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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Pub war klein und nicht besonders sauber. Doch Lucas stellte
erleichtert fest, dass sich keiner der Gäste an ihn erinnerte.
Wahrscheinlich hatten sie den Matrosen der Pretty Peg gar keinen
zweiten Blick geschenkt. Lediglich das rothaarige Mädchen, das
auch heute wieder bediente, schien ihn abschätzend zu
betrachten, als sie den Tisch abwischte, bevor sie Whiskeygläser
vor Norman und Lucas hinstellte.
    Â»Tut mir Leid, dass es hier wieder mal aussieht wie im
Schweinestall«, sagte das Mädchen. »Ich hab’s
Miss Jolanda gesagt, dass der Chinese nicht richtig putzt ...«
Der »Chinese« war der ziemlich exotisch wirkende Barmann.
»Aber solange sich keiner beschwert ... Nur den Whiskey, oder
soll’s auch was zu essen sein?«
    Lucas hätte gern etwas gegessen. Irgendetwas, das nicht nach
Meer und Seetang und Blut roch und nicht rasch am Feuer der
Seehundjäger gebraten und oft halb roh heruntergeschlungen
wurde. Zudem schien das Mädchen auf Sauberkeit zu achten.
Vielleicht war also auch die Küche nicht so verdreckt, wie auf
den ersten Blick zu befürchten war.
    Norman lachte. »Was zum Vernaschen, Kleine! Essen können
wir auch im Lager, aber so einen süßen Nachtisch wie dich
gibt’s da nicht ...« Er kniff das Mädchen ins
Hinterteil.
    Â»Du weißt, dass das ’n Cent kostet, Kleiner,
ja?«, sagte sie. »Ich sag’s Miss Jolanda, dann
kommt’s mit auf deine Rechnung.Aber ich will nicht so sein –für
den Cent kannst du auch noch mal hier anfassen.« Die Rothaarige
wies auf ihre Brust. Begleitet vom Johlen der anderen Männer,
griff Norman herzhaft zu. Dann entzog das Mädchen sich geschickt
seiner Hand. »Mehr gibt’s später, wenn du bezahlt
hast.«
    Die Männer lachten, als sie davonstakste. Sie trug hohe
Schuhe in aufreizendem Rot und ein Kleid in verschiedenen
Grünschattierungen. Es war alt und mehrmals geflickt, aber
sauber, und die Spitzenvolants, die es aufreizender wirken ließen,
waren sorgfältig gestärkt und gebügelt. Lucas fühlte
sich ein wenig an Gwyneira erinnert. Sicher, die war eine Lady, und
dieses halbe Kind hier eine Hure, aber sie hatte ebenfalls krauses
rotes Haar, helle Haut und dieses Blitzen in den Augen, das ganz und
gar nicht davon kündete, dasssie sich ergeben in ihr Schicksal
fügte. Für dieses Mädchen war hier bestimmt noch nicht
Endstation.
    Â»Süße Maus, nicht?«, bemerkte Norman, der
Lucas’ Blick wahrnahm, aber völlig falsch deutete.
»Daphne. Miss Jolandas bestes Pferd im Stall und obendrein
schon ihre rechte Hand. Ohne die läuft hier gar nichts, sag ich
dir. Hat alles im Griff. Wenn die Alte schlau wäre, würde
sie die Maus adoptieren.Aber die denkt nur an sich. Irgendwann wird
das Mädel ihr weglaufen und die besten Attraktionen mitnehmen.
Wie sieht’s aus? Willst du sie zuerst? Oder hat sonst einer
Lust auf was Wildes?« Er blickte augenzwinkernd in die Runde.
    Lucas wusste nicht, was er sagen sollte.
    Zum Glück kam Daphne eben mit der zweiten Runde Whiskey.
    Â»Die Mädchen halten sich oben bereit«, sagte sie,
als sie die Gläser verteilte. »Trinkt in Ruhe aus, ich
bring auch gern noch die Flasche, und dann kommt ihr rauf!« Sie
lächelte aufmunternd. »Aber lasst uns nicht zu lange
warten. Ihr wisst ja, ein bisschen Schnaps steigert den Spaß,
aber zu viel macht schlapp ...« Ebenso schnell wie Norman
vorhin nach ihrem Hinterteil gegriffen hatte, fasste sie ihm jetzt
zur Revanche zwischen die Beine.
    Norman schrak zurück, musste dann aber lachen.
    Â»Krieg ich dafür auch ’nen Cent?«
    Daphne schüttelte den Kopf und ließ ihr rotes Haar
dabei fliegen.
    Â»Vielleicht ’nen Kuss?«, flötete sie und
entschwebte, bevor Norman antworten konnte. Die Männer pfiffen
hinter ihr her.
    Lucas trank seinen Whiskey und fühlte sich schwindelig. Wie
kam er hier bloß wieder heraus, ohne vorher noch einmal
kläglich zu versagen? Daphne erregte ihn kein bisschen. Und
dabei schien sie durchaus ein Auge auf ihn geworfen zu haben.
Aucheben hatten ihre Blicke ein wenig länger auf seinem Gesicht
und seiner schlanken, aber muskulösen Gestalt geruht, als auf
den Körpern der anderen. Lucas wusste, dass Frauen ihn attraktiv
fanden – das würde bei den Huren von Westport nicht viel
anders sein als bei den Matronen von Christchurch. Was

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