Im Namen der Engel
»Lassen Sie uns irgendwo miteinander reden, wo wir vor dem Regen geschützt sind.«
»Und wo?« Sie machte eine weit ausholende Geste. »Am nächsten liegt der Country Club. Aber ich bin kein Mitglied.«
»In meinem Auto.«
»Nein, in meinem . Ich muss nach meinem Hund sehen.«
Sascha blickte ihnen, die Nase gegen die Fahrertür gepresst, mit wild klopfendem Schwanz entgegen. Bree schob ihn vorsichtig auf den Beifahrersitz. Hunter nahm hinten Platz.
»Mir ist schleierhaft, wie er es geschafft hat, von hinten nach vorn zu klettern«, sagte Bree. »Man könnte annehmen, sein Bein sei überhaupt nicht gebrochen.«
»Haben Sie eigentlich herausgefunden, wer ihm das angetan hat?«
»Davon wissen Sie?«, erwiderte Bree überrascht.
»Ich habe über jeden, der mit dem Fall Skinner in Verbindung steht, ein paar Recherchen angestellt. In den Akten bin ich auf Ihre Anzeige gestoßen.«
Nachdem sie Sascha über die Ohren gestrichen hatte, drehte sie sich um, damit sie Hunter ansehen konnte, wobei ihr das Lenkrad unangenehm gegen den Rücken drückte. »Haben Sie auch Skinners Freundin überprüft?«
»Die Krankenschwester im Chatham General? Die hat in der letzten Woche an einer medizinischen Tagung teilgenommen und war gar nicht in der Stadt.«
Bree sah ihn erstaunt an. »Diese beschränkte Blondine ist Krankenschwester?«
»Welche beschränkte Blondine? Ach so!« Er lachte. Obwohl es, wie Bree fand, kein richtiges Lachen war, eher ein amüsiertes Knurren. Sam Hunter sah nicht aus wie ein Mann, der sehr oft lachte. »Sie meinen die Freundin von Skinner senior. Chastity McFarland. Der haben wir natürlich einige Routinefragen gestellt.«
» Grainger Skinner hat eine Freundin?« Verblüfft lehnte sich Bree zurück und stieß gegen das Lenkrad. »Heiliger Bimbam! Hm. Vermutlich erklärt das bis zu einem gewissen Grad Jennifers Zickigkeit. Wie lange geht das schon?«
»Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht, da ich überhaupt keinen Zusammenhang mit Skinners Tod erkennen kann.«
»Vielleicht wollte er sich von Jennifer scheiden lassen, um diese Freundin zu heiraten. Und sein Daddy hatte was dagegen.«
»Möglich«, entgegnete Hunter, »wenn auch nicht sehr wahrscheinlich. Aber falls es doch zutreffen sollte, warum bestätigt Jennifer dann seine Geschichte?«
Bree verzog das Gesicht. »Gutes Argument.«
»Außerdem ist das ein ziemlich dürftiges Mordmotiv, wenn Sie mich fragen.«
»Oh, da bin ich mir nicht so sicher. Die gesellschaftlichen Verhältnisse in Savannah unterscheiden sich sehr stark von dem, was Sie aus dem Norden gewohnt sind. Bisweilen spielen solche Dinge eine große Rolle.« Sie zeigte auf seine NYPD-Mütze. »Sie waren bei der Polizei von New York City, bevor Sie in den Süden kamen?«
»Ja«, antwortete er kurz.
Deutlicher hätte er kaum zum Ausdruck bringen können, dass dieses Thema tabu war. Bree starrte ihn an und überlegte, was für eine Art Geschichte sich wohl hinter dem undurchdringlichen Blick und dem müden Ausdruck um seinen Mund herum verbergen mochte.
»Stimmt was nicht?«, fragte er gereizt.
»Nein, nein! Sorry. Ich hab grade über was anderes nachgedacht.«
»Okay.« Seine Hand schloss sich um den Türgriff. »Wenn es nichts mehr zu besprechen gibt, werd ich mich mal wieder meinem Sonntag widmen.«
»Einen Moment noch. Was ist mit diesen Krampen?«
Er runzelte die Stirn. »Miss Beaufort …«
»Ich dachte, wir würden uns mit Vornamen anreden.«
»Na gut. Bree. Sie haben eine blühende Phantasie. Wie kommen Sie darauf, dass Skinner nicht vom Boot gefallen und ertrunken ist? Ich brauche Sie doch wohl nicht daran zu erinnern, dass der Autopsiebericht …«
»Ich bin schon auf Booten wie der Sea Mew gewesen. Diese Krampen und solche Ringe über dem Sitz dienen jedenfalls keinerlei nautischem Zweck. So etwas habe ich noch nie gesehen. Sie könnten Grainger zumindest fragen, wozu um alles in der Welt sie gut sind. Und wenn ich Sie wäre, würde ich auch dafür sorgen, dass einige Ihrer Kollegen von der Spurensicherung das Boot gründlich unter die Lupe nehmen.«
Hunter nahm seine Mütze ab, strich sich mit der Hand übers Haar und setzte die Mütze wieder auf.
»Doug Fairchild hat gesagt, er und Skinner seien bei dem Island-Dream-Projekt Partner gewesen.« Bree nickte in Richtung des Wohnblocks. »Skinner hat John Stubblefield verklagt, weil dieser bei den Verträgen Mist gebaut hat. Und er hat Doug Fairchild verklagt, weil er aus der Sache aussteigen wollte.
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