Im Land des Falkengottes. Tutanchamun
und verschwiegensten Arbeiter aussuchen. Aber keiner von ihnen erfuhr je, wen er da bestattete.
Wir erinnerten uns des Grabes von Pharao Amenophis Aa-chepru-Re, des Großvaters meines Freundes Nimuria. Dort hatten wir bereits vor vielen Jahren in einer Seitenkammer Echnatons älteren Bruder Thutmosis bestattet. Dorthin brachten wir nun den Sarg meiner Schwester Teje, damit sie neben ihrem ältesten Sohn ruhte, und den Sarg von Echnatons zweiter Tochter Maketaton.
Dann fanden wir heraus, dass es nicht weit entfernt von der Grabstätte Tutanchamuns, schräg gegenüber, ein weiteres Grab gab, welches einmal unter Hatschepsut Maat-ka-Re begonnen worden war. Es war wohl für ihren Geliebten Senenmut bestimmtgewesen, wurde aber nicht vollendet, nachdem dieser bei seiner Herrscherin in Ungnade gefallen war. Es führte eine kurze Treppe zu einem Korridor, und von dort gelangte man in eine einzelne, kleine Grabkammer. Dies war das geeignete Versteck, nach dem wir gesucht hatten. Hier sollten Echnaton und Kija ihre letzte Ruhe finden. Nofretete fand ihre letzte Ruhestätte im Grab ihrer Tochter Anchesenamun. Ich wusste jetzt zwar alle meine Lieben um mich, aber ich war mir keineswegs sicher, dass ich sie damit für immer vor der Rache Haremhabs bewahrt hatte. Vor allem bei Echnaton und Nofretete plagten mich Zweifel. Nie würde er aufgeben, sie zu finden, damit er sie schänden konnte.
Im Norden von Waset gab es einen Balsamierer, dessen Werkstatt nicht beliebt war. Ihm hing der Ruf an, er würde seine Kunden betrügen und die Toten ihrer Amulette bestehlen. Es waren böse Gerüchte, wie mir Mahu bald bestätigte. Der bescheidene Wohlstand, zu dem es der rechtschaffene Mann gebracht hatte, rief nur Neid hervor und ließ die Nachbarn schlimme Gerüchte verbreiten. Jetzt war sein Vermögen vollständig aufgebraucht, und er und seine Familie litten Not.
Sethnacht, so hieß der Mann, war genau der Richtige für mein Vorhaben. Ich ließ ihn nicht in den Palast der leuchtenden Sonne, sondern in den alten Stadtpalast von Waset kommen, denn dort würde die Begegnung zweier so ungleicher Männer weniger auffallen.
«Du darfst mich ansehen, Sethnacht», sagte ich zu ihm, nachdem er sich erhoben hatte. Außer uns beiden war nur Maja im Raum. Ängstlich und zaghaft hob er seinen Kopf.
«Bist du bereit, für Pharao einen Auftrag auszuführen, über den du den Rest deines Lebens schweigen wirst wie ein Grab?»
«Ich führe jeden Eurer Aufträge aus, Majestät!»
«Ich will wissen, ob du auch darüber schweigen kannst?», bohrte ich nach, denn meine Frage hatte er nicht beantwortet. «Ich weiß, dass du dein ganzes Vermögen verloren hast. Ich will dir zu ein wenig neuem Wohlstand verhelfen, wenndu deine Arbeit getan hast. Nicht hier in Waset. An einem anderen Ort, irgendwo in Ägypten. Und auch dort wirst du schweigen!»
Er nickte stumm.
«Man wird drei Tote zu dir bringen. Einen Mann und eine Frau von jeweils etwa vierzig Jahren, und die Leiche eines Mannes, der älter als siebzig Jahre ist. Du wirst sie für die Ewigkeit vorbereiten. Aber nicht wie gewöhnliche Sterbliche. Du bekommst feinstes Leinen und Amulette aus dem königlichen Schatzhaus. Du wirst die Körper der drei Toten zu königlichen Mumien machen.»
Sethnacht sah mich verständnislos an.
«Du musst nicht begreifen, was du zu tun hast und warum du es zu tun hast. Bist du bereit dazu?»
Wieder nickte er stumm und verängstigt. Maja teilte ihm mit, wann er mit einem Besuch zu rechnen hatte, dann entließ er den Mann. Nach etwas mehr als zwei Monaten ließ mir Sethnacht melden, dass er meinen Auftrag ausgeführt hatte.
Sie sahen wahrhaft aus wie die Leiber von Pharaonen.
«Was hast du jetzt mit ihnen vor?», fragte mich die Schildkröte.
«Kannst du es dir nicht denken?» Er machte große Augen und schüttelte den Kopf.
«Das ist Echnaton», flüsterte ich ihm zu und zeigte auf den vierzigjährigen Mann. «Und das ist meine Tochter Nofretete. Den wahren Echnaton und die wahre Nofretete werden wir aus ihren Särgen herausholen und statt ihrer diese beiden bestatten.»
«Und was ist mit ihm?», fragte mich Maja und zeigte auf den Alten.
«Das bin ich», lachte ich ihn an.
«Du wirst ja wohl nicht glauben, dass ich Haremhab das Vergnügen gönne, den wahren Eje zu schänden!»
«Und was geschieht mit dem echten Echnaton, der echten Nofretete und dem falschen Eje?»
«Das, mein Freund, verrate ich nicht einmal dir. Und wenn dich Haremhab peitschen und foltern
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