im Landschulheim
wie gut jede Einzelne schwimmen konnte. Aber da kam zum Glück Frau Seifert und brachte Ordnung in das Durcheinander.
„Ich war heilfroh, als Schluss war mit der Schwimmerei“, gestand Hanni abends, als sie mit ihrer Schwester und Doris am Fenster ihres Zimmers stand und alle drei die wunderschöne Berglandschaft betrachteten.
„Und ich erst!“, sagte Doris lachend. „Zum Schwimmen bin ich überhaupt nicht gekommen.“
Sie beschlossen, am nächsten Morgen, wenn sie freihatten, ins Bad zu laufen und ein paar Runden zu schwimmen.
„Spaß machen wird es hier gewiss“, meinte Nanni. „Die anderen scheinen auch recht nett zu sein.“
Sie sahen von nun an die Mädchen der ersten Gruppe tagsüber bloß bei den Mahlzeiten, und auch dann war ein Teil immer im Dienst. Doch an den Abenden setzten sich die zwölf manchmal zusammen und lernten sich allmählich kennen.
„Ich mag nur Jutta und Karin nicht besonders gern“, sagte Hanni zu ihrer Schwester, als sie einmal allein im Zimmer waren. Doris hatte sich mit Erika besonders angefreundet und war an diesem Abend mit ihr ins Dorf gegangen. Erika wohnte mit Gundel zusammen, aber sie verstanden sich nicht besonders gut.
„Gundel ist eine Leseratte“, klagte Erika. „Kaum ist sie im Zimmer, nimmt sie ein Buch in die Hand und ist nicht ansprechbar. Dann hocke ich neben ihr und weiß nicht, was anfangen, denn ich mag nicht dauernd lesen.“
Erika hatte schon als kleines Mädchen Kindergärtnerin werden wollen. Nun war sie ihrem Ziel nahe.
„Kann aber sein, dass ich eines Tages selber Kinder haben werde“, vertraute sie Doris an. „Weißt du, mein Bruder hat einen sehr netten Freund ...“
Hanni und Nanni mochten Erika ebenfalls. Wenn sie mit Doris bei ihnen saß, gab es immer viel zu lachen. Carlotta kam meist dazu - und Bobby natürlich. Von der anderen Gruppe war noch Irmela oft dabei.
Irmela war ein fabelhaftes Mädchen. „Eine tolle Nummer“, urteilten die meisten, wenn sie von ihr sprachen. Sie war sehr gescheit. Wenn eine etwas fragte und die anderen es nicht wussten, hieß es immer: „Geh zu Irmela.“ Und Irmela gab unfehlbar Auskunft. Außerdem war sie eine glänzende Sportlerin. Marianne hatte bald davon gehört und natürlich versucht, sich mit Irmela anzufreunden. Aber ihrem gemeinsamen Interesse zum Trotz waren beide Mädchen grundverschieden. Ging Marianne mit den Kindern zum Schwimmen oder war Gymnastik dran und Marianne leitete die Stunde, dann wurde kommandiert. Die Kinder sollten ja etwas lernen. Wehe, wenn sie sich keine Mühe gaben!
Wie ganz anders verliefen solche Stunden bei Irmela! „Hallo“, rief sie im Bad, „wer ist zuerst drüben an der anderen Seite?“ Platsch - war sie im Wasser, schwamm und schwamm, gab trotzdem gut acht auf die Jüngeren und ließ sie gewinnen. Sie spielte mit ihnen, statt Kniebeugen zu üben oder die Kerze. Die Kinder jubelten, wenn Irmela erschien, und waren ganz bei der Sache.
Und obendrein steckte dieses Wunderkind Irmela voll Übermut. Waren das lustige Abende, wenn sie zusammensaßen und erzählten!
„Werdet ihr aus Gitta klug?“, fragte Doris eines Abends die Schwestern. „Sie sitzt immer still dabei und sagt so gut wie nichts. Wie findet ihr sie?“
„Genau wie du sagst: still - mehr kann ich auch nicht dazu sagen“, meinte Hanni, und Nanni setzte hinzu: „Aber stille Wasser sind tief.“
Mit Jutta und Karin war es eine merkwürdige Sache. Sie waren bestimmt sehr tüchtig und Karolin schien große Stücke auf sie zu halten, die Kindergärtnerinnen anscheinend auch. Aber die Mädchen von der ersten Gruppe schätzten sie gar nicht besonders. „Sie petzen!“, hieß es.
Gundel erzählte Doris, dass sie einmal ein Buch aus der Heimbibliothek draußen im Garten vergessen hatte. Sie war aus irgendeinem Grund schnell ins Haus gelaufen und danach nicht mehr zurückgekommen. Jutta hatte es ihr am nächsten Morgen beim Kaffeetrinken vor allen anderen zurückgegeben. „Es lag auf der Gartenbank. Du hast doch darin gelesen, nicht wahr?“, hatte sie mit einem boshaften Lächeln gesagt. Und ein anderes Mal hatte Karin auch an der allgemeinen Tafel erzählt, dass eine Gruppe von Kindern sich im Dorf Eis gekauft hatte - kurz vor dem Mittagessen! „Jutta und ich wollten sie wegschicken, weil sie das doch nicht sollten, aber keines hat gehorcht“, berichtete sie.
War es da verwunderlich, dass die jungen Mädchen ebenso wie die Kinder Jutta und Karin mit Misstrauen betrachteten?
Es dauerte gar
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