Im Namen Ihrer Majestät
versprach ebenfalls einen guten Effekt.
Unzufrieden entdeckte Carl, daß CNN bei dieser Veranstaltung wie selbstverständlich das Recht beanspruchte als erster Sender zu fragen. Was tut man nicht alles für die Sache der Palästinenser, brummelte Carl auf schwedisch, als er sich dieser Hackordnung fügte.
Die junge Frau von CNN war eine kalifornische Mexikanerin, was ihn, wie er verlegen erkannte, unbegründet positiv stimmte. Im Grunde war sie die gleiche hart geschminkte, im Fitneß-Studio gestählte und steif plappernde Idiotin wie alle anderen. Aber sie war wenigstens wie Tessie eine chicana.
»Was schätzen Sie am höchsten, nachdem Sie nun für diese sogenannte Operation Green Dragon doppelt ausgezeichnet worden sind, Admiral Hamilton? Das Navy Cross oder die sogenannte Palästinensische Ehrenlegion?« lautete die erste Frage, die natürlich das letzte war, was er beantworten wollte.
»Nun«, erwiderte Carl und setzte ein möglichst eindrucksvolles Lächeln auf, während er daran dachte, daß man im amerikanischen Fernsehen so kurz antworten muß wie in Filmrepliken. »Als Kalifornier schätze ich das Navy Cross unerhört hoch ein, das würden alle meine alten Kumpel auf Coronado auch tun. Wichtig ist aber, daß uns mit palästinensischer Hilfe eine Operation gelungen ist, mit der die Welt vielleicht vor einigem Elend bewahrt worden ist.«
»Haben Sie eine schwedische Auszeichnung erhalten?«
»Nein. Wir haben nur eine Auszeichnung dieser Art in Schweden. Und die habe ich schon bekommen.«
»Ist es wahr, daß die Regierung der USA die Ermordung von Wissenschaftlern in Libyen bestellt hat und daß diese Morde im Verlauf der Operation Green Dragon erfolgt sind?«
»Falls wir bei dieser Operation Personen liquidiert oder im Kampf getötet haben, kann ich nur wie gewohnt kommentieren. Und das wissen Sie. Der Kommentar lautet, kein Kommentar.«
»Vielen Dank, Admiral«, sagte die Journalistin, die mit ihrem Kameramann schon halb aus dem Saal war, um rechtzeitig den Satellitensender zu erwischen.
CBS ging etwas anders an die Sache heran. Mit etwas gutem Willen könnte man den Ansatz sogar als intellektuell bezeichnen.
»Ist es in Ihrem Tätigkeitsbereich üblich, Admiral, operativ mit weiblichem Personal zusammenzuarbeiten?«
Die Reporterin sprach mit einem jüdischen New Yorker Akzent und sah aus wie das Musterbild amerikanischen Feminismus.
»Nein, das ist natürlich höchst ungewöhnlich«, erwiderte Carl ernst. »Ich habe bisher nur eine operative Zusammenarbeit dieser Art erlebt, nämlich mit dem außerordentlich kompetenten Oberstleutnant Mouna. Und ich kann mir im Grunde nur vorstellen, daß so etwas bei Palästinensern oder Israelis möglich ist.«
»Sie sollen, wie Sie es selbst ausdrücken, ein großer Freund der palästinensischen Sache sein?«
»Das stimmt. Das ist möglicherweise ein Grund, wenn auch nicht unbedingt der entscheidende, weshalb ich nicht den Vorzug gehabt habe, Oberstleutnant Mounas israelischem Pendant zu begegnen.«
»Wie lautet ihr Kommentar zu der heutigen Strafexpedition gegen Bagdad?« kam die nächste schneidende Frage.
»Daß es nicht mit der gleichen UNO-Logik geklappt hätte, wenn Libyen nach einem Versuch Präsident Reagans, Präsident Gaddhafi zu ermorden, das CIA-Hauptquartier bombardiert hätte. Es ist bedauerlich, es sagen zu müssen, aber die Welt wird eher vom Recht des Stärkeren beherrscht als von irgendeinem höheren Recht.«
Damit war das Interview offenbar zu Ende. Der Kameramann eilte schon mit seiner Kamera davon. Vermutlich hatte er eine Satellitenzeit einzuhalten.
Carl war unsicher, ob er richtig oder falsch gehandelt hatte. Es war alles so schnell gegangen, daß er rein nach seinem amerikanischen Instinkt agiert hatte. Nämlich aufrichtig zu sein, ohne zu weit zu gehen, niemanden unnötig zu beleidigen und vor allem lakonisch zu sprechen, wie es Europäer nicht schaffen, nicht einmal Schweden.
Als die New Yorker Journalistin alles beisammen hatte, sagte sie etwas, was Carl an diesem Abend mehr erstaunte als alles andere. Sie riß seine Krawatte an sich, und er besaß Geistesgegenwart genug, sich nicht dagegen zu wehren.
»Okay, Sailor, du warst wunderbar, einfach wunderbar. Wenn meine alte jüdische Momme nicht schon beim bloßen Gedanken an weit weniger in Ohnmacht fiele, würde ich dir heute abend am liebsten das Gehirn aus dem Schädel vögeln.«
Sie küßte ihn schnell auf die Wange, ließ die Krawatte los und ging. Carl sah ihr lange
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