im Landschulheim
nicht im Heim wohnt.“
„Ein Glück!“ Marianne hatte fix gerechnet. „Sonst wären es ja dreizehn.“
„Nanu, seid ihr in Lindenhof abergläubisch?“
„Nein, wir nicht“, sagte Hanni schnell. „Aber eine von euch könnte es doch sein.“
„Und du bist jedenfalls eine von den Zwillingen“, meinte Karolin. „Ich weiß schon: Hanni und Nanni. Aber ihr seid kaum auseinander zu halten. Das wird eine schöne Geschichte! Wir haben unter unseren Heimkindern auch so ein Paar. Mit denen haben wir schon allerhand erlebt.“
Die anderen stellten sich ebenfalls vor, während sie mit ihrem Gepäck gemeinsam ins Haus gingen. Sie waren noch nicht an der Haustür, da platzte Carlotta erneut mit der Frage heraus: „Wieso Pferdeburg?“
„Nun“, sagte Karolin lachend, „den Namen Pferdeburg haben uns die Leute vom Dorf gegeben. Eigentlich heißt es schlicht Kinderheim. Burg - das seht ihr ja selber. Und wir haben immer ein paar Pferde hier. Unsere Heimleiterin, Frau Wagner, reitet leidenschaftlich gern und glaubt, anderen Leuten geht es genauso. Deshalb hat sie immer zwei, drei Reitpferde hier, das heißt: Ponys. Viele Kinder lernen reiten.“
„Und wir? Dürfen wir auch reiten?“, fragte Carlotta.
„Kannst du es denn?“
„Na, du wirst Augen machen!“, rief Doris. „Mit Carlotta nimmt es so leicht niemand auf. Sie wird ja auch Reitlehrerin.“
Kurz darauf standen sie in einer weiten Halle. Eine Tür ging auf und eine schlanke junge Frau im Reitdress kam aus einem Zimmer.
„Herzlich willkommen in unserem Heim!“, rief sie. „Und schönen Dank, dass ihr uns helfen wollt. Ich bin Annedore Wagner, die Heimleiterin.“
Das war die Heimleiterin? Sie hatten eine würdige ältere Dame erwartet - so ähnlich wie Frau Theobald. Aber wenn es hoch kam, war diese Frau Wagner vielleicht gerade dreißig.
Sie stellten sich vor und wurden dann von Karolin in ihre Zimmer gebracht: zwei Räume im zweiten Stock, die nebeneinanderlagen und jeweils drei Betten, einen Schrank und hübsche, helle Sitzecken enthielten. Die Zwillinge und Doris quartierten sich im ersten ein, die übrigen drei daneben.
„Ihr habt eine halbe Stunde Zeit zum Auspacken und zum Frischmachen. Um halb zwei hole ich euch zum Essen.“
Sie beeilten sich, damit sie nicht gleich am ersten Tag als Bummler erschienen. Gespannt traten sie in den großen Essraum. Dort waren die Kinder schon fast fertig mit dem Mittagessen. Sie löffelten gerade noch den Nachtisch, einen schaumigen Pudding mit frischen Johannisbeeren.
Natürlich sahen alle voll Erwartung zu den sechs Neuen hin, aber der Appetit auf den Pudding überwog letzten Endes doch die Neugierde.
Frau Wagner winkte die Lindenhof-Mädchen an ihren Tisch. Da saßen außer Karolin ein paar ältere Damen. Die anderen sechs jungen Helferinnen hatten ihr Plätze zwischen den Kindern. Sie standen nun aber auf und schickten die Kinder - es mochten fünfunddreißig oder vierzig sein - für die Mittagsruhe hinaus auf die Liegewiese. Dann räumten sie schnell die Teller zusammen und trugen sie in die Küche. Danach setzten sie sich mit an Frau Wagners Tisch.
„Also“, begann Frau Wagner, „da haben wir unsere neuen Helferinnen. Karolin, bitte klingle, damit Rosel uns das Essen bringt. Vorher wollen wir uns bekannt machen. Dies hier sind Karin, Gundel, Erika, Jutta, Irmela und Gitta. Karolin und mich kennt ihr schon. Nun verratet uns bitte eure Namen.“
Das geschah. Als Hanni und Nanni sich vorstellten, schmunzelten alle. Die Ähnlichkeit war für jeden, der die Zwillinge zum ersten Mal sah, einfach verblüffend.
„Und hier sind meine lang erprobten drei Kindergärtnerinnen“, fuhr Frau Wagner fort, „die Stützen des Heims: Dies ist Frau Busch, unsere Spezialistin für Basteln. Daneben sitzt Frau Lennert, die unermüdlich neue Spiele einführt, dann Frau Seifert. Sie ist eigentlich Lehrerin und überwacht deshalb nebenbei jene Kinder, die in den Ferien lernen müssen, weil sie in manchen Schulfächern Probleme haben. Am Kopfende sitzt schließlich die wichtigste Person des Hauses: Frau Baumann, unsere Hausmutter. Sie kocht nicht bloß, sondern führt den gesamten Haushalt und pflegt auch noch die Kranken, wenn wir welche haben.“
„Mit einer braunen Medizinflasche?“, platzte Bobby heraus und die andern fünf aus Lindenhof lachten hellauf.
Weil die Übrigen am Tisch verständnislos schauten, erklärte Bobby mit rotem Kopf: „Unsere Hausmutter in Lindenhof hatte eine riesige Flasche mit
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