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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Judith war. Das ganze Zimmer schien ihn anzugreifen. Selbst die Blutlachen wölbten sich vom Boden hoch, wie gierige, giftige Quallen. Die Fußbodenbohlen richteten sich auf und stießen den Pfarrer über den Flur. Er taumelte am Treppenabsatz. Der riesige Eichenschrank dort begann zu schwanken, stürzte über ihn und zerquetschte ihn auf den Treppenstufen.
    Griselda hatte es nicht mehr im Bett gehalten. In ein Laken gehüllt war sie bis zum Fuß der Treppe vorgedrungen und hatte den Tod ihres Geliebten mit angesehen. Das ganze obere Stockwerk tobte jetzt in blindem Chaos. Sie stürzte aus dem Haus und rannte ein paar Schritte auf d en Rasen. Wütendes Krachen und Splittern begleitete sie.
    Plötzlich verstummte das archaische Toben. Schon glaubte Griselda entkommen zu sein. Sie blickte nach oben. Da traf sie die abgebrochene Fahnenstange, die auf einem der Erker zur Beflaggung bei hohen Kirchenfesten gestanden hatte, mitt en in die Brust und nagelte sie, etwas rückwärts geneigt, am Erdboden fest.
    Das Haus vibrierte. Der erste Rach edurst schien gestillt.
     
    *****
     
    Ungefähr zwanzig Jahre später hatte sich das alte Pfarrhaus im Hafenviertel sehr verändert. Wo früher der Eingangsflur gewesen war, saß jetzt ein etwa vierzigjähriger, dunkelhaariger Mann und starrte mit leerem Blick auf die Bühne. Zwei schwarzlederne Spinnenfrauen bewegten sich auf einen muskulösen farbigen Tänzer zu. Die Bühne lag etwa in der Mitte des alten, inzwischen sehr erweiterten Erdgeschosses. Das Etablissement hieß: SPIDERWEB (Spinnennetz).
    Alle Möbel , alle freien Flächen waren in Fünf- oder Siebenecken angelegt. An allen möglichen Stellen verliefen schiffstaudicke Seile durch die Räume, überdimensionalen Spinnennetzfäden nachempfunden.
    Daniel, so hieß der Zuschauer, der als einziger allein am Tisch saß, folgte dem mit wilder Musik unterlegten Geschehen allerdings nur mit halber Aufmerksamkeit.
    Er schreckte auf, als wieder eine Kellnerin an seinen Tisch trat und nach seinen Wünschen fragte.
    Auch sie war in schwarzes Leder gekleidet und trug an einer fingerdicken silbernen Kette einen Spinnenkopf auf der Brust. Unwirsch ließ Daniel sie abfahren.
    Bis auf seinen Tisch war das "SPIDERWEB" wieder bis zum letzten Platz gefüllt. Allgemein wusste man, dass es früher durchaus frommen Zwecken gedient hatte. Mit seinen hoch angelegten Räumen, den zwei Stockwerken und den vier eigenartigen Erkern an der Vorderfront hatte der jetzige Wirt es im Auftrag einer Finanzierungsgruppe von der Kirchengemeinde gekauft. Man war in diesen Kreisen  nicht sonderlich von seiner weiteren Verwendung begeistert gewesen. Aber niemand sonst hatte einen solch immensen Preis für das abgetakelte Pfarrhaus geboten. Außerdem musste in diesem Hafenviertel schon mit anderen Maßstäben gemessen werden als in schmucken Villenvierteln. Die Idee zum Spinnennetz stammte aus der Finanzierungsgruppe, die sich auf die Umfunktionierung ungewöhnlicher Bauwerke spezialisiert hatte. Auch mit echten, alten Kirchen und deren kreativer Verwendung hatte man schon einige beträchtliche Erfolge erzielt.
    Die oberen Räume des ehemaligen Pfarrhauses waren zu Gästezimmern hergerichtet worden. Dorthin konnten sich die Animiermädchenspinnen nach Bedarf mit zahlungskräftigen Kunden zurückziehen, die sie in der unteren Etage umgarnt hatten.
    "Es muss ja nicht nur etwas zu trinken sein." Die Schwarzlederne ließ sich nicht so einfach abweisen. Sie warf ihre langen dunklen Wildkatzenhaare zurück. Da Daniel nicht schlagfertig genug antwortete, setzte sie sich unaufgefordert an seinen Tisch.
    Daniel fühlte sich unsicher werden. Er versteckte die in ihm aufwirbelnden Gefühle rasch unter seiner Profimaske. Er war Geschäftsführer eines mittelständischen Textilunternehmens. Geschäftsführer zeigen nicht so leicht Unsicherheiten.
    Da war er nun in dieses Haus gekommen, weil er wütend auf seine Frau Lin war. Er vermutete, dass sie fremdging. Aus einem kindischen Trotz heraus war er in dieses SPIDERWEB geraten, wo der Ehebruch zum Geschäft gehörte. Was sollte das werden? Ein Racheehebruch?
    "Ja, warum nicht?" , gab Daniel zurück und meinte damit die Schwarzlederne wie auch seine innere Stimme.
    "Gut", sagte die noch sehr junge Frau, "dann kommen Sie mit. Es ko stet Sie schlappe zweihundert Euro und Sie erleben die Nacht Ihres Lebens. Gezahlt wird vorher. Die Getränke rechnen wir später ab." Sie hielt die Hand auf.
    Daniel gab ihr zweihundert Euro. Die Frau

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