Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Sie haben die Polizei benachrichtigt?« sagte ich.
    »Polizei benachrichtigt!« rief Mrs. Raleigh. »Ich muß Ihnen doch wohl meinen Mann sehr ungenau geschildert haben, meinen Wendell Charles Raleigh! Nein, es reichte schon hin, da ich ihn »benachrichtigtem Gleich als ich ihm das erzählte, hätte er mir am liebsten den Kopf abgerissen. In seinen Augen scheint es ein Verbrechen zu sein, wenn der Mensch versucht, eine Nachbarin vor dem Ermordetwerden zu schützen. Wendell meinte, ich könnte viel glücklicher leben, wenn ich nachts im Bett bliebe, anstatt im Bademantel herumzuwandern und nach Skandalen zu suchen.«
    »Wann kam Wells denn zurück?«
    »Nach zweidreiviertel Stunden. Also, wie ich mir die Sache vorstelle, Mr. Lam, ist er irgendwo an den Strand gefahren.«
    »Warum?«
    »Weil das die einzige Gegend ist, wo man eine Leiche unbemerkt begraben und das mit Hin- und Rückweg in zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten schaffen kann«, setzte sie mir auseinander. »Und selbst dann mußte er ein tüchtiges Tempo fahren und konnte das Grab nicht besonders tief ausheben. Wenn ein Mann mit der Schaufel arbeitet und es mit richtig feuchtem Sand zu tun hat, kann er aber nach meiner Ansicht in dreiviertel Stunden schon eine ganz ordentliche Grube schaffen.«
    »Sahen Sie ihn wieder aufs Grundstück fahren?« unterbrach ich ihre Schilderung fachmännischer Schaufeltätigkeit.
    »Ja.«
    »Haben Sie bemerkt, daß er etwas aus dem Auto genommen hat, als er wiederkam?«
    »Nein. Er fuhr den Wagen bloß in die Garage, dann ging er ins Haus. Ich sah, daß in der Küche eine Weile das Licht brannte, und nehme an, er hat sich da Kaffee gekocht, wahrscheinlich auch einen Schnaps ’runtergekippt. Nach meiner Menschenkenntnis ist er bestimmt so einer, der sich, nachdem er seine ermordete Frau verscharrt hat, gleich nach der Rückkehr zu Hause eine schöne Tasse Kaffee kocht, auch noch einen zwitschert und sich dann ganz sorglos und gleichgültig schlafen legt.«
    »Und Sie haben Mrs. Wells nachher nicht mehr gesehen?«
    »Das letzte Mal, daß jemand sie noch lebend sehen oder hören konnte, war, als sie diesen Schrei ausstieß, und dann kam ja der Schlag. Ich -«
    »Aber gesehen haben Sie den Schlag nicht?«
    »Nein, gesehen nicht, aber gehört!«
    »Am nächsten Morgen sahen Sie Mrs. Wells auch nicht?«
    »Nein, wahrhaftig nicht.«
    »Sahen Sie Mr. Wells?«
    »Ja, gegen elf. Das war das erste Mal am Vormittag. Er ging in die Garage und blieb da eine Weile, und als er wieder ’rauskam, fing er an, herumzuhantieren.«
    »Und was taten Sie?«
    »Och, eigentlich gar nichts. Das heißt, ich - nun, ich habe mir ein bißchen Zucker geborgt. Ich merkte nämlich, daß meiner alle war, und deshalb ging ich ’rüber und klopfte an die Küchentür, so, wie ich’s bei Nachbarn immer mache, ganz freundschaftlich und nett, verstehen Sie.«
    »Und weiter?«
    »Mr. Wells kam an die Küchentür, und ich fragte ihn, ob ich mal mit seiner Frau sprechen könnte. Da sagte er, sie hätte sich ein bißchen hingelegt wegen Kopfschmerzen, und fragte mich, was ich wünschte. Na, ich bat ihn, mir mit einer Tasse voll Zucker auszuhelfen. Das tat er dann auch.«
    »War das das letzte, was Sie sich bei ihm borgten?«
    »Ja. Hingegangen bin ich allerdings später noch mal. Ich füllte die Tasse wieder schön mit Zucker, brachte sie hin und...«
    »Na, und?«
    »... und ging an die Küchentür.«
    »Sie fragten wieder nach Mrs. Wells?«
    »Ganz recht.«
    »Sie sahen sie aber nicht, oder?«
    »Ich sagte Ihnen doch schon: Kein Mensch hat seit jener Nacht auch nur ein Härchen von ihr zu sehen bekommen. Damals ist sie zum letzten Male hier in der Nachbarschaft gewesen - bei lebendigem Leibe, meine ich.«
    »Und was sagte Wells, als Sie mit dem Zucker wiederkamen?«
    »Daß seine Frau mit dem Omnibus zur Stadt gefahren sei. Und dabei weiß ich doch ganz genau, daß sie das nicht getan hat, weil ich ja das Haus dauernd beobachtete! Ich weiß, daß sie nirgends draußen aufgetaucht ist.«
    »Wem haben Sie dies außer mir noch erzählt, Mrs. Raleigh?«
    »Tja, da kam gestern nachmittag ein Gentleman namens Corning zu mir, ein großer, sonnengebräunter Mensch, und der sagte, er hätte gern ein paar Auskünfte über die Leute nebenan. Mit dem habe ich ein bißchen gesprochen - aber nicht viel, weil mein Mann mich seit langem immerfort ermahnt, beim Gespräch mit Fremden vorsichtig zu sein und nicht zuviel zu sagen.«
    »Aber im wesentlichen haben Sie ihm dasselbe

Weitere Kostenlose Bücher