Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Kopf in die Hände sinken.
»Meine Güte, Lieutenant«, brachte Vince heraus. »Sie haben ihm die Erlaubnis gegeben, eine Geisel zu töten.«
»Und genau deshalb wird er es nicht tun.« Bitte, lieber Gott, dachte sie, bitte mach, dass ich mich da nicht getäuscht habe. »Wenn ich ihn gebeten, ihn angefleht hätte, es nicht zu tun, hätte er es getan. Und dann hätte er den Sprengsatz einem anderen umgebunden.«
Sie erhob sich, als Sergeant Meeks hereinstürmte. »Glauben Sie etwa, ich hätte das nicht gehört? Glauben Sie, ich hätte nicht gehört, wie Sie ihn aufgefordert haben, meinen Jungen zu töten?«
Er stürzte sich auf sie. Sykes, Vince und Duncan mussten ihn zu Boden drücken, während er sie verfluchte. »Mein Junge ist da drin, und zwar nur Ihretwegen. Wenn er stirbt, dann Ihretwegen.«
»Er ist nicht meinetwegen dort, aber wenn er stirbt, ja, dann ist das meine Schuld. Schafft ihn raus. Schafft ihn hier sofort raus.«
»Wann wirst du mit ihm über die Geiseln reden?« Phin packte sie am Arm. »Warum bietest du ihm nicht irgendetwas an, gib ihm irgendetwas, damit er die Frauen gehen lässt.«
»Ich kann nicht …«
»Meine Frau und meine Mutter sind da drin, um Himmels willen. Du musst sie da verdammt noch mal rausholen.«
»Ich hol sie da raus.« Sie durfte jetzt nicht an sie denken – an Mas dunkle, eindringliche Augen, an Loos breites, sinnliches Lächeln. »Ich werde ihn zurückrufen, und wir werden dafür sorgen, dass da alle heil wieder rauskommen. Phin, du musst Ruhe bewahren. Wenn das nicht geht, kannst du nicht hierbleiben. Es tut mir leid.« Sie sah jetzt zwischen ihm und Duncan hin und her. »Es tut mir leid.«
»Du bekommst sie da raus.« Duncan streckte den Arm aus, sodass sich ihre Fingerspitzen berührten. »Du holst sie da raus. Phin, deine Schwester ist eingetroffen, und der Rest deiner Familie ist auch schon unterwegs. Du solltest jetzt zu ihnen gehen und bei ihnen sein.«
»Ich muss wissen, was passiert.« Phin sackte in sich zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich muss Bescheid wissen.«
»Ich komme raus und sage dir Bescheid«, beruhigte Duncan ihn und wandte sich dann wieder an Phoebe.
»Ja, das ist gut. Geh zu deiner Familie, Phin, sag ihnen, dass deine Mutter und Loo unverletzt sind. Wir halten euch auf dem Laufenden.« Sie gab einem der Polizisten ein Zeichen. »Bringen Sie Mr. Hector zu seiner Familie. Wenn er wieder reinkommen möchte, soll er begleitet werden. Verstanden?« Sie strich Phin mehrmals über den Arm und spürte, wie seine Muskeln zitterten. »Los, geh und steh deiner Familie bei. Ich werde deiner Mutter und Loo helfen.«
»Ich darf sie nicht verlieren, Phoebe.«
»Wir werden sie nicht verlieren. Und jetzt geh.«
»Was soll ich erst sagen?«, meinte Duncan, nachdem Phin gegangen war. »Sie waren dort mit mir verabredet.«
»Er ist dafür verantwortlich. Und ich bin dafür verantwortlich, sie da rauszuholen.«
Und genau das hatte er die ganze Zeit gewollt, begriff sie. Darauf sollte es hinauslaufen, auf diesen Showdown.
»Kann mir jemand einen Kaffee bringen?«, rief Phoebe und massierte sich ihren verspannten Nacken. »Und noch etwas Wasser? Duncan, ich muss dich bitten, Phin nichts zu sagen, was ich dir nicht vorher erlaubt habe.«
»Verstanden. Kann ich sonst noch etwas tun?«
»Hör zu. Du bist ein guter Zuhörer.« Sie sah auf die Tafel, die Sykes aufgestellt hatte. »Er leidet unter extremen Gefühlsschwankungen. Das ist typisch für die erste Phase. Er will verhandeln, und das ist unser Vorteil. Aber er will keine Lösung, und das ist sein Vorteil. Ich rufe ihn nicht zurück.« Sie wandte sich an Vince. »Er weiß, wie er mich erreichen kann. Er will verhandeln, stimmt’s? Er handelt gern, er unternimmt gern den ersten Schritt.«
»Ja.«
»Wenn er mich anruft, gibt ihm das eher das Gefühl von Macht, das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben.«
»Ich hab die Kreditkartenabrechnungen«, schaltete sich Liz ein. »Sein Konto wurde mit fünftausend Dollar belastet, von Mark D, zwei Wochen vor dem Banküberfall. Bevor er sich abgesetzt hat, hat er nur Minimalbeträge abbuchen lassen.«
»Er hat ihr dort einen Ring gekauft.« Phoebe ging ihre Notizen durch. »Ich hab die Liste mit ihren persönlichen Gegenständen. Sie trug einen goldenen Diamantring. Und sie hatte einen diamantenbesetzten Ehering aus Weißgold in ihrem Geldbeutel. Nicht an ihrem Finger. Sie trug Walkens Ring, als sie starb. Dieser verdammte Brentine.
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