Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
verlieren wir unsere Verwandlungsfähigkeit. Dieser Zustand dauert bis zum ersten Vollmond nach der Geburt des Kindes.«
    »Die weiblichen Faol können schon von der Empfängnis an nicht mehr ihre Wolfsgestalt annehmen«, fügte Niall für seinen sichtlich neugierigen menschlichen Gefährten hinzu.
    »Als Rabe bist du mit deinem verletzten Flügel viel zu verwundbar«, sagte Barr, ohne dem Gespräch über Gestaltwandeln Beachtung zu schenken.
    »Er ist schon fast verheilt.« Sie würde schon sehr bald wieder fliegen können.
    » Fast verheilt wird dir nichts nützen.«
    Noch nie war jemand so besorgt um sie gewesen, seit ihre Eltern nicht mehr lebten. Nachdem Sabrine ihren Status als zukünftige Führerin ihres Volkes aufgegeben hatte, um sich den Kriegern anzuschließen, war ihr ganzes Leben immer nur der Sicherheit anderer gewidmet gewesen.
    »Dein Pferd ist groß.«
    »Wie ich.«
    Das stimmte. Aber Barrs Größe ängstigte sie nicht. »Es gehört nicht zu meinen Angewohnheiten, mich so weit vom Boden zu entfernen, wenn ich nicht fliege«, entgegnete sie steif.
    »Ich werde schon aufpassen, dass du nicht fällst.«
    »Ich habe nicht vor zu fallen«, sagte sie, obwohl sie sich gar nicht sicher war, wie sie das verhindern sollte.
    »Dann hast du ja nichts zu befürchten.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich mich fürchte.«
    Barr warf ihr nur einen Blick zu. Er war ein Wolf; natürlich hatte er ihre Angst vor dem Reiten gleich gespürt. »Ich habe nur noch nie den Wunsch gehabt, mich auf einem Pferd fortzubewegen.«
    »Wir gehen nicht zu Fuß. Dann würden wir dreimal so lange für die Reise brauchen.«
    Dem konnte sie nichts entgegensetzen. Die Zeit war nicht auf ihrer Seite. Und dennoch zögerte sie noch.
    Barr schwang sich auf sein Pferd, was das riesige Tier sogar noch größer wirken ließ. Dann legten sich Nialls Hände um Sabrines Taille, und sie wurde buchstäblich in die Luft geworfen. Barr fing sie jedoch auf und drehte sie dann so, dass sie hinter ihm zu sitzen kam.
    Es war gut, dass sie nicht eine der sittsamen Clan-Frauen war, da ihre Röcke hochrutschten und dadurch sehr viel Bein erkennen ließen. Guaire trat vor und zog den Stoff wortlos wieder zurecht, wobei er den starken Hinterbeinen des Pferdes gefährlich nahe kam. Sabrine konnte gar nicht anders, als seinen Mut zu bewundern.
    Während ihr eigener Mut auf eine harte Probe gestellt wurde, schenkte sie ihm ein angespanntes Lächeln. »Danke, Guaire!«
    Er nickte bloß.
    »Halt dich gut an mir fest!«, wies Barr sie an, als das Pferd sich in Bewegung setzte.
    Sabrine konnte ihn nur mit ihrem gesunden Arm umschlingen und hoffte, dass das genügen würde. Barr ließ das Pferd im Schritt gehen, bis sie im Wald waren, doch dann galoppierten sie plötzlich los, und ein völlig unbeabsichtigter Schrei entrang sich Sabrines Lippen. Sie unterdrückte ihn fast augenblicklich, war aber trotzdem sehr beschämt.
    Krieger schrien nicht vor Angst auf. Niemals .
    Trotzdem schlang sie ihren gesunden Arm noch fester um Barrs Taille, bis er ächzte unter ihrem schraubstockartigen Griff. Mit der anderen Hand umklammerte sie verzweifelt seinen Gürtel und presste ihren Körper an den seinen, weil es leichter für sie war, sich seinen Bewegungen anzupassen als denen des schnell dahinjagenden Riesentieres unter ihr.

Kapitel Zwanzig
    S ie ritten, ohne sich selbst oder ihr Pferd zu schonen, bis die Sonne schon hoch am Himmel stand. Kurz vor Mittag hielt Barr neben einem Bach, wo sie schweigend absaßen. Sabrines Beine waren so kraftlos, dass sie zitterten, und sie musste sich zunächst einmal an Barr festhalten, bevor sie wieder gehen konnte. Er drängte sie nicht, aber sie wollte sich auch nicht an ihm festklammern müssen.
    Die Dinge zwischen ihnen hatten sich verändert, und sie konnte sich diesen Eindruck der Verwundbarkeit, der sie plagte, nicht erklären. Liebe war kein »behagliches« Gefühl, und sie verstand nicht, warum andere sie so wundervoll fanden. Vielleicht war es anders, wenn man sich sicher sein konnte, dass die Gefühle erwidert wurden. Vielleicht brachten diese überwältigenden Empfindungen dann Freude mit statt Qual.
    Beide schwiegen, während sie den Proviant aus Barrs Satteltaschen aßen. Sabrine war auch viel zu beschäftigt damit herauszufinden, ob sie verfolgt worden waren, um zu plaudern. Auf keinen Fall wollte sie erneut von der Ankunft eines Feindes überrascht werden, wie es ihr bei Wirp im Wald passiert war.
    Sie wusste nicht, warum auch

Weitere Kostenlose Bücher