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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Adler-Chrechten ruhiggestellt hatte, damit Sabrine sein Gesicht sehen konnte, rang sie vor Schreck nach Atem.
    Er war eindeutig ein Éan, den sie jedoch noch nie zuvor gesehen hatte. »Wer bist du?«
    Barr gab dem Mann einen Klaps auf den Kopf und sagte: »Ich werde ihn dir vorstellen.«
    »Du?«, fragte sie schockiert.
    »Aye. Dies ist der Mensch Lais.« Er betonte das Wort Mensch und zog es spöttisch in die Länge. »Der Cousin unserer Brigit; ich habe ihn im Kampf ausgebildet. Doch er hat noch viel zu lernen.«
    Lais starrte Barr böse an.
    »Allerdings wurde seine Geschicklichkeit im Umgang mit einem Bogen von seiner Verwandtschaft mir gegenüber viel gepriesen.« Die Bedeutung dieser Feststellung entging Sabrine nicht.
    »Dann warst du das, der auf uns geschossen hat. Aber warum?« Warum sollte ein Vogel-Gestaltwandler versuchen, Barr zu töten, einen Wolf, der so eindeutig für alles stand, was gut und ehrenhaft unter den Faol war? Und sie, eine Angehörige seiner eigenen Spezies?
    Der Gedanke durchfuhr ihr Herz wie ein in Gift getauchter Pfeil. Mit weich gewordenen Knien taumelte sie ein wenig zurück und stolperte fast über das Bündel mit dem Clach Gealach Gra.
    Dieser Lais hätte es mitgenommen und was damit getan? Den Stein für sich behalten? Zu welchem Zweck?
    Ihre Kehle war so eng, dass sie nicht sprechen konnte. Sabrine starrte den jungen Mann nur an, der sein eigenes Volk vernichten würde.
    »Liebes …«, sagte Barr so leise wie zu einem sehr schreckhaften Tier.
    Ihr Blick glitt zu ihm, und die Wärme und das Mitgefühl in seinen Augen wurden ihr fast zum Verhängnis.
    Sabrine hatte ihr Leben lang gewusst, dass die Faol sie und all ihre Brüder hassten, aber von einem ihrer eigenen Leute derartig verachtet zu werden war eine offene, blutende Wunde in ihrer Seele.
    »Meine schöne Kriegerprinzessin …«
    »Das bin ich nicht.«
    »Was?«, fragte Barr unendlich sanft.
    »Eine Prinzessin. Ich habe auf meinen Anspruch auf den Thron verzichtet.«
    Barrs Augen weiteten sich.
    »Du bist nichts als ein mörderischer Rabe.« Tiefster Hass erfüllte jedes Wort, das über Lais’ Lippen kam.
    Sabrine konnte ihn nicht ansehen. Ein solcher Hass war zu schwer zu ertragen. »Raben können nicht morden, es sei denn, ihre Natur ist so verdorben worden, dass ihr Vogel nicht mehr die Macht besitzt, ihre Gefühle und Gedanken zu beeinflussen.«
    »Lügnerin!«
    Das Geräusch eines Schlags ertönte, und Lais stöhnte auf und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden.
    Barrs Hand legte sich auf ihre Schulter. »Sabrine, Liebste, zieh bitte dein Hemd an!«
    Diese profane Bitte brachte sie fast zum Lachen, doch Sabrine befürchtete, dass sie, wenn sie einmal damit anfing, nicht mehr würde aufhören können, bis es in hysterischem Weinen endete.
    »Deine besitzergreifende Art kommt wieder durch. Wir sind Chrechten.«
    »Ich bin besitzergreifend«, versetzte er und klang überhaupt nicht so, als bedauerte er das.
    Und Sabrine störte es nicht. Sie würde sich eher Gedanken über die übertriebene Abneigung ihres Gefährten gegen Nacktheit machen. Schon an jenem ersten Tag im Wald hatte er es sehr eilig gehabt, sie vor Muin zu bedecken.
    Sie blickte sich suchend um, fand ihr Hemd und zog es hastig über. Obwohl es für sie überhaupt keinen Sinn ergab, fühlte sie sich gleich besser mit dieser kleinen Barriere zwischen ihr und dem Adler-Mann.
    Vielleicht war sie ja doch menschlicher, als ihr bewusst gewesen war.
    »Besser?«, fragte sie Barr.
    »Aye.« Er lächelte, aber seine Augen spiegelten noch immer diese zärtliche Besorgnis um sie wider.
    Sie zwang sich, sich umzudrehen und Lais anzusehen. »Raben morden nicht. Ich habe noch nie jemanden getötet, es sei denn, ich musste es zur Verteidigung meiner Leute tun.«
    »Raben haben meinen Vater, den letzten Adler-Gestaltwandler, ermordet.«

Kapitel Einundzwanzig
    S abrine riss der Geduldsfaden, und sie stürmte zu dem jammernden Jungen hinüber. Sie war die Täuschungen so leid, so angewidert von Rowlands Vermächtnis in einem Clan aus größtenteils wirklich guten Menschen und Chrechten, die nichts anderes im Sinn hatten, als sie zu beschützen. »Du Dummkopf!« , fauchte sie Lais an. »Zunächst einmal war dein Vater nicht der letzte Adler-Gestaltwandler – aber wenn es dir gelungen wäre, den Clach Gealach Gra zu stehlen, würde die nächste Generation das Ende der gesamten Éan-Spezies erleben!«
    »Gut. Die Raben verdienen es zu sterben. Sie haben die anderen

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