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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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überlassen. Ich sollte der scheinbare Besitzer werden. Ich dachte, daß ich hier bessere Möglichkeiten als in der Heimat hätte. Jetzt ist mir klar, daß sie die Werkstatt beschlagnahmen. Und ich werde als einfacher Arbeiter gehen müssen. Lieber will ich Soldat in der Heimat als hier Arbeiter sein."
    „Endlich die Stimme des deutschen Bluts!" Funk nickte zustimmend.
    Am Abend erschien Funk unerwartet in der Garage und fragte:
    "Gehst du heute zu Schwarzkopfs Sohn, um ihm dein Beileid auszusprechen?"
    „Sein Vater hat sich zu mir immer anständig verhalten."
    „Das weiß ich", sagte Funk heftig, „wenn ich auch nicht verstehe, warum."
    „Ich habe immer sehr genau seine Aufträge ausgeführt."
    „Und was noch?"
    „Ich half ihm in meiner Freizeit, er war doch Erfinder."
    „Woran arbeitete er?"
    „Das weiß ich nicht."
    „Ja, du hast nur Stroh im Kopf. Aber jetzt hör zu: Wenn du auch nach Hause fahren willst, so bedeutet das noch lange nicht, daß du fährst; weil wir das noch nicht beschlossen haben. Du fährst erst dann, wenn Heinrich Schwarzkopf fährt. Und damit er fährt, muß er wissen, daß auch sein Vater das beabsichtigte.”
    „Wie denn das?"
    „Bis gestern wußte er es nicht; er weiß nicht, daß Rudolph mir kürzlich einen Brief geschrieben hat... Du sagst Heinrich, daß ich solch einen Brief habe."
    „Aber vielleicht ist es besser, Ihm einfach den Brief zu zeigen?" Funks Stirn legte sich in Falten, glättete sich gleich wieder, und er sagte:
    „Ich vertraue dir, Johann, wie meinem eigenen Sohn. Dieser Brief wurde mir gestohlen. Ich denke, daß es die Agenten vom NKWD waren. Sie waren es auch, die Schwarzkopf umbrachten. Sie brauchten ihn als erfahrenen Ingenieur auf dem Gebiet der militärischen Nachrichtenübermittlung. Und als sie erfuhren, daß Schwarzkopf abreisen wollte, ermordeten sie ihn. Jetzt ist es unsere Pflicht, dem Vaterland den Sohn Schwarzkopf wiederzugeben; sein Onkel ist in Deutschland eine bedeutende Persönlichkeit. Ich habe Im versprochen, daß die Schwarzkopfs bei ihrer Rückkehr nach Deutschland eine bevorrechtete Stellung einnehmen würden. Verstehst du das alles?"
    „Ja, ich werde Heinrich sagen, daß ich, wenn er einwilligt, in den nächsten Tagen abzureisen, zu ihm stehe."
    „Genau das; aber auch mir bist du verpflichtet", erinnerte Funk. „Ohne meine Einwilligung kommst du nicht von hier weg."
    Die in Riga lebenden Deutschen schätzten Schwarzkopf nicht allzusehr. Sie verübelten Ihm den gegenüber einflußreichen Landsleuten bekundeten Hochmut und seine deutliche Verehrung für einen gewissen Professor Goldblatt.
    Sich mit Juden befreunden bedeutete, selbst wenn man ein Genie war, für die Öffentlichkeit eine Herausforderung!
    Außerdem erzählte man, Schwarzkopf hätte von seinem Sohn verlangt, daß er die Tochter Professor Goldblatts heirate.
    Der hochgewachsene, stattliche Rudolph Schwarzkopf, ein Mann mit strengem Gesicht und arroganten Manieren, verstand es, sich den Ruf eines willensstarken Mannes zu verschaffen, im Grunde aber war er eine äußerst unausgeglichene und krankhaft ehrgeizige Natur.
    Die Abneigung Schwarzkopfs, nach Deutschland zurückzukehren, erklärte sich hauptsächlich dadurch, daß er einen Halbbruder hatte, den er nicht grundlos für einen talentlosen, schwachköpfigen Preußen hielt, obwohl er unter Hitler eine bedeutende Stellung bekleidete. Offenbar nutzte dieser Bruder seinen Posten auch dazu aus, um sich auf seine Weise an dem älteren Bruder für dessen hochmütiges Wesen zu rächen. Zum Faschismus verhielt sich Rudolph Schwarzkopf tolerant; er war der Ansicht, daß der Faschismus ein Ausdruck der blinden Verzweiflung der Nazis für die demütigende Kriegsniederlage war.
    Rudolphs Bruder, der Sturmbannführer Willi Schwarzkopf, hatte den Kreisleiter Funk aufgefordert, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, da jetzt, wo Lettland sozialistisch würde, ein längeres Verbleiben Rudolphs in diesem Land ihm selbst in seiner Parteikarriere schaden könne.
    Kurz vor der Ermordung Rudolph Schwarzkopfs hatte der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare Lettlands den Ingenieur aufgesucht und seine Zustimmung zu einer Nominierung für den Posten des Direktors des wissenschaftlichen Forschungsinstituts erhalten.
    Am gleichen Tag war der Kreisleiter Funk ohne jede Vorankündigung erschienen und hatte aufgebracht erklärt, daß die deutschen Kreise in Riga das Verhalten Schwarzkopfs für Verrat an den nationalen Interessen des Reiches

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