Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
jetzt«, sagte sie zu Mia.
Sie rannte ihrem Bruder hinterher in den Wald.
Der Mond schien nicht, und die Nacht war tiefschwarz. Sie flitzte wie ein gehetztes Tier, raste durch Gebüsch, sprang über gefallene Äste. Wenn es ihr gelänge, ihn hinter sich zu lassen, könnte sie im Kreis laufen und zurück zu Zack gelangen.
Sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass er noch lebte.
Sie konnte Evan hinter sich hören, nah, viel zu nah. Ihr Atem kam stoßweise, war angsterfüllt, während er gleichbleibend regelmäßig atmete.
Schwindel packte sie erneut, zwang sie auf ihre Knie. Sie kämpfte dagegen an, stolperte weiter.
Dann prallte sein Köper mit ihrem zusammen, und sie knallte zu Boden.
Sie rollte sich ein, trat um sich und hatte nur einen einzigen Gedanken: von ihm freizukommen. Gleich darauf erstarrte sie, als sie an ihrem kurzen Haarschopf gepackt, ihr Kopf zurückgerissen und ihr die Messerspitze gegen die Kehle gepresst wurde.
Ihr Körper sackte zusammen, wurde schlaff wie eine Stoffpuppe. »Warum tust du es nicht einfach«, röchelte sie erschöpft. »Beendest es einfach.«
»Du bist vor mir weggelaufen.« In seiner Stimme lag genauso viel Verblüffung wie Wut. »Du bist weggelaufen.«
»Und ich werde immer wieder weglaufen. Bis du mich tötest, werde ich weglaufen!«
Sie sah ihren Tod in seinen Augen, fühlte bereits, wie die Klinge in ihre Kehle schnitt. Er zerrte sie hoch und hielt inne, als er ein Geräusch vernahm, das Geräusch laufender Füße.
Obgleich sie das Messer an ihrer Kehle spürte, fühlte sie heiße Freude in sich aufsteigen, als sie Zack sah.
Er lebte. Der dunkle Fleck auf seinem Hemd schimmerte in dem schwachen Sternenlicht. Aber er lebte, und das war alles, was zählte.
»Lassen Sie sie los.« Zack stellte sich in Schussposition, stützte die Hand mit der Pistole auf seinen verletzten Arm. »Werfen sie das Messer weg und treten Sie zurück.«
»Ich schlitze ihr die Kehle auf. Sie gehört mir, und ich tue es, ohne zu zögern.« Evans Blick huschte von Zack zu Ripley und Mia, die in einem Halbkreis um ihn standen.
»Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, sind Sie tot. Sie kommen hier nicht lebend raus.«
»Sie haben kein Recht, sich zwischen einen Ehemann und seine Frau zu stellen.« Es lag etwas Vernünftiges in seinen
Worten, etwas Normales unter dem Wahnsinn. »Helen ist meine Frau. Legal und moralisch, für immer.« Er zwang ihren Kopf noch einen Zentimeter weiter zurück mit seiner Klinge. »Werft die Pistolen weg und verschwindet. Dies geht nur mich etwas an.«
»Ich habe ihn nicht richtig im Visier«, stieß Ripley schwer atmend hervor. »Es ist zu dunkel für einen sicheren Schuss.«
»Das ist nicht der richtige Weg. Leg deine Pistole weg, Ripley.« Mia streckte ihre Hand aus.
»Zur Hölle damit.« Es juckte sie in ihrem Finger, den Abzug zu drücken. Dieser Bastard war alles, was sie denken konnte, als sie Nells wehrlose Kehle sah und das Blut ihres Bruders roch.
»Ripley«, sagte Mia noch einmal, ruhig und beharrlich, während Zack im gleichen Moment Evan mit schneidender Stimme aufforderte, das Messer fallen zu lassen. Zurückzutreten.
»Verdammt noch mal, o verdammt, wehe du täuschst dich!«
Zack hörte sie nicht. Sie hatten für ihn aufgehört zu existieren. Für ihn gab es nur noch Nell.
»Ich werde Sie nicht nur töten.« Zack zielte unbeirrt mit seiner Pistole auf Evan, und seine Stimme war von eisiger Ruhe. »Wenn Sie sie verletzen, ihr auch nur die kleinste Wunde zufügen, werde ich Sie auseinandernehmen, und zwar Stück für Stück. Ich werde Ihnen zuerst in die Knie schießen, dann in Ihre Eier, dann Ihre Eingeweide durchlöchern. Und dann werde ich zugucken, wie Sie langsam verrecken.«
Aus Evans Gesicht, das vor Wut rot angelaufen war, wich die Farbe. Er sah Zacks Augen an, dass er es tödlich ernst meinte. Er sah die Schmerzen und den Tod in ihnen, und er begann, sich zu fürchten. Seine Hand, die das Messer hielt, zitterte, aber er bewegte sich nicht. »Sie gehört mir.«
Ripleys Hand ergriff Mias. Nell fühlte den Energiestoß,
den die beiden erzeugten, wurde überflutet von Zacks heißer Liebe und Angst um sie, während er für sie sein Blut vergoss.
Und sie fühlte, was sie noch nie gefühlt hatte: die Angst des Mannes neben ihr, der sie im Griff hielt.
Sie schloss ihre Hand über den Anhänger, den Mia ihr gegeben hatte. Er vibrierte. »Ich gehöre nur mir selber.« Ihre Kraft floss langsam, tröpfchenweise in sie zurück. »Ich
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