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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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mit Blumen gesprenkelten Wiese aus samtigem grünem Gras. Es herrschte völlige Stille. Eine leichte Brise liebkoste ihre Wangen. Der Duft unbekannter, unbeschreiblich wohlriechender Blumen stieg ihr in die Nase. Ein Windspiel ertönte, unzählige Kristallglocken, die von der Brise in Bewegung gesetzt wurden.
    Vor ihr nahm eine geflügelte Säule aus Licht Gestalt an, die in allen Farben des Regenbogens und der Sterne leuchtete.
    »Tabris.« Es war Cianquinos Stimme und gleichzeitig auch nicht seine Stimme.
    Neben der ersten materialisierte sich eine zweite Lichtsäule, die die Farbe des Mondes hatte.
    »Matriel«, sagte Lavinia.
    Dann folgten die anderen.
    »Dara«, sagte Petru.
    »Rashiel.« Diese Andeutung eines Lachens konnte nur von Ron kommen.
    »Sensiel.« Sascha hatte die Stimme eines Jungen.
    »Gabriel.« Diese Stimme war tief und weich und beschwor die Weite des Meeres herauf.
    »Sie sind eine von uns«, sagten alle. »Wir sind die Compagnie.«
    Das kristallene Leuchten dehnte sich aus und hüllte Bree ein.
    »Bree, Sie sind eine von uns«, wiederholten sie, um dann mit einer Lautstärke, die bis zum Himmel zu hallen schien, hinzuzufügen: »Wir sind die Compagnie!« Sie erwachte im Bett ihres Schlafzimmers. Von draußen drang das Geräusch von Regen und das Heulen des Windes an ihr Ohr.
    Sie war sicher, dass sie gerade dabei war, verrückt zu werden.

Unglaube ist blind.
    John Milton, Comus. Ein Maskenspiel
    »Warum regnet es gerade sonntags immer?« Antonia rührte mit einem Löffel in ihrem Joghurt herum. »Und ich kann einfach nicht glauben, dass ich gestern Abend diesen ganzen Mist gegessen habe. Warum hast du mich nicht davon abgehalten?«
    Bree saß am Küchentisch und blickte auf den Fluss hinaus. Der Savannah war hier kaum einen halben Kilometer breit, sie konnte durch den Regen hindurch das Grün des gegenüberliegenden Ufers sehen. Im Westen, einige Kilometer flussabwärts, lag der Atlantik; im Osten befanden sich die Lagerhäuser, Kräne und Piers der Hafen anlagen von Savannah. Ein normaler Anblick an einem normalen Sonntag. Und sie hatte einen gewaltigen Dachschaden. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. An wen sie sich wenden konnte. Vielleicht sollte sie in irgendeine Klinik gehen.
    »Magst du deinen Joghurt nicht?« Antonias Stimme wurde lauter. »Hallo! Hallo! Erde an Bree!«
    »Sprich mal bitte etwas leiser, ja?«
    »Das sagt Dad auch immer«, erwiderte Antonia. »Wenn du deinen Joghurt nicht isst, kann ich ihn dann haben?«
    Bree schob den Becher über den Tisch.
    »Du bist heute Morgen so still.« Ihre Schwester riss die Metallfolie vom Becher. »Igitt. Himbeere. Ich hasse Himbeeren.«
    »Das hättest du auch feststellen können, ohne ihn zu öffnen.« Bree stand auf, griff sich den Becher und nahm sich einen Löffel. »Dann werde ich ihn eben selbst essen. Im Kühlschrank ist noch Kirschjoghurt.«
    »Lass uns zu Huey’s runtergehen und Donuts holen.«
    »Gerade hast du dich darüber beklagt, wie viel Junkfood du gestern Abend gegessen hast. Und jetzt willst du noch mehr? Außerdem muss ich heute Vormittag nach Tybee Island rausfahren. Ich will mir Skinners Boot mal ansehen.«
    »Draußen ist es scheußlich!«
    »Aber nicht kalt«, entgegnete Bree. »Und ich nehme einen Schirm mit.«
    »Könnte wetten, dass man dich gar nicht auf das Boot lässt«, sagte Antonia. »Ich meine, schließlich ist es der Ort eines Verbrechens.«
    »Offiziell gilt das Ganze ja als Unfall. Und außerdem dürfte es wohl nicht sonderlich schwierig sein, unter dem gelben Absperrband durchzuschlüpfen.« Bree aß den Rest des Himbeerjoghurts und verließ die Küche, um sich ihre Regenkluft zu holen. Sascha, der reglos auf dem Fußboden lag, hob protestierend den Kopf, als sie an ihm vorbeiging. »Würdest du dich dann um Sascha kümmern?«
    »Ich wollte eigentlich zum Theater, um zu hören, ob sich an der Jobfront was getan hat.«
    »An einem Sonntag?«
    »Da findet eine Matinee statt, und abends gibt es noch eine Vorstellung. Theater haben montags geschlossen, du Dummerchen.«
    Bree ignorierte diese Frechheit. »Mom und Dad kommen morgen so gegen Mittag an«, sagte sie. »Kann ich deswegen irgendwas für dich tun?«
    »Ich hoffe, dir ist klar, dass die Wogen elterlichen Missfallens über mir zusammenschlagen werden. Falls ich nicht sogar enterbt werde.«
    »Nun übertreib mal nicht.«
    »Wird trotzdem nicht schön werden«, erwiderte Antonia bedrückt.
    Bree legte ihren Regenmantel auf den Küchentresen und

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