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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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ich es geahnt hatte, fand er sich als Diener der Maat mit mir als Pharao ab. Doch ehe er nach Waset kam, um mir seine Aufwartung zu machen, wurde in seinem Auftrag ein schreckliches Verbrechen begangen. Wider Erwarten hatte Suppiluliuma seinen jüngsten Sohn Zananza mit großem Gefolge und ebenso großen Reichtümern losgeschickt, damit er sich mit Anchesenamun vermählte und über Ägypten herrschte. Aber Zananza und seine Begleiter haben ägyptischen Boden nie betreten. Sie wurden alle ermordet und im Sand der Wüste verscharrt wie Verbrecher.
    Wenige Wochen später erreichte mich ein Brief des Hethiterkönigs, in welchem er mir bittere Vorwürfe wegen des Todes seines Sohnes machte. Ich antwortete ihm, nichts davon zu wissen, dass sich sein Sohn auf dem Weg nach Ägypten befunden hatte und dass er ermordet worden war. Doch er schrieb mir zurück:
    «Jetzt komme ich zur Angelegenheit des Todes meines Sohnes und seiner Begleiter. Was das anbetrifft, was Du mir geschrieben hast: Ich wusste nicht, dass Dein Sohn nach Ägypten kommt, und ich wusste keineswegs, dass er ermordet wurde.
    Als man mich bat, einen Sohn als Gemahl zu geben, war ich dazu bereit. Ich war bereit, meinen Sohn zu schicken, um König zu sein. Aber Du warst bereits auf den Thron gestiegen, und das wusste ich nicht. Was das anbetrifft, was Du mir geschriebenhast: Dein Sohn ist tot, aber ich habe ihm kein Leid angetan. Als die Königin Ägyptens mir von neuem schrieb, warst Du da nicht schon Pharao? Wenn Du aber inzwischen den Thron bestiegen hattest, hättest Du meinen Sohn nach Hause zurückschicken müssen. Was aber habt ihr mit meinem Sohn gemacht? Aus der Tatsache, dass Blut geflossen ist, ist der Fall eines furchtbaren Verbrechens geworden. Großes Leid habt ihr uns zugefügt! Großes Leid!»
     
    Ich fühlte mich nun doch mitschuldig am Tod des Prinzen Zananza, denn es war mein Einfall gewesen, dass Anchesenamun die Briefe schrieb, und ich hätte wissen müssen, dass Haremhab nicht lange zögern und den Prinzen umbringen würde, wenn er sich Ägypten näherte. Aber ich hatte nie geglaubt, dass Suppiluliuma überhaupt einen seiner Söhne nach Ägypten schicken würde. Ich fürchtete den Zorn und die Rache der Hethiter, aber mehr noch fürchtete ich die Rache der Götter. Gewiss hatte Suppiluliuma einen Fluch über mich gesprochen, denn meine Tat blieb nicht lange ungesühnt: Nur zehn Monate nach Tutanchamun starb meine Enkelin Anchesenamun, meine Große königliche Gemahlin. Ihre Dienerinnen fanden sie eines Morgens tot in ihrem Bett. Sie war ohne jedes Anzeichen von Krankheit gestorben. Sie verließ diese Welt so unauffällig, wie sie gelebt hatte. Mit ihr war der letzte Spross aus der Familie Echnatons dahingegangen. Die Dynastie war endgültig erloschen.
    Ich begrub sie in jenem Tal, in welchem die Königinnen Ägyptens ihre letzte Ruhe fanden.
    Der einzige Mensch, um den ich mich noch zu kümmern hatte, war meine Tochter Mutnedjemet. Sie war nach dem Tod ihres Gemahls Rechmire unverheiratet geblieben. Ich beschloss, sie zu meiner Großen königlichen Gemahlin zu erheben. Somit war sichergestellt, dass sie Haremhab nach meinem Tod nicht übergehen oder gar beseitigen lassen konnte, denn er konnte seine Herrschaft nur über die Verbindung mit der Großen königlichenGemahlin rechtfertigen, wie ich es zuvor mit Anchesenamun getan hatte. So hatte ich wenigstens einen Menschen um mich, der mir nahe stand und den ich liebte.
     
    Meine ganze Sorge galt dem Andenken Echnatons und seiner Familie. Damit mein Vorhaben nicht auffiel, entwickelte ich eine rege Bautätigkeit. Ich ließ das Heiligtum des Sobek in der Oase Fajum erneuern, ich stiftete Gold und Edelsteine für den Tempel des Ptah in Men-nefer, und ich führte die Arbeiten, die Tutanchamun im Heiligtum von Ipet-sut begonnen hatte, fort. Es herrschte reger Schiffsverkehr auf dem Nil, und wer geglaubt hatte, ich würde die wenige Lebenszeit, die mir vielleicht noch blieb, nur in meinem Palast in Waset verbringen, der sah sich getäuscht.
    Die meiste Zeit verbrachte ich in diesen Tagen auf dem Wasser. Denn was niemand ahnte: Sooft ich an Achet-Aton vorbeikam, machte ich dort heimlich Halt, ließ ein oder zwei Särge aus den Gräbern holen und nahm sie mit mir nach Waset. Der Einzige, der von Anfang an in mein Vorhaben eingeweiht war, war Maja. Von ihm brauchte ich schließlich die Pläne für all die Gräber im Totental, die jetzt wieder geöffnet wurden. Zudem musste er die zuverlässigsten

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