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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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seinem abgerissenen Äußeren, seiner
fehlenden Ausrüstung und dem Mangel an Geld. Lucas’
fadenscheinige Begründungen taten sie mit einer Handbewegung ab.
    Â»Ist nicht schlimm, Luke, dich kriegen wir auch noch satt.
Mach dich nützlich, er leg ein paar Heuler. Am Wochenende
bringen wir die Felle nach Westport. Dann hast du wieder Geld.«
Norman, der älteste Jäger, sog gemütlich an seiner
Pfeife. Lucas hatte die dunkle Ahnung, dass er hier nicht der Einzige
war, der vor irgendetwas davonlief.
    Lucas hätte sich unter diesen schweigsamen, gelassenen
Coastern sogar wohl fühlen können, wäre da nur nicht
die Jagd gewesen! Sofern man das Abschlachten hilfloser Jungtiere vor
den Augen ihrer entsetzten Mütter überhaupt als solche
bezeichnen konnte. Zweifelnd blickte er auf den Knüppel in
seiner Hand und das Tierchen vor ihm ...
    Â»Nu mach schon, Luke! Hol dir das Fell! Oder glaubst du, in
Westport geben sie dir am Samstag Geld, weil du uns beim Abhäuten
geholfen hast? Hier hilft jeder jedem, aber Geld gibt’s nur für
die eigenen Felle!«
    Lucas sah keinen Ausweg. Er schloss die Augen und schlug zu.
    Â 

9
    Am Ende der Woche hatte Lucas fast dreißig Seehundfelle
zusammen – und wurde noch mehr von Scham und Selbsthass geplagt
als nach der Episode auf der Pretty Peg. Er war fest entschlossen,
nach dem Wochenende in Westport nicht an die Seehundbänke
zurückzukehren. Westport war eine aufstrebende Siedlung. Es
musste dort Anstellungen geben, die ihm weniger nahe gingen –
auch wenn er damit zugab, kein richtiger Mann zu sein.
    Der Aufkäufer der Felle, ein kleiner, drahtiger Mann, der
auch den Laden in Westport führte, war hier durchaus
optimistisch. Wie Lucas gehofft hatte, brachte erden neuen Jäger
auf den Seehundbänken nicht mit dem Walfänger in
Verbindung, der von der Pretty Peg geflohen war. Vielleicht dachte er
nicht so weit, oder es war ihm einfach egal. Jedenfalls gab er ihm
ein paar Cents für jedes Fell und beantwortete dann bereitwillig
seine Fragen nach anderer Arbeit in Westport. Wobei Lucas natürlich
nicht zugab, dass ihm das Töten zu schaffen machte. Stattdessen
gab er an, die Einsamkeit und die Männergesellschaft auf den
Seehundbänken leid zu sein.
    Â»Ich möchte mal in der Stadt wohnen«, behauptete
er. »Vielleicht ’ne Frau finden, ’ne Familie
gründen ... einfach keine toten Wale und Seehunde mehr sehen.«
Lucas legte das Geld für den Schlafsack und die Kleidung, die er
eben gekauft hatte, zum Wechseln auf den Tisch.
    Der Händler und Lucas’ neue Freunde lachten lauthals.
    Â»Also,Arbeit wirste leicht finden. Aber’n Mädchen?
Die einzigen Mädels hier sind die in Jolandas Etablissement über
dem Pub.Die wären natürlich auch im heiratsfähigen
Alter!«
    Die Männer fassten das wohl als Witz auf. Jedenfalls konnten
sie kaum aufhören zu lachen.
    Â»Kannst sie ja gleich fragen!«, meinte Norman
gutmütig. »Du kommst doch mit in den Pub?«
    Lucas konnte nicht ablehnen. Eigentlich hätte er seinen
kargen Verdienst lieber gespart, aber ein Whiskey wäre nicht
übel – ein bisschen Schnaps, der ihn vielleicht die Augen
der Seehunde und das verzweifelte Umsich schlagen des Wals vergessen
ließ ...
    Der Aufkäufer der Felle nannte Lucas andere
Verdienstmöglichkeiten in Westport. Vielleicht könne der
Schmied einen Gehilfen brauchen. Ob Lucas schon mal mit Eisen
gearbeitet habe? Lucas verfluchte sich selbst dafür, auf Kiward
Station nie einen Gedanken daran verwendet zu haben, wie James
McKenzie die Pferde beschlug. Entsprechende Fähigkeiten hätten
sich hier zu Geld machen lassen, doch Lucas hatte Hammer und Nägel
nie angerührt. Er konnte ein Pferd reiten – mehr aber auch
nicht.
    Der Mann deutete Lucas’ Schweigen richtig. »Kein
Handwerker, was? Nichts gelernt, außer Seehunden die Köpfe
einzuschlagen.Aber der Bau wäre ’ne Möglichkeit! Die
Zimmerleute suchen ständig Hilfe. Sie kommen mit den Aufträgen
kaum nach, alle Welt will plötzlich Häuser am Buller. Wir
werden noch ’ne richtige Stadt!Aber zahlen tun die nicht viel.
Kein Vergleich mit dem, was du damit verdienst!« Er zeigte auf
die Felle.
    Lucas nickte. »Ich weiß. Aber ich frage trotzdem mal.
Ich ... ich hab mir schon immer vorstellen können, mit Holz zu
arbeiten.«
    Der

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