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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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so, wie sie waren, ohne zu fragen, und verteidigte sie gegen jede Kritik. Jedenfalls Monica. Sie sprachen kaum über ihre eigenen Vorzüge und Schwächen, mit Ausnahme vielleicht der Tatsache, wie überlastet sie waren und wie schuldig sie sich fühlten. Monica existierte unverrückbar wie ein buntscheckiger Felsen, mit Monica traf sie sich zum Mittagessen, verbrachte in ihrer Gesellschaft endlose Stunden an Küchentischen. Wenn sie an Monica dachte, hatte sie kein Bild vor Augen, hätte keine Merkmale ihres Wesens aufzählen können, außer: nett, lustig. Anders Katherine, die Neue im Bunde, »aufgegabelt« –
    so Monica – als Anhängsel eines erfolgreichen Ehemanns. Hier war ein Gesicht noch frisch und fremd genug für eingehende Musterung, für Beschreibungen wie »rosig, hübsch, gazellenhaft, vornehm blaß«
    und, vor allem, »reizend«. Wie reizend, war noch keine ausgemachte Sache, war noch unentschieden. Sie verfolgte, mit welcher Anmut sich Katherine über die Stuhllehne zurückbeugte und ihre Handtasche zurechtrückte. Hatte wohl Angst, es könnte sie sich jemand schnappen, dieses wohlerzogene Mädchen, so reich, daß sie mit Geld umzugehen wußte. Mochten sie sich auch alle lamentierend ihrer Hypotheken, Zweitwagen, Schulgebühren, Kindermädchen und Zweithäuser erfreuen, manchmal reichte das Geld kaum für einen solchen Lunch. Heute wollte Monica zahlen, und da Jenny ihren Teil von Katherines Beute abbekäme, würde sie sich die Rechnung mit Monica teilen. Jenny studierte Katherine. Nein, zu ihr paßte das ge-wöhnliche »Kate« wahrhaftig nicht, paßte überhaupt kein Spitz- oder Kosename. Zwar fehlte ihr die leicht saloppe Souveränität Monicas, aber sie war reizend, wirklich reizend.
    »Katherine, wo zum Teufel hast du bloß dieses traumhafte Kleid her? Phantastisch, macht gertenschlank.«
    »Sie ist gertenschlank«, brummte Monica und blickte kurz von ihrer Speisekarte hoch.
    »Dieses Kleid?« Katherine schien verunsichert, zeigte auf den hochgeschlossenen Leinenkragen. Ja, natürlich meine ich das Kleid, 25
    welches Kleid sollte ich wohl sonst meinen, dachte Jenny leicht irri-tiert. Mit einem Mal fiel ihr auf, daß es regelrecht eine Angewohnheit Katherines war, alles zu wiederholen, wie ein Papagei. Sie hatte es bei ihrer ersten Begegnung getan, und sie tat es sogar daheim in den eigenen vier Wänden.
    »Das? Ach, das hat mir David gekauft.«
    »Das ist aber nett von ihm«, meinte Monica. »Den meinen könnte ich unmöglich in ein Kleidergeschäft schicken: er würde mir einen Putzlumpen anschleppen. Abgesehen davon, daß er nie auf die Idee käme. ›Dein Buckel, kümmer dich selbst drum‹, lautet sein Motto.
    Was ich tue, mit mäßigem Erfolg. Man stelle sich einen solchen Mann vor. Muß traumhaft sein.«
    »Ja, es ist sehr angenehm«, stimmte Katherine zu. »Er kauft auch ein. Und räumt oft auf.« Weil sie David gegenüber in letzter Zeit ungnädige und illoyale Gefühle hegte, fühlte sie sich jetzt genötigt, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und ihn in höchsten Tönen zu loben. Immer öfter war diese bewußte Anstrengung, gut von ihm zu denken, notwendige Voraussetzung dafür, ihm gut zu sein. Jenny kontrollierte, ob ihre Tüten noch am Eingang standen.
    »Meine Güte, du bist mit einem regelrechten Traummann verheiratet. Wahrscheinlich füttert er auch den Kleinen?«
    »Ja. Ja, er macht so etwas gern.«
    Sie wurde verlegen, als die anderen beiden spontan und unbekümmert lachten. Monica legte ihr entschuldigend die Hand auf den Arm.
    »Verzeih, Kath, wir lachen nicht über dich, sondern über derart mustergültiges Verhalten. So sollte es sein, ist es aber leider selten. Und das bei diesem gestandenen Mannsbild! Ich sehe es bildlich vor mir: der große, gutaussehende David mit umgebundener Schürze hantiert mitten in der Nacht mit Johnsons Babypuder. Köstlich.«
    O je, dabei kam David aber auch nicht unbedingt gut weg. Es muß-
    te doch möglich sein, ihn auf eine Weise darzustellen, die ihn nicht gleich als Memme erscheinen ließ. Eine Überschrift aus irgend einer Frauenzeitschrift kam Katherine in den Sinn. Erleichtert verkündete sie: »Er ist eben der Neue Mann. Der moderne Mann.«
    »Na, wenn das so ist«, meinte Monica, klappte die Karte zu und winkte energisch dem einzigen Kellner, der wenig Interesse zeigte, 26
    da von den drei Frauen nur bescheidene, figurbewußte Bestellungen und kein nennenswertes Trinkgeld zu erwarten war. »Dann ist meiner direkt aus der Arche an

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