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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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schien im gut genug. Schließlich zog ihn in Oberhausen ein beißender Gestank zu einer Krautgärtnerin. Da stand er, mit Hörnern, lang und gedreht, wie die Schaufeln der Wikingerhirsche, auf einem Baumstamm hinter dem Gartenzaun. Die Augen glühten im pechschwarzen Fell und sein Bart reichte dem Bock bis zu den Klauen. Die Krautgärtnerin wollte ihn nicht hergeben. Erst als sie das Kleinkind in dem Tuch auf Kellenbenz’ Rücken entdeckte, erweichte er ihr Herz.
    Er arbeitete mit solcher Hingabe an dem Werk, dass die Nachbarn schon eine Dirne vermuteten, die er in seiner Werkstatt liebkoste und in einer Tonne verbarg. Bei der Tötung des Tieres überwachte er den Schinder, entfernte dann selbst die langen Hoden des Bocks, entfleischte und salzte die Unterhaut, was er sonst den Gerbern überließ. In einer mit Sägespänen gefüllten großen Tonne läuterte er das Fell, entzog so dem Haarkleid alles überflüssige Fett. Er kochte den Kopf aus und bezog den weißen Schädel wieder, nachdem er die Gesichtshaut durch Pickeln und Fetten geschmeidig gemacht hatte. Bianka band er ein Tuch vor Nase und Mund. Er musste aufpassen, dass sie in den Dämpfen der ätzenden Laugen nicht erstickte. Er gab ihr viel Milch zu trinken. Milch linderte den Brechreiz. Ihr junger Leib musste sich erst noch an die Kloake gewöhnen, in der sie aufwuchs.
    Seine Tochter fürchtete sich nicht vor Wasti, wie er ihn im Stillen nannte. Sie kämmte den langen schwarzen Bocksbart des ausgestopften Kopfes und polierte die gedrehten Hörner. Er erlaubte ihr auch, mit ihren kleinen Fingern die bemalten Wachskugeln in die leeren Augenhöhlen zu drücken.
     
    Sie erreichten den Pesthügel. Hinter den Hagebutten hörte er Gemurmel. Seine Auftraggeber waren bereits da. Hastig zog Kellenbenz seine Tochter unter einen Baum. Hoffentlich hatten sie ihn noch nicht entdeckt. Er stützte sich an die Kiefer, spähte zu ihnen hinüber und schnaufte aus. Der lockige Vollbart des einen Mannes schimmerte golden in der Abendsonne wie die Ketten, die unter seiner dunklen Schaube hervorlugten. Der andere trug einen breitkrempigen schwarzen Hut und einen weiten Umhang. Etwas in ihren Worten hielt Kellenbenz zurück. Er zog Bianka an sich, hockte sich zwischen die Wurzeln der Kiefer und lauschte. Sie redeten von Kindern, so als seien es Ferkel für den Spieß. Der mit dem Pfaffenhut sollte dem Patrizier als Rattenfänger dienen, und dafür wollte ihm der reiche Herr seine Ordensgemeinschaft in Augsburg legitimieren. Plötzlich wusste Kellenbenz, wofür sie Wasti brauchten, der Teufel selbst wollte sich unter dem Gehörn verbergen.
    »Die Macht, die Euch Euer Oheim bot, habt Ihr ausgeschlagen. Wozu wollt Ihr nun die Erben auslöschen?«, fragte der Pfaffe den Goldbärtigen. »Auslöschen, ein hässliches Wort. Und das aus Eurem gesalbten Mund, Pater«, erwiderte der Patrizier. »Ich sehe es eher als … sagen wir eine Art Erziehungsmaßnahme. Wie sagt man doch so schön, wer nicht hören will …«
    »… muss sterben?«, ergänzte der Geistliche. »Lauft Ihr nicht Gefahr, Euren Bruder, bei dieser Art von Erziehung ganz zu verlieren?«
    »Gefahr, Pater …« Der Reiche lachte, was eher wie ein trockener Husten klang. »Gibt es seit der Entdeckung Westindiens noch etwas, das unsereins reizt oder gefährlich werden könnte?«
    »Aber …«, der Pater räusperte sich. »Wie wollt Ihr mit der Sünde leben, Graf?«
    »Für was haben wir Euch und Eure Ablassbitten? Außerdem meine ich es doch nur gut. Seit Jahrhunderten hat unsere Familie Augsburg in der ganzen Welt berühmt gemacht. Und jetzt sollen ein paar Glaubensabtrünnige mit ihrer Gebärfreudigkeit alles an sich raffen? Es dürfte auch in Eurem Interesse sein, Hochwürden, wenn das Vermögen zusammengehalten wird.«
    »Also geht es Euch nur ums Geld?«
    Der Graf lachte wieder, brachte die Straußenfeder an seinem Barett zum Zittern. Kellenbenz presste Bianka an sich.
    »Aber, bitte, tut es nicht selbst.« Sein Lachen schnitt ab.
    Der Pater zupfte mit seinen knochigen, beringten Fingern an seinem Spitzbart. »Mein Novize ist mir bedingungslos ergeben, seit ich ihn der Inquisition entrissen habe. Ein ehemaliger Flagellant. Er geißelt sich immer noch und wird der Versuchung des Fleisches widerstehen.«
    »Eine Versuchung ist es, da habt Ihr recht. Wären mir nicht auch die ganz jungen Weiber inzwischen zuwider, würde ich es selbst riskieren.«
    »Plagt Euch etwa … die Franzosenkrankheit?« Der Pater wich einen

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