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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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konnte niemand einen Wolf so gut bekämpfen wie ein anderer Wolf, und niemand konnte auch so wirkungsvoll eine Beendigung der Feindseligkeiten erreichen.
    Natürlich schlossen die Friedensbemühungen eines Wolfes auch nur selten diplomatische Verhandlungen mit ein.
    Als kurz darauf Aodhs Frau mit dem Abendessen kam, wandte das Gespräch sich zwangsläufig harmloseren Themen zu.
    Sabrine wartete an jenem Abend, bis sie und Barr in ihrem Schlafzimmer waren, um das Thema ihrer alleinigen Rückkehr zu ihren Leuten wieder anzuschneiden. Barr verstand einfach nicht, was er riskierte, wenn er sie begleitete.
    »Nein.« Barr legte sein Plaid und seine Waffen ab und ließ Letztere wie jeden Abend gut erreichbar für ihn neben dem Bett liegen.
    »Sei vernünftig! Du kannst deinen Clan oder dein Rudel jetzt nicht allein lassen. Sie brauchen deine Führung.«
    »Niall hat sich bereit erklärt, zu bleiben und Earc bei der Führung des Clans und dem Training der Soldaten zu unterstützen. Guaire wird sich ebenfalls nach Kräften bemühen, Aodh zu einem perfekten Seneschall zu machen.« Barrs Ton besagte, dass diese Pläne bereits beschlossene Sache waren und sich nichts mehr daran ändern würde.
    Sabrine erinnerte sich nicht, dass an diesem Abend auch nur andeutungsweise die Rede davon gewesen war. »Wann habt ihr das besprochen?«
    »Beim Abendessen.«
    Natürlich!, dachte sie, als ihr schlagartig bewusst wurde, dass Barr und sein Bruder dies über ihre geistige Verbindung ausgemacht hatten. Barr hatte sich wieder einmal vor ihr verschlossen, und sie hatte gedacht, das läge daran, dass er immer noch verärgert war, weil sie ihn hatte verlassen wollen.
    Oder vielleicht hatte sie ihn auch nur deshalb telepathisch nicht erreicht, weil er auf diesem Weg gerade ein anderes Gespräch geführt hatte. »Über welche Entfernung kannst du eine geistige Verbindung zu Niall herstellen?«
    Sie war sehr neugierig auf diese anderen Fähigkeiten der Faol, von denen sie bisher nichts gewusst hatte.
    Barr legte den Riegel an der Tür vor und stieg ins Bett – zum ersten Mal, ohne sich zu vergewissern, dass Sabrine ausgekleidet und schon vor ihm dort war. »Über eine recht beachtliche, aber nicht so so große wie bei dir und mir.«
    Statt zu fragen, was sie wirklich wissen wollte, nämlich, was er ohne sie im Bett tat, sagte sie: »Ich wusste nicht, dass die Faol diese Fähigkeit besitzen.«
    »Es gibt viel über die Wölfe, was du noch nicht weißt, aber das interessiert dich ja auch nicht, nicht wahr?« Er klang nicht einmal sonderlich verärgert bei dieser Behauptung, doch andererseits war seiner Stimme ja ohnehin kaum etwas zu entnehmen, da sie fast ebenso ausdruckslos wie sein Gesicht war.
    »Was soll das denn heißen? Natürlich interessiert es mich. Schließlich bist du mein Gefährte.«
    Barr zuckte nur mit den Schultern und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. »Wir brechen morgen noch vor Tagesanbruch zu den heiligen Quellen auf.«
    »Warum so früh?«
    »Weil ich nicht riskieren möchte, verfolgt zu werden.«
    Gut gedacht! Auch sie würde sich wohler fühlen, wenn sie unbemerkt von seinem Clan abreisten. »Danke, Barr.«
    Trotzdem würde sie Verica noch fragen, ob sie ihr das Schwert und den Dolch ihrer Großmutter leihen würde. Ohne Waffen unterwegs zu sein war Sabrine ein Gräuel. Es war schwer genug gewesen, ihre eigenen im Wald zurückzulassen, um in Gestalt einer hilflosen menschlichen Frau in den Clan hineinzugelangen. Die Waffen lagen noch immer hoch oben auf einem Baum auf dem Rückweg zu dem Éan-Dorf ganz tief im Wald.
    Doch solange sie nicht fliegen konnte, hätten sie sich ebenso gut in einer Wolfshochburg befinden können.
    Barr würdigte ihren Dank keiner Antwort, und Sabrine versuchte auch nicht, das Gespräch in Gang zu halten, da er so offensichtlich nicht daran interessiert war, mit ihr zu reden.
    Während sie sich leise auszog, überlegte sie, ob sie ihm anbieten sollte, anderswo zu übernachten. Doch das wäre absurd. Schließlich war er nicht nur ihr Gefährte, sondern auch der Clanführer. Wenn er sie also nicht in seinem Bett haben wollte, sollte er durchaus in der Lage sein, seinen Wünschen Ausdruck zu verleihen.
    Mit Worten. Er war kein Kind, das schmollte, um seinen Willen zu bekommen. Vermutlich hatte er Gründe für sein Schweigen, doch noch nie hatte er auch nur durch einen Blick erkennen lassen, dass er seine Gefährtin nicht in seinem Bett wollte.
    Und der Mutter seines ungeborenen Kindes würde er

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