Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
Sie sicher, dass niemand den Coroner beeinflusst hat?«
    »Sie meinen, ob jemand Doc Bishop bestochen hat?« Er war sichtlich bestürzt. »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Zeugen bei einer Autopsie anwesend sind? Ich selbst war auch dabei.«
    »Ja? Und gab es für Sie hinterher noch ungeklärte Fragen? War am Zustand der Leiche irgendetwas, das keinen Sinn ergab?«
    Er sah sie eine ganze Weile lang an, als überlege er, wie weit er sie ins Vertrauen ziehen solle. Dann sagte er langsam: »Seine Schwiegertochter ist mit dem Boot über ihn gefahren. Sehr günstig, eine derart verstümmelte Leiche zu haben. Das ermöglicht es, einige Dinge zu vertuschen, besonders da sie Zeit hatten, den Körper ins Boot zu ziehen, sich zu vergewissern, dass der Propeller alle Spuren von Gewalttätigkeit beseitigt hatte, und ihn wieder ins Wasser zu werfen, bevor die Küstenwache auftauchte.«
    Bree verzog das Gesicht.
    »Gehen Sie segeln, Miss Beaufort? Ja? Dann wissen Sie, wie schwierig es ist, ein Boot wie die Sea Mew zu manövrieren. Es würde mich überraschen, wenn einer von den beiden geschickt genug wäre, um das vorsätzlich zu tun.«
    »Vielleicht sind sie ja gar nicht mit dem Boot über den Körper gefahren. Vielleicht haben sie ihn einfach in den Propeller geworfen.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Puh. Ich wünschte, das wäre mir nicht eingefallen. Jetzt werde ich dieses Bild lange nicht aus dem Kopf bekommen.«
    Mitfühlend verzog er das Gesicht. »Kann ich verstehen.«
    »Aber Sie stimmen mir zu, ja? Sie glauben auch, dass an seinem Tod etwas verdächtig ist.«
    »Ich bin in der Tat nicht hundertprozentig zufrieden mit alldem.«
    »Sie sehen nicht aus wie ein Mann, der sich von Intuitionen leiten lässt, Lieutenant. Ganz im Gegenteil. Also was hat Sie zu der Überzeugung gebracht, dass es sich um Mord handelt?«
    Er trank seinen Kaffee aus, erhob sich und stellte die Tasse in die Spüle. »Danke für den Kaffee. Sie geben mir Bescheid, wenn sich etwas Neues ergibt, ja? Meine Karte haben Sie?«
    »Moment mal«, sagte Bree, die zu ihm hochblickte, mit strenger Stimme. »Der einzige Grund, mir Informationen vorzuenthalten, könnte der sein, dass auf diese Weise die Morduntersuchung behindert würde. Sie haben aber gesagt, dass das Department den Fall abschließen wolle. Offiziell handelt es sich um Tod durch Unfall. Und wenn es offiziell ein Unfalltod ist, dann ist alles, was Sie an Gegenteiligem sagen, inoffiziell, nicht wahr? Also raus mit der Sprache.«
    Er lachte.
    »Setzen Sie sich bitte wieder.« Bree klopfte einladend auf die Sitzfläche des Küchenstuhls. »Lassen Sie mich Ihnen noch eine Tasse Kaffee einschenken. Wenn Sie ein bisschen länger bleiben, kommen sicher auch die anderen mit dem Essen.«
    » Die anderen? Wenn Sie Freunde erwarten …«
    »Antonia und Ron. Meine Hilfskraft.«
    »Ihre Schwester arbeitet für Sie?«
    »Nein«, erwiderte Bree entrüstet, »damit meine ich den Typen, der gerade mit ihr losgegangen ist. Der mir dabei geholfen hat, das Kleid anzuziehen. Ron Parchese.«
    »Aber Sie und Ihre Schwester waren doch eben ganz allein, als ich hereinkam«, stellte er mit undurchdringlicher Miene fest.
    Sie starrte ihn an. Er musterte sie mit einem Blick, bei dem sie eine Gänsehaut bekam. Der prüfende Blick eines Polizisten. »Wissen Sie«, sagte sie unsicher, »ich glaube, Ron war vorher da und ist gegangen, bevor Sie kamen. Sorry. Ich hab einen langen Tag hinter mir. Ich hatte nicht die Absicht …« Sie quälte sich ein Lächeln ab. »Hey. Sie kennen doch sicher die Shrimp Factory, oder nicht? Dort gibt es wahrscheinlich das beste Essen in ganz Georgia. Antonia bringt immer mehr mit, als eine ganze Kompanie essen kann.«
    Er nahm wieder Platz, wenn auch zögernd. Das löste eine Reihe von Überlegungen bei ihr aus. Er trug keinen Ehering. Es war Samstagabend. Er war nicht im Dienst. Folglich hatte er weder eine Frau noch eine Freundin, möglicherweise auch nicht viele Freunde. Er war Yankee, vermutlich aus dem Nordosten; dieser kontrastarme, harte Akzent war unverkennbar. Und er hatte die Haltung eines Soldaten.
    Dass er ihre unübersehbare, ja, auffällige Hilfskraft nicht wahrgenommen hatte, war etwas, über das sie nicht nachdenken wollte. Jedenfalls nicht im Augenblick.
    »Sie stammen nicht aus Georgia, würde ich annehmen«, sagte sie, während sie Kaffee einschenkte, »und wohl überhaupt nicht aus dem Süden, wie?«
    »Das liegt doch auf der Hand, da mir der entsprechende Akzent

Weitere Kostenlose Bücher