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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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mit späten, voll aufgeblühten Rosen in tiefgelben, pinkfarbenen, roten und cremeweißen Tönen. Auf beiden Seiten des Ziegelsteinpfads, der zur grün gestrichenen Haustür führte, blühte in großen Dolden Johanniskraut.
    Alles war wunderschön. Wenn es hier dennoch Kummer und Leid gab, dann kamen sie aus ihr selbst und hatten nichts mit der Umgebung zu tun.
    Bree stieg aus dem Auto, ging den Pfad hoch, jonglierte die Papiertüten vom rechten in den linken Arm und schob die Haustür auf. Im Haus roch es nach Möbelpolitur und alten Büchern. Der Eingangsbereich war mit Dielen aus honigfarbenem Kiefernholz ausgelegt. An der hinteren Wand stand ein wunderschöner alter Schrank aus Mahagoni, der von großen orientalischen Vasen mit getrockneten Hortensien flankiert wurde. Die geschwungene Treppe im hinteren Teil der Eingangshalle führte zu den Wohnungen im ersten und zweiten Stock.
    Professor Cianquino bewohnte das auf der rechten Seite liegende Apartment 2, den früheren Ballsaal. Während sie auf die Klingel drückte, überlegte sie, ob sie eigen mächtig die Tür öffnen oder warten sollte, bis der arme Professor durch sein riesiges Wohnzimmer gehinkt war, um sie einzulassen. Gerade als sie die Hand am Türknauf hatte, ging die Tür auf, und sie sah sich Professor Cianquino gegenüber, nicht mit einer Krücke, sondern in einem Rollstuhl.
    Sie unterdrückte einen Ausruf des Entsetzens. Er sah sehr krank aus. Erst vor sechs Monaten hatte Bree zusammen mit einigen Freunden seine Vorlesung über mittelalterliches Kirchenrecht besucht. Die Veränderung, die mit ihm vor sich gegangen war, schockierte sie. Er hatte abgenommen. Sein Haar war völlig weiß geworden. Und er hatte sich einen dünnen, eleganten Bart stehen lassen, der ihm das Aussehen eines konfuzianischen Asketen verlieh.
    Bree verbarg ihren Schock hinter einem Lächeln und einem Schwall von Begrüßungsworten. Während er mit dem Rollstuhl durchs Wohnzimmer in Richtung Küche fuhr, ging sie neben ihm her. »Ich war vorhin auf dem Park Avenue Market und dachte, dass ich unbedingt Hühnchensalat mit Curry und Fruchtsorbet kaufen muss, das so erfrischend ist.«
    Er sah zu ihr hoch und sagte in trockenem Ton: »Sie kehren mir gegenüber die Südstaatlerin heraus, Bree. Das passiert nur, wenn Sie durcheinander sind. Sie müssen aber die Ruhe bewahren, meine Liebe. Besonders jetzt, da Sie auf sich selbst gestellt sind und vor Gericht auf treten werden.«
    »Tja, da haben Sie natürlich recht.« Bree stellte die Tüten auf den Küchentisch. »Ich bin nur ein wenig besorgt um Sie, das ist alles. Sie sehen ziemlich mitgenommen aus …  das heißt, als hätten Sie eine lange Rekonvaleszenzzeit hinter sich.«
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Hab ich mich seit unserer letzten Begegnung so sehr verändert?«, fragte er interessiert.
    »Sie haben ziemlich abgenommen«, stellte Bree unverblümt fest. »Und Ihr Haar ist ganz weiß geworden. Dann ist da noch der Bart.« Sie biss sich auf die Lippe. Antonia hatte ein T-Shirt mit der Aufschrift: »Hilfe! Hilfe! Ich kann einfach nicht die Klappe halten!« Das T-Shirt hätte sie heute Morgen anziehen sollen; vielleicht hätte es verhindert, dass sie so daherschwatzte.
    »Die Dinge sind tatsächlich ein wenig …  schwierig geworden. Aber darüber sprechen wir noch.« Er beäugte die Einkaufstüten auf dem Tisch. »Aus diesen Tüten kommt ein köstlicher Duft. Hühnchensalat mit Curry, sagen Sie? Ich habe einen Cabernet Franc, der gut dazu passen müsste. Und zum Sorbet vielleicht einen Pinot Gris?«
    »Hört sich wunderbar an«, gab Bree zurück. »Soll ich draußen im Garten den Tisch decken?«
    Er lächelte zu ihr hoch. »Leider muss ich sagen, dass wir uns nicht lange mit Essen aufhalten können. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich Sie also bitten, lieber den Tisch in meinem Arbeitszimmer zu decken. Wir haben eine Menge zu besprechen und nicht sonderlich viel Zeit. Ich habe einige Akten, die ich Ihnen gern zeigen möchte. Außerdem möchte ich Ihnen eine Klientin vorstellen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch als Anwalt tätig sind«, erwiderte Bree überrascht.
    Er lächelte schwach. »Ab und zu, ab und zu.« Mit einer geschickten Bewegung des Handgelenks drehte er seinen Rollstuhl herum. »Sie kennen den Weg?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie uns in Ihr Arbeitszimmer eingeladen haben, als ich das letzte Mal hier war.«
    »Am hinteren Ende des Wohnzimmers. Rechts vom Kamin. Die Holztür mit den

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