam abnahm und auch seine Schläge an Kraft verloren. So macht mir das keinen Spaß, überlegte er, trotzdem stand er auf, um dem Vampir in die Seite zu treten, doch der kauerte sich nur auf alle viere.
Nicholas kämpfte sichtlich damit, bei Bewusstsein zu bleiben. Am Kragen seines Hemdes gepackt, schleuderte Raoul ihn immer wieder gegen eine Hauswand, bis Nicholas vor seinen Füßen zusammenbrach.
Verflucht , w arum wehrt er sich denn nicht? Raoul hätte ihm mit seinen ausgefahrenen Krallen das Herz herausschneiden und den Kopf abtrennen können, dennoch zögerte er. Der Blick, den Nicholas ihm schenkte, bohrte sich tief in seine Brust. Er möchte, dass ich es zu Ende führe, verdammt!
»Warum?«, fragte er Nicholas.
»Gewissensbisse, Dämon?«, flüsterte der Untote. »Na los, worauf ... wartest ... du n...?« Bevor er fertig sprechen konnte, sank er in eine Ohnmacht. Seine Gesichtszüge entspannten sich, die Fangzähne fuhren zurück in den Kiefer und auf einmal wirkte er auf Raoul wie ein schlafender Mann. Was für ein hübscher Kerl er ist, wenn er mal nicht wie ein Biest aussieht , ging es ihm durch den Kopf.
Er wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war, aber anstatt den Vampir zu töten, umarmte er ihn und gemeinsam lösten sie sich in Luft auf. Keine Sekunde später materialisierten sie sich in der Unterwelt, wo Raoul den groß gewachsenen Kerl in seinem Bett ablegte. Er streifte ihm das besudelte Hemd von den Schultern und fixierte seine Hände mit dicken Seilen am Bettgestell.
Was tu ich hier eigentlich? Raoul war über sein Handeln mehr als erstaunt. Als er dann auch noch ein feuchtes Tuch holte, um damit
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