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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Schweigen. Belinda stürzte einen großen Schluck ihrer Piña Colada hinunter und trommelte mit den Fingern ihrer rechten Hand auf den Tisch. »Gehst du hin?«
    »Niemals«, erklärte Sina entschieden.
    »Warum bist du dann so aufgewühlt? Du bleibst einfach fort und damit basta. Wieso grübelst du weiter über die Sache nach, wenn du dich bereits entschieden hast?«
    »Ich bin nicht so wie du«, erwiderte Sina leise. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch. »An dir ist schon immer alles abgeprallt, während ich …« Sie verstummte.
    »Einmal muss endlich Schluss sein«, entgegnete Belinda fest. »Inzwischen sind wir erwachsene Frauen, die selbst für ihr Schick­ sal verantwortlich sind.«
    »Sind wir das wirklich?«
    »Wenn du daran zweifelst, gehst du lieber wieder in Therapie. Ich jedenfalls habe einen radikalen Schlussstrich gezogen und nehme mein Leben in die Hand.«
    »Vielleicht kannst du nur besser verdrängen«, wagte Sina einzuwenden und erntete einen bösen Blick. Plötzlich fror sie trotz der sommerlichen Temperaturen. Was hatte sie wirklich von diesem Gespräch erwartet? Einen guten Rat, einen Hauch Solidarität, Mitgefühl? Wieso eigentlich? Sie hatte sich bereits in ihrer gemeinsamen Kindheit immer danach gesehnt und doch nie auch nur ansatzweise erhalten. Selbst von ihrem einst so verehrten großen Bruder Thomas nicht.
    »Wenn du Vater nicht besuchen willst, finde ich das okay, aber bitte verschone mich mit deinem Gejammer.«
    Warum drehten sich ihre Gespräche immer wieder im Kreis?
    Wortlos starrte Sina über den Kanal. Die Lichter der Gebäude auf der anderen Seite spiegelten sich. Eine leichte Böe kräuselte das Wasser, und die einzelnen bunten Lichter verschwammen zu bunten Schlieren. Als sich die kleinen Wogen wieder glätteten, schien plötzlich ein Bild an der Wasseroberfläche aufzutauchen. Ein Bild, das Sina nicht sehen wollte. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, aber das gestattete sie sich nicht.
    Belinda hatte sie die ganze Zeit beobachtet, stumm. Jetzt holte sie aus: »Geh zu deinem Therapeuten.«

Freitag, 13. Mai  11:00 Uhr

    Nachdenklich legte Hauptkommissar Willibald Pielkötter den Ob­duktionsbericht zur Seite und griff zum Telefon. »Barnowski, kommen Sie sofort in mein Büro«, kommandierte er in scharfem Ton.
    Wie immer musste man in diesem Laden alles zweimal sagen. Sofort hieß doch sofort. Oder nicht? Wie konnte man da etwas falsch verstehen? Pielkötter stand kurz vor einem kleinen Wutanfall, aber dann, ehe der Blutdruck bedrohliche Werte annahm, rauschte Barnowski ins Zimmer.
    »Habe soeben den Obduktionsbericht gelesen«, erklärte Pielkötter mit leicht gerötetem Kopf. »Cornelius Hamacher ist tatsächlich mit einem zweischneidigen Schwert erstochen worden.«
    »Wie ich Sie kenne, ersparen Sie mir auch nicht die weiteren Details«, feixte Barnowski. »Fangen Sie mit der Tatzeit an. Das ist besser für meinen empfindlichen Magen.«
    »Empfindliche Mägen haben bei der Polizei nichts zu suchen.«
    »Da hat sich unser guter Karl-Heinz Tiefenbach ja fast überschlagen«, lenkte Barnowski von diesem Thema ab. »Obduktion samt Bericht innerhalb von vierundzwanzig Stunden, das macht dem Rechtsmediziner so schnell keiner nach.«
    »Wahrscheinlich wurde die Waffe von einer linken Hand geführt«, erklärte Pielkötter, ohne auf Barnowskis Bemerkung einzugehen. »Hamacher war genau ein Meter neunundsiebzig groß, der Täter etwas kleiner. Laut Obduktionsbericht war das Opfer etwa fünf bis zehn Zentimeter größer als sein Mörder.«
    »Dann war der Täter wohl eher so’n drahtiger Typ.«
    »Übrigens ist der Tod zwischen zweiundzwanzig und vierund­ zwanzig Uhr eingetreten. Damit haben die Nachbarn offensichtlich ein Alibi. Zur Sicherheit können Sie bei denen noch einmal nach dem Namen und der Telefonnummer der Doppelkopfspieler fra gen, bei denen sie den Abend verbracht haben. Und nachforschen, ob die Nachbarn zur anderen Seite wirklich im Urlaub waren.«
    »Bereits geschehen«, erwiderte Barnowski zu Pielkötters Erstaunen. »Jedenfalls habe ich das Alibi der Minrats überprüft. Die sonnen sich an einem schönen Hotelstrand in Spanien, während wir uns hier wegen ihres toten Nachbarn abrackern.«
    »Dafür sind wir schließlich da.« Barnowski traf ein missbilligender Blick.
    »Irgendetwas Besonderes steht noch in dem Obduktionsbericht. Das sehe ich Ihnen doch an. Dabei ist ein Schwert als Mordwaffe ja schon seltsam genug.«
    So viel Beobachtungsvermögen und

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