Im Netz der Meister (German Edition)
zum Tresen.
Simone sah aus dem Fenster, als ginge das kleine Szenario sie nichts an. Kurze Zeit später kam Cornelius zurück, stand, eine klein zusammengefaltete Papiertüte in der Hand haltend, verlegen am Tisch. Sein Blick war wieder fragend.
»Setz dich.«
Er setzte sich. Sie beugte sich so weit zu ihm herüber, dass ihre Nase fast seine berührte. Sie bemerkte jenes leichte Muskelzucken in seinem Gesicht, als sie sagte: »Du wirst jetzt zur Toilette gehen und deinen Slip ausziehen. Dann wirst du dir einen runterholen und in diesen Slip abspritzen. Anschließend steckst du den Slip in die Tüte und kommst her. Dann zeigst du ihn mir, ich will sehen, ob du getan hast, was ich dir sage. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.«
Seine Stimme klang heiser, als er sich bedankte und eilig in Richtung der Waschräume ging.
Simone lehnte sich zurück und bestellte sich noch einen Kaffee. Es war unglaublich. Sie saß hier in Köln in einem spießigen Café zwischen Omas mit Betondauerwellen und schlecht gekleideten Touristen, und auf dem Klo stand ein junger Kerl, der sich auf ihren Befehl hin in diesem Moment einen runterholte und dabei mit Sicherheit an sie dachte.
Sie war froh über ihre spontane Idee mit dem Slip, denn ihr war irgendwann siedend heiß eingefallen: Ist ja schön und gut, mit einem devoten Mann in ein Hotel zu gehen, aber was mache ich, wenn er so aufgegeilt ist, dass er einfach über mich herfällt? Männer sind stärker als Frauen, das ist nun mal so. Wenn ich ihn einmal abspritzen lasse, dürfte er sich besser unter Kontrolle haben .
Simone nahm sich vor, ihm im Hotel zuerst die Hände auf dem Rücken zu fesseln. Sie musste ausschließen, dass er zurückschlug, wenn sie die Peitsche hob. Vielleicht gab es einen Reflex bei Männern, dass sie zurückschlugen, wenn sie von einer Frau provoziert wurden? Sie hatte zwar nicht das Gefühl, dass sie Cornelius misstrauen musste, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Zudem hatte Arno sie gecovert. Sie hatten vereinbart, dass sie ihn abends zwischen neun und halb zehn anrufen würde. Sollte sie das nicht tun, würde Arno wissen, dass etwas passiert war, und die Polizei verständigen. Die Adresse des Hotels und die Zimmernummer hatte Simone ihm gemailt, nachdem sie die Reservierungsbestätigung gelesen hatte. Cornelius wusste, dass sie gecovert war, sie hatte es ihm gesagt, das war eine zusätzliche Absicherung.
Sie sah auf die Uhr. Er war seit zehn Minuten auf dem Klo.
Nur einen Moment später kam er an den Tisch zurück. Seine Augen glänzten, sein Haar war am Ansatz leicht verschwitzt. Er setzte sich und reichte Simone unter dem Tisch verstohlen die Tüte. Sie packte sie mit spitzen Fingern, sah nicht hinein, sondern rief den Kellner an den Tisch.
»Bitte entsorgen Sie das. Dem jungen Mann ist ein Malheur passiert«, sagte sie und lächelte den Kellner an.
Der blickte zwar fragend, nahm aber die Tüte arglos in die Hand und fragte, ob die Herrschaften noch etwas trinken wollten.
»Nein, der junge Mann will zahlen«, sagte Simone.
Das Hotel war nur wenige Meter vom Café entfernt und lag in unmittelbarer Nähe des Doms.
Sie spielten dasselbe Spiel wie vorhin: Cornelius blieb hinter ihr, trug den Köcher über der Schulter, ihren Koffer in der einen und seine Reisetasche in der anderen Hand. Sie checkten ein. Cornelius hatte zwei nebeneinanderliegende Doppelzimmer gebucht.
»Herrin, es tut mir sehr leid, aber ihren Wunsch nach einem Einzel- und einem Doppelzimmer konnte ich leider nicht erfüllen. Eine solche Kombination gibt es hier nicht, und in keinem anderen umliegenden Hotel war ein angemessenes Zimmer frei. Ich hoffe, dass alles auch so in ihrem Sinne ist?«
Sie nickte und wies ihn mit einer Handbewegung an, ihre Tasche aufs Bett zu stellen. Einen Moment lang verharrte sie unschlüssig, wusste nicht genau, was sie tun sollte.
»Cornelius«, sagte sie dann mit fester Stimme und machte eine winzige Pause. »Ab sofort wirst du dich in meinem Blickfeld angemessener verhalten.«
Er verstand sofort, was sie meinte, senkte den Blick und fiel auf die Knie.
»Jawohl, Herrin.«
»Beweg deinen Arsch ins Bad und zieh dich aus. Dann duschst du und kommst wieder her.«
»Jawohl, Herrin.«
Er kroch wie ein Hund auf allen vieren nach nebenan.
Niemals, zu keiner Zeit, war ich so unterwürfig wie dieser Mann , dachte Simone. Mark hatte sie so kriechen lassen, wie sie es nun von Cornelius verlangte, aber da gab es einen Unterschied: Sie
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