Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
derartig ähnlich sieht.«
Nell. Helens Mutter hatte sie so genannt. Ein simpler, unschöner Name. Er hatte ihn nie gemocht.
»Lebt sie auf der Insel, diese Nell?«
»O sicher. Sie lebt hier seit dem Frühsommer, in dem gelben Cottage. Sie ist für das Café im Buchladen verantwortlich – und einen Catering-Service betreibt sie auch noch nebenbei. Sie kocht traumhaft. Sie sollten dort mal zu Mittag
essen. Es gibt immer eine Tagessuppe und ein Tagessandwich, die beide unübertrefflich sind.«
»Das könnte ich tun«, sagte er mit geradezu samtweicher Stimme.
Nell schlüpfte durch die Hintertür des Buch-Cafés, grüßte flüchtig, warf Lulu hinter Mias Rücken einen verschwörerischen Blick zu und lief schnell nach oben.
Kaum dort, bewegte sie sich wie der Blitz.
Nach knapp zwei Minuten rief sie mit einer bemüht entschuldigend klingenden Stimme nach unten: »Mia, tut mir Leid, aber könntest du einen Augenblick nach oben kommen?«
»Sollte langsam so weit sein, allein zurecht zu kommen«, grummelte Lulu und erntete dafür einen strafenden Blick vom Boss.
»Und du solltest langsam so weit sein, sie in Ruhe zu lassen«, gab Mia zurück und ging hinauf.
Nell stand neben einem der Cafétische, auf dem ein wunderschöner glasierter Kuchen im Schein seiner Geburtstagskerzen glitzerte. Eine kleine eingewickelte Schachtel lag neben ihm, und drei Kelche mit Champagner standen bereit.
»Herzlichen Glückwunsch.«
Diese liebevolle Geste traf Mia völlig unvorbereitet, was ziemlich selten der Fall war. Ihr Lächeln wurde strahlend – sie war absolut entzückt. »Vielen Dank. Kuchen?« Sie nahm einen Kelch in die Hand. »Champagner und Geschenke. Es lohnt sich richtig, dreißig zu werden.«
»Dreißig.« Lulu, die hinter ihr raufgekommen war, schnaubte verächtlich. »Bist immer noch ein Baby. Werde erst mal fünfzig, dann sehen wir weiter.« Sie hielt ihr eine größere, ebenfalls eingewickelte Schachtel hin. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Dankeschön. Und was soll ich nun zuerst auspacken?«
»Zuerst bläst du die Kerzen aus und wünschst dir was«, befahl Nell.
Es war lange her, dass sie sich etwas einfach gewünscht hatte, aber das tat sie jetzt, während sie die Kerzen auspustete.
»Du musst ihn anschneiden.« Nell hielt ihr das Messer hin.
»Dann möchte ich aber meine Geschenke.« Mia gehorchte, griff sich danach die größere der beiden Schachteln und wickelte sie aus.
Der Umhang war weich wie Wasser und hatte die Farbe eines mitternächtlichen Himmels. Er war bestickt mit Symbolen der Tierkreiszeichen. »Oh, Lu, er ist einfach sagenhaft.«
»Wird dich zumindest warmhalten.«
»Er ist fantastisch.« Nell fuhr mit der Hand über den Umhang. »Ich habe versucht, ihn mir nach Lulus Beschreibung vorzustellen, aber er ist in Wirklichkeit viel, viel schöner.«
»Tausend Dank.« Mia drehte sich um und rieb ihr Gesicht an Lulus, bevor sie ihr einen Kuss gab.
Obgleich sie vor Freude errötete, wedelte Lulu Mia weg. »Öffne bloß schnell Nells Geschenke, bevor sie zerplatzt.«
»Es ist einfach so, dass ich bei ihnen an dich denken musste«, begann Nell, als Mia den Umhang beiseite legte und die kleine Schachtel öffnete. In ihr waren Ohrringe, Anhänger aus silbernen Sternen auf kleinen Mondsteinen.
»Sie sind wunderschön.« Mia hielt sie bewundernd in die Höhe, bevor sie Nell küsste. »Und absolut passend für heute«, fügte sie hinzu und streckte ihre Arme aus.
Sie trug heute wieder Schwarz, aber der Stoff ihres Kleides war mit kleinen silbernen Sternen und Monden bedruckt. »Ich konnte ihm nicht widerstehen, schon gar nicht für Halloween, und nun noch diese …« Sie nahm sich schnell die Ohrringe ab, die sie heute Morgen gewählt hatte, und legte dafür Nells an. »Das ist die perfekte Ergänzung.«
»Na, wer sagt’s denn.« Lulu erhob ihr Glas. »Auf den Erfolg der großen Drei.«
»Oh, Lulu, verdirb es nicht.« Aber Mia lachte, als sie anstießen. »Und jetzt möchte ich ein Stück Kuchen.« Sie warf einen Blick auf ihre kleine silberne Uhr und sagte: »Wir öffnen heute ein paar Minuten später.«
Es war kinderleicht, das gelbe Cottage zu finden. Evan fuhr daran vorbei, ganz langsam, um es ausgiebig betrachten zu können. Kaum besser als eine Hütte, befand er, geradezu eine Beleidigung.
Dass sie es tatsächlich vorzog, in dieser Hundehütte zu wohnen, statt in den schönen Häusern, die er ihr gekauft hatte!
Er musste gegen das dringende Bedürfnis ankämpfen, zum Café
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