Im Mittelpunkt Yvonne
»Nennst du das vielleicht Detektivarbeit?«
»Dies«, gab ich zurück, »ist ja bloß ein Hundertfünfzigdollarjob, und ein bißchen müssen wir doch auch daran verdienen. Oder meinst du, ich müßte ihm für seine hundertfünfzig Pipen Resultate bringen, die fünfhundert wert sind?«
»Was du da geleistet hast, ist sogar für hundertfünfzig eine ganz knauserige Arbeit.«
»Na ja, wenn der Klient auch so knauserig ist!«
»So war er aber nicht, als er das erstemal herkam. Da sprudelte er vor Begeisterung und war auf dem besten Wege, uns ein saftiges Honorar zu bieten. Ich wette, er hätte uns sogar an den Erdölerträgen beteiligt, wenn wir die Frau gefunden hätten.«
»Ich kenne ihn jedenfalls nur so, wie er sich nach halb elf benommen hat. Er verlangte billige Arbeit, und die liefere ich ihm.«
»Na, du brauchst das nicht gar so kurz und schnodderig abzutun«, sagte Bertha. »Könntest wenigstens feststellen, auf wessen Namen das Auto registriert ist und wie es sich mit dem Grundstück verhält und so.«
»Ich glaube nicht, daß dabei etwas von Bedeutung ’rauskommt.«
»Aber schaden kann’s auch nicht.« Bertha wurde schon ärgerlich. »Nach meinem Gefühl kriegen wir den Mann wieder ’ran, wenn wir ihm gute Arbeit liefern.«
»Also schön«, sagte ich, »dann werde ich noch ein bißchen mehr Zeit daran wenden.«
»Aber daß du mir vorsichtig mit den Ausgaben bist«, warnte mich Bertha. »Bei dem geringen Verdienst können wir uns keine hohen Unkosten leisten.«
»Ja, ich werde sparsam sein«, sagte ich.
Nachmittags und am nächsten Tage leistete ich noch mehr Beinarbeit und investierte etliche Dollar in Ferngespräche.
Zunächst klärte ich, was mit dem Auto von Wells los war. Er hatte es von einem Gebrauchtwagenhändler gekauft, nachdem es schon vorher vier- oder fünfmal den Besitzer gewechselt hatte. Dann prüfte ich die Grundstücksgeschichte, eine etwas merkwürdige Sache. Wells hatte das Haus gegen Vorauszahlung der Miete für zwei Monate komplett möbliert übernommen mit der Berechtigung, es nach Ablauf dieser Zeit, wenn es ihm gefiel, durch eine Anzahlung käuflich zu erwerben. Wenn er es nicht haben wollte, durfte er einfach wieder ausziehen. Der Vertreter des Maklers, der das Geschäft tätigte, hatte die junge Mrs. Wells >ganz reizend< gefunden, aber keinen regulären Kaufvertrag mit Wells abschließen wollen. Er hatte ihm nur den Empfang der Miete quittiert und die besprochenen Bedingungen nebenbei auf der Quittung vermerkt.
An die zwei Personen, die Wells auf Wunsch als Referenzen benannte, hatte der Vertreter geschrieben, doch die Antworten auf seine erst vor wenigen Tagen abgesandten Briefe lagen noch nicht vor.
Am zweiten Tage, also Dienstag, nachmittags um halb sechs, schloß ich diese Ermittlungen ab, die mich, ganz wie erwartet, dem Ziel keineswegs näher gebracht hatten.
Ich begab mich ins Büro und sprach einen Bericht in mein Diktiergerät. Als Einleitung sagte ich, die Suche nach Mrs. Wells ähnele der nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen, wobei uns nicht einmal die Lage des Heuhaufens bekannt sei. Nach meiner Ansicht kämen wir einfach nicht vom Fleck, wenn wir nicht die Polizei benachrichtigten. Die Polizei habe die Möglichkeit, Wells’ Auto nach Blutflecken zu durchsuchen, ferner könne sie leicht Genaues über Ort und Zeit seiner Heirat, die Abstammung und die Verwandtschaft seiner Frau feststellen. Überdies könne sie vielleicht mit Hilfe einer Liste ihrer Kleidungsstücke auch feststellen, was sie an Zeug mitgenommen habe.
Kurzum, der richtige Weg zu einer klaren Lösung sei hier die Hinzuziehung der Polizei, sonst würden erstens unsere Unkosten zu hoch und zweitens wäre der Zeitaufwand für unsere Arbeit zu groß.
Auf das Diktiergerät legte ich einen Zettel für Elsie Brand mit der Instruktion, von dem Bericht mehrere Durchschläge zu machen und einen davon Bertha Cool auf den Schreibtisch zu legen. Dann ging ich zum Abendessen und anschließend nach Hause.
5
Mittwoch vormittag, als ich wieder ins Büro kam, hatte Elsie Brand den Bericht längst fertig getippt.
»Hat Bertha eine Bemerkung gemacht, weil ich um neun noch nicht hier war?« erkundigte ich mich gleich.
»Nein, sie ist heute morgen lammfromm - bis jetzt«, erwiderte Elsie.
»Sie hatten ihr doch einen Durchschlag von meinem Bericht auf den Schreibtisch gelegt?«
»Ja.«
»Schön. Wir werden abwarten, was sich Neues entwickelt. Lange wird’s wohl nicht dauern.«
Mein
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