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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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wird sie bezahlen. Verlass dich drauf. Damit kommt sie nicht davon. Für sie ist in der Hölle schon ein besonders heißer Platz reserviert.«
    Die letzten Worte heben einen Vorhang in meiner Erinnerung, während längst vergessene Bilder vor meinem inneren Auge auftauchen. Das Gesicht in meiner Erinnerung entspricht demjenigen über mir nicht mehr ganz, dennoch ist es erkennbar. Die schiefe Nase hängt wie ein Haken über dem blutleeren Lippenpaar, das im Lauf der Zeit noch grausamer geworden ist. Doch das Auffälligste sind die Augen, genau wie damals. Noch genauso wild und wahnsinnig spiegeln sie den unverhohlenen Fanatismus wider, der in seinem Blick lauert.
    Suriel Youngblood. Phyres Vater, der Weltuntergangsprophet.
    »Männerarbeit ist nun mal nichts für ein Mädchen.« Er schüttelt den Kopf und streicht sich durch sein sorgfältig geschnittenes, mit Pomade in Form gebrachtes Haar, bevor er seine schwarze Schultertasche auf die Erde schleudert und mit knackenden Gelenken in die Knie geht. Er holt eine Bibel mit weißem Ledereinband heraus sowie einen Eisenpflock und etwas, das aussieht wie ein überdimensionaler Hammer.
    Ich bleibe reglos liegen. Schaue mit mäßigem Interesse zu, wie er mit seiner unfassbaren Werkzeugsammlung auf mich zukommt. Plötzlich bin ich mir bewusst, wie anormal ich geworden bin.
    Ein normaler Mensch würde nicht einfach liegen bleiben und abwarten.
    Ein normaler Mensch würde beim Anblick dieses Wahnsinnigen entweder kämpfen oder die Flucht ergreifen.
    Aber ich bin nicht mehr normal.
    Nicht mehr menschlich.
    Ich bin leer.
    Seelenlos.
    Und wenn er hier ist, um mich zu erlösen, will ich ihn nicht davon abhalten.
    »Bin schon den ganzen Tag hier unten auf Dämonenjagd«, sagt er, als hätte ich eine Erklärung für sein ungebetenes Erscheinen auf meiner Party verdient. »Normalerweise herrscht kein Mangel an ihnen. Dieser Teil der Mittelwelt enttäuscht mich nur selten. Je tiefer die Dimension, je öder die Landschaft, desto fetter die Beute. Ich mache das schon seit Jahren immer mal wieder. Das hier ist eines der besten Jagdgebiete, die ich kenne. Obwohl es heute ziemlich ruhig war. Bin schon meilenweit gegangen, bevor ich über dich gestolpert bin.« Er schüttelt den Kopf, zieht die Oberlippe hoch und spuckt einen schleimigen Klumpen aus, der mitten zwischen uns landet. »Sowie ich dich gesehen habe, wusste ich genau, warum ich hierhergerufen wurde. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Fürwahr. Sieht Ihm ähnlich, dass Er mir so einen fetten Brocken auf diese wunderbar simple Weise präsentiert.«
    Obwohl mir sein Gefasel schleierhaft ist, mache ich mir nicht die Mühe, um eine Erklärung zu bitten. Ich lehne mich einfach zurück und sehe zu, wie er sich zu mir herunterbeugt. Das Gesicht zu einer irrsinnigen, fanatischen Maske verzerrt, presst er mir die Bibel auf die Brust und fixiert sie mit der rasiermesserscharfen Spitze seiner Waffe. Es handelt sich um einen schmutzigen Pflock mit deutlichen Gebrauchsspuren. Überzogen von einer dicken Kruste, bei der es sich nur um die Überreste früherer Schlachtorgien handeln kann.
    »Du glaubst, ich bin ein Vampir?« Ich spähe zwischen zusammengekniffenen Lidern zu ihm auf. Die Vorstellung amüsiert mich. Ich habe immer gewusst, dass er unter Wahnvorstellungen leidet, aber mir war nicht klar, wie gestört er ist.
    Sorgfältig richtet er den Hammerkopf auf dem Pflock aus, wirft den Kopf zurück und stimmt eine laute, dröhnende Predigt an. Leidenschaftliche Tiraden über den Weltuntergang, wie er sie an den Straßenecken verkündete, als ich noch ein Kind war. Damals verdrehten alle die Augen und lachten oder eilten einfach an ihm vorbei.
    Wahrscheinlich habe ich nie richtig hingehört, sonst hätte ich erkannt, dass all seine Predigten an mich gerichtet waren.
    Überzeugt, dass durch mein Eintreten in die Welt der Beginn der Endzeit eingeläutet wurde, über die er sein halbes Leben lang gepredigt hat, hat er die letzten sechzehn Jahre damit verbracht, meinen Abgang zu planen.
    »Vampir, Dämon, Hexenmeister, Gestaltwandler – was ist der Unterschied?« Sein Blick wandert himmelwärts, als würde er einen unsichtbaren Freund ansprechen. »Satan, Luzifer, Teufel, Lichtbringer, Gefallener, Beelzebub, Mephisto – das sind alles nur Bezeichnungen, Namen. Böse ist, wer Böses tut. Differenzierungen sind überflüssig. Man muss nur eines wissen: Die Letzten Tage stehen kurz bevor. Die Zeichen sind allgegenwärtig! Schon zwei Mal ist

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