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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Barr so beharrlich schwieg. Vielleicht hatte er dafür die gleichen Gründe wie sie, doch genauso gut war es auch möglich, dass er ihr schlicht und einfach nichts zu sagen hatte.
    Sabrine musste sich eingestehen, dass sie gar nicht wissen wollte, ob Letzteres der Fall war, und selbst als sie ziemlich sicher war, dass keine Gefahren in der Nähe lauerten, begann sie kein Gespräch mit ihm.
    Das über Steine plätschernde Wasser war das einzige Geräusch, das die Stille zwischen ihnen unterbrach. Selbst die Tiere waren still, was allerdings oft der Fall war, wenn Raubtiere in der Nähe waren. Und so beherrscht er auch war, war Barr doch hundertprozentig ein Raubtier.
    Plötzlich stand er auf und ließ prüfend den Blick über die Umgebung gleiten. »Hast du Waffen?«
    »Ja.« Verica hatte ihr bereitwillig das Schwert und den Dolch überlassen, als Sabrine in den frühen Morgenstunden vor ihrem Aufbruch an ihre Tür geklopft hatte.
    »Gut.«
    Ohne ein weiteres Wort oder eine Warnung verwandelte sich Barr in seinen Wolf. Sabrine streckte die Hand aus, um diesen Faol zu berühren, der ja auch ihr Gefährte war, und war selbst erstaunt darüber, dass ihr Gefühl des Abscheus vollkommen verschwunden und durch so etwas wie ehrfürchtige Zuneigung ersetzt worden war. Barr schien jedoch nichts von alldem zu bemerken. Das prachtvolle Tier sprang in den Bach und rannte in den Wald hinein. Das Einzige, was dort, wo er gerade noch gestanden hatte, zurückblieb, waren sein Plaid und seine Waffen.
    Sabrine musste gegen ein Gefühl der Enttäuschung ankämpfen, sprang jedoch auf und blickte sich mit erhöhter Wachsamkeit nach möglichen Anzeichen von Gefahr um.
    Irgendetwas hatte die Instinkte ihres Gefährten geweckt, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Sie glaubte nicht, dass es ein Angreifer ganz in der Nähe war, denn sonst hätte Barr sie sicher nicht allein gelassen. Trotz seines Respekts vor ihrem kämpferischen Geschick war er viel zu fürsorglich, um sie angesichts einer unmittelbaren Gefahr schutzlos zurückzulassen.
    Sie sammelte seine Sachen ein und brachte sie zu dem Pferd, das aufgehört hatte zu grasen und jetzt völlig reglos dastand. Man hörte nur sein leises Atmen.
    Sabrine klopfte dem großen Tier den Hals. »Könntest du dich bitte hinsetzen?«
    Sie wusste nicht, wie sie das Pferd dazu bringen könnte, sich irgendwie auf dem Boden niederzulassen, aber sie wollte nicht unter seinem Bauch sitzen. Das erschien ihr einfach zu gefährlich. Trotzdem musste sie ganz in der Nähe des Tieres sein, um sie beide mit ihrer Gabe zu beschützen, und sie wusste, dass sie nicht imstande sein würde, sich allzu lange auf den Beinen zu halten, falls Barr länger auf sich warten ließ.
    Sabrine wünschte nur, sie besäße die Gabe, sich mit Tieren zu verständigen, doch so war es leider nicht, und ihre Fähigkeiten würden nutzlos sein, wenn sie dieses riesige Pferd nicht dazu bringen konnte mitzuhelfen.
    Der Hengst bewies, dass sein Herr mit ihm eine gute Wahl getroffen hatte und dass er intelligenter war, als er aussah, denn er ließ sich tatsächlich langsam auf den Boden herunter. Die langen Beine unter den mächtigen Leib gezogen, schien er sogar recht bequem zu sitzen. Und er machte einen ruhigen, gelassenen Eindruck.
    Sabrine konnte nur hoffen, dass der Schein nicht trog.
    Vorsichtig, um das große Tier nicht zu erschrecken, setzte sie sich dicht neben den Hengst auf den Boden. Als ihm das nicht zu missfallen schien, rückte sie noch näher und lehnte sich sehr behutsam an seinen riesigen, warmen Körper.
    Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich nun darauf, das Bild eines leeren Waldes heraufzubeschwören, in dem weder sie noch ein Pferd zu sehen waren. Sowie sie spürte, dass das Trugbild sich vollständig über sie und das Tier legte, öffnete sie die Augen und suchte die nähere Umgebung nach Anzeichen einer Bedrohung ab.
    Die Stille des Waldes nahm einen unheilvolleren Beiklang an, als nicht einmal mehr Vogelgesang zu hören war. Nichts rührte sich zwischen den Bäumen. Kein raschelndes Geräusch ließ erkennen, dass sich auch nur ein Kaninchen im Unterholz versteckte. Und trotz dieser unheimlichen Stille nahmen Sabrines Sinne keine Gerüche wahr, die auf Gefahr hindeuteten.
    Allerdings ließ sie sich von dem Fehlen jeglicher Anzeichen auch nicht dazu verleiten, den Schutzschild aufzugeben, den sie um sich selbst und den von Barr so geschätzten Hengst errichtet hatte. Und obwohl jede weitere Minute, die

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