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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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fort, die ihrem politischen System eigenen Sitten und Gebräuche beizubehalten und gründen kommunistische Geheimorganisationen.
    Zur Entdeckung solcher ‚führenden' Personen haben die Gestapodienststellen unter den Gefangenen ihre Spione eingeschleust, wertvollstes und ausgesuchtes Material für die Diversionsschulen.
    Doch in der Absicht, dieses Kontingent nur für sich zu nutzen, tragen die Gestapodienststellen, um diese Mitarbeiter zu tarnen, sie in die Listen der nicht als vertrauenswürdig Geltenden und sogar der zu Liquidierenden ein.
    Es ist notwendig, dieses Kontingent in den Lagern ausfindig zu machen und es gegen den Widerstand der Gestapo in die Schulen aufzunehmen."
    Weiß zog aus diesen Aufzeichnungen die entsprechenden Schlußfolgerungen und beschloß mit Landsdorf zu reden, da er hoffte, dies würde ihm die Möglichkeit geben, an der Auswahl des „Kontingents" teilzunehmen.
    Er riskierte alles, um alles zu erreichen. Und er riskierte es, obwohl er den Scharfsinn und unermüdlichen Argwohn Landsdorfs ahnte.
    Einige Tage später teilte Dietrich Johann scheinbar beiläufig mit, daß er befördert worden sei und jetzt als Dolmetscher bei der zweiten Abteilung „Z" angestellt sei, sich aber dennoch für längere Fahrten bereithalten müsse.
25
    In der Schreibstube wurde Johann eine Postkarte ausgehändigt. Ein Freund, ein gewisser Vogel, Unteroffizier eines in Smolensk untergebrachten Sonderkommandos, lud Weiß Weihnachten nach Warschau ein.
    In der Garage tränkte Johann die Postkarte mit einer chemischen Lösung und entzifferte die rotbraunen Schriftzeichen: „Warschau, Neue Welt 4o. Varieté Kolombina. Nicole. Hausnummer. Alter Ihres Vaters ...“

    Da Johann jetzt völlig zu Dietrichs Verfügung stand, wäre seine Erlaubnis ausreichend gewesen; dennoch beschloß er, auch Steinglitz um seine Einwilligung zu bitten — das würde die Meinung des Majors über ihn günstig beeinflussen. Weiß gab sich auch damit nicht zufrieden und wandte sich an Landsdorf; er meldete, daß er nach Warschau fahre und fragte, ob es nicht irgendwelche Befehle gäbe, womit er unter Beweis stellte, daß er Landsdorf, und keinen anderen für seinen obersten Chef hielt.
    Landsdorf gab ihm den Auftrag, Fichtennadeltabletten für seine Bäder zu kaufen und nach Büchern zu suchen, die nicht später als in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erschienen waren. Er erklärte:
    „Ich liebe nur, was mit meiner Jugend zusammenhängt ... Sie war sehr schön ..."
    Wegen der verschiedenen Einkäufe kam Johann ziemlich spät ins „Kolombina".
    Der Saal war verräuchert, es war eng und laut. Soldaten tranken Bier, holten ihre in Pergamentpapier verpackten Brote hervor, aßen ungeniert und unterhielten sich geräuschvoll.
    Als „Die zwei Nicoles — Parterreakrobaten" angekündigt wurden, machte Johann eine unwillkürliche Bewegung und beugte sich vor.
    Er brauchte sich nicht besonders anzustrengen, um in dem Akrobaten im schwarzen Trikot Subow zu erkennen. Sein Haar war gerade gescheitelt, seine Augenbrauen dünn ausrasiert, die Lippen leicht geschminkt. Er arbeitete mit kräftigen Bewegungen. Seine Partnerin wand sich bald wie eine schwarze Schlange in den Händen Subows, bald erstarrte sie in einer unbeweglichen Pose an seinem ausgestreckten Arm.
    Man klatschte ihnen lange Beifall.
    Weiß kaufte am Büfett eine Schachtel Konfekt und ging in die Artistengarderobe. Er stieß die Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift „Die zwei Nicoles" hing, einfach auf, beugte sich über ein dick eingekremtes weibliches Gesicht und murmelte:
    „Fräulein, ich bin von Ihrer Kunst begeistert." Er legte eine Schachtel Konfekt auf den Spiegeltisch und wandte sich mit einem Lächeln Subow zu.
    Doch dieser begegnete seinem Lächeln gleichgültig.
    „Herr Gefreiter", sagte Subow, „vielleicht haben Ihnen Ihre Eltern gesagt, daß es höflich ist, bei fremden Leuten anzuklopfen."
    „Ich bekenne mich schuldig", sagte Weiß. Und schlagfertig meinte er in Übereinstimmung mit der Parole: „Ich bin bereit, sogar sechzehnmal zu klopfen."
    Er wartete auf die Gegenäußerung, doch Subow schwieg.
    Dann fragte Subow: „Zu wem wollen Sie eigentlich?”
    „Ich wollte Nicole meinen Glückwunsch überbringen."
    „Es gibt zwei Nicoles", erinnerte Subow.
    „Ich möchte mich gern mit dem wichtigsten unterhalten", sagte Weiß.
    „Der wichtigste von beiden sitzt da", erklärte Subow und wies mit den Augen auf das Mädchen.
    Weiß ging zu ihr,

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