Im Land des Falkengottes. Tutanchamun
entginge.»
Schon wenige Stunden später befand sich der Eilbote der Königin auf dem Weg zu Suppiluliuma. Es musste nach meinen Berechnungen wohl so kommen, dass Haremhab nur wenige Tage, nachdem er vom Tod Tutanchamuns erfuhr, den Brief an Suppiluliuma in Händen halten würde.
Mein Plan ging auf, denn schon wenige Tage später erreichte mich eine Nachricht des Generals, in welcher er mir mitteilte, dass er wegen Grenzstreitigkeiten noch nicht nach Waset kommen könnte. Den wahren Grund verschwieg er mir natürlich.
Nun hatte ich Zeit, alles in meinem Sinne vorzubereiten. Mahu hatte dafür zu sorgen, dass alle Soldaten und Polizisten in und um Waset bedingungslos zu mir standen, denn noch musste ich befürchten, dass sich die Priester Amuns gegen mich stellen und das Volk gegen mich aufhetzen würden. Maja sollte als Schatzmeister Seiner Majestät vorsichtig und unauffällig Gerüchte in die Welt setzen lassen, wonach Haremhab schon den nächsten großen Krieg gegen die Hethiter plante, dass ich als Pharao aber Frieden halten und nach den guten Ernten der letzten Jahre die Last der Abgaben senken würde.
Es waren noch wenige Tage bis zur Beisetzung Tutanchamuns und bis zu meiner Thronbesteigung, als eine Antwort Suppiluliumas in Waset eintraf. Er zweifelte an den Worten der Königin, warf ihr vor, man wolle ihn täuschen, und lehnte ihr Ansinnen schroff ab. «Eine solche Geschichte ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen», endete sein Brief.
Er sollte eine Antwort erhalten:
«Warum sprichst Du in dieser Weise: Sie wollen mich täuschen? Wenn mein Gemahl einen Sohn hätte, hätte ich dann an eine ausländische Macht geschrieben? Dein Brief ist eine Schande für mich und für mein Land. Du hast mir nicht geglaubt und in dieser Weise zu mir gesprochen. Der mein Gemahl war, ist gestorben, und es gibt keinen Sohn. Niemals werde ich einen meiner Diener zum Gatten nehmen. Ich habe an kein anderes fremdes Land außer Dir geschrieben. Man sagt, Deine Söhne wären zahlreich. Gib mir einen Deiner Söhne. Für mich wird er Gemahl sein, und für Ägypten wird er König sein.»
Wieder machte sich der Bote auf Befehl Anchesenamuns auf die Reise zu Suppiluliuma.
Der Zeitpunkt war gekommen, da ich nicht mehr länger warten wollte. Selbst wenn sich Haremhab jetzt auf die Reise nach Waset machte, würde er zu spät kommen. Dennoch beschloss ich zur Vorsicht, mich jetzt nicht nur zum Herrscher ernennen zu lassen, sondern auch die Krönung sollte entgegen allen Regeln noch vor der Beisetzung Tutanchamuns vollzogen werden.
Ich trug das Nemeskopftuch mit Geier und Kobra, Geißel und Krummstab. Auf meinen Schultern lag ein breiter Halskragen, und mein Kinn zierte der Zeremonialbart. Anchesenamun trug die Doppelfederkrone und ein langes, reich gefälteltes Gewand, das bis zu den Knöcheln hinabreichte. Um ihre schlanken Hüften trug sie einen goldenen Gürtel, der über und über mit Edelsteinen besetzt war. Wäre sie nicht meine Enkelin gewesen, hätte ich selbst als Greis an dieser jungen Frau mit ihren dreiundzwanzig Jahren Gefallen finden mögen. Im großenAudienzsaal warteten die Fürsten des Landes, die hohen Beamten und Offiziere und die Vertreter der unterschiedlichsten Priesterschaften der Beiden Länder. Nur ausländische Gäste waren nicht zu sehen, denn zu knapp war die Zeit gewesen, als dass sie alle hätten geladen werden können.
Bevor Anchesenamun und ich den Saal betraten, erschallten Fanfaren, und Meriptah, der Erste Sehende des Amun, rief der wartenden Menge entgegen:
«Der Sohn des Re ist erschienen, Cheper-chepru-Re iri-Maat, der Herrscher über Ober- und Unterägypten, er lebe, sei heil und gesund, der Herr über alle Fremdvölker, der Herr der Welt,
starker Stier, mit glänzenden Erscheinungen,
mit mächtiger Stärke, der die Asiaten bezwingt,
der Maat besitzt, der die Beiden Länder entstehen lässt, Sohn des Re, Herr der Kronen, Eje, Herrscher von Waset, dem Leben wie Re gegeben werde ewiglich!»
Wieder erschallten die Fanfaren, und alle warfen sich vor mir und Anchesenamun zu Boden. Meriptah wiederholte noch zweimal die volle Titulatur.
Ich ließ Anchesenamun auf ihrem Thron zurück und folgte Meriptah in das Allerheiligste des Amun, wo nun ich an Amun, dem Verborgenen, die heiligen Riten vollziehen musste. Ich sah Meriptah an, wie widerwillig er das alles auf sich genommen hatte, und ich war mir sicher, dass in den Tagen vor meiner Krönung im Tempel des Verborgenen hitzige
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