Im Netz der Meister (German Edition)
Unmöglich!
Deine Zunge, deine Hände, ganz sanft. Mein Atem beruhigt sich, mein Körper entspannt sich langsam. Ich denke alles durcheinander, weiß nicht, ob der brennende Schmerz auf meiner Haut oder die Erregung überwiegt. Du löst die Haken an den Manschetten. Die Ketten fallen auf den Boden.
»Umdrehen.«
Ich kann mich kaum bewegen. Du hilfst mir, ich liege auf dem Bauch, und du kettest mich wieder an.
Die Peitsche auf meinem Arsch, meinem Rücken, meinen Beinen. Deine Finger in mir, fordernd. Ich bin so nass, dass es sich anfühlt, als hätte ich ins Bett gemacht. Kurz vor meinem Orgasmus hörst du auf. Die Peitsche. Noch einmal. Du wiederholst das Spiel. Wieder deine Hand, Liebkosungen, sanft, Peitsche. Und wieder. Ich spüre den Schmerz nicht mehr. Meine Haut glüht, innen und außen. Keine Gedanken mehr, nur noch fühlen.
Noch nie hatte ich einen so intensiven Höhepunkt.
Ich zucke noch, als du mich losbindest. Ich rolle mich wie ein Embryo auf die Seite. Ich kann nicht mehr. Du gehst aus dem Zimmer, kommst zurück und legst Eisbeutel auf meinen Rücken und meinen Hintern. Das tut gut, ja. Ich danke dir dafür.
Du machst irgendwas, ich höre, dass du etwas abreißt, einen Streifen Papier oder eine Tüte. Du legst dich hinter mich. Löffelchenstellung.
Deine Haut ist warm und weich und beruhigt meine beißenden Striemen. Ich spüre deine Härte an meinem Hintern. Du hast ein Kondom übergezogen. Deine Hände streicheln sanft über meine Arme, meine Haare. Ich schließe die Augen wieder. Ich bin entspannt und ganz offen für dich.
Dein Rhythmus ist langsam, unsere Bewegungen sind harmonisch und gleichmäßig.
Es dauert nicht lange, bis deine Hände meine Hüften packen, du dich fest an mich drückst und laut stöhnst.
Obwohl sie sehr erschöpft war, konnte Simone nicht einschlafen in dieser Nacht. Sie lauschte auf die regelmäßigen Atemzüge des Mannes, der ihr vorhin so nah gewesen war. In der riesigen Wohnung war sonst nichts zu hören, Stille. Morgengrauen.
War es das, was sie gewollt hatte? Ein lädierter Körper, blaue Flecken überall, schmerzende Muskeln. Hatte sie diesen Akt gewollt, der ihr jetzt bizarr und unwirklich vorkam? Wollte sie wirklich so geschlagen und gepeitscht werden? War das Lust gewesen?
Tränen liefen über ihr Gesicht, und Simone bemühte sich, nicht zu schluchzen, um Boris nicht aufzuwecken.
Wie hatte sie das tun können? Sie hatte Gerald betrogen, sich einem Fremden ausgeliefert, in einer fremden Wohnung perverse Dinge mit sich geschehen lassen. Es hatte ihr gefallen. Das war das Schlimmste.
Unser ganzes Leben lang versuchen wir, Schmerz zu vermeiden und Lust zu bekommen , dachte Simone. Und hier wollte ich Schmerz ertragen, um Lust zu erleben? Wie paradox das ist. Das ist doch krank, oder?
Sie rutschte an den äußersten Rand des Bettes, um Boris’ Körper nicht zu berühren. Sie wollte diese Nähe nicht.
Irgendwann schlief sie doch ein, traumlos und erschöpft.
Es war später Vormittag, als sie erwachte. Schlagartig wusste Simone, wo sie war. Wie in den rasch wechselnden Bildern eines Videoclips sah sie die Situationen der Nacht vor sich. Schmetterlinge im Bauch, Adrenalin.
Sie ließ ihre Augen geschlossen, stellte sich weiter schlafend, lauschte.
Irgendwo klang leise Musik, sie hörte Geschirr klappern.
Simone drehte sich um und öffnete die Augen.
Das Bett neben ihr war leer.
Sie setzte sich auf, legte ihr Kinn auf die angezogenen Knie und sah sich im Zimmer um. Auf dem dicken Teppichboden lagen Stahlketten, daneben die schwarzen Leder-Chaps. Ein schwarzer Vibrator wurde halb von einem der Hosenbeine verdeckt. Simone lächelte. So sah das Ding mit den leeren Batterien also aus.
Ihre Pumps, die Dessous, Ledermanschetten, Handschellen, die Peitsche lagen auf dem Boden verstreut. Ein bizarres Stillleben , dachte Simone.
Sie hörte Schritte. Boris stand in der Tür und lächelte. »Ausgeschlafen, Subby? Komm in die Küche, ich habe Kaffee gekocht.«
Er sah traumhaft aus. Das schwarze lange Haar war nass und glänzte, er lächelte umwerfend, sein braungebrannter nackter Körper sah sexy aus.
Sie frühstückten Kaffee und Gauloises.
»Was wollen wir machen? Uns Berlin ein wenig ansehen?«, fragte Boris.
»Ja. Ich möchte duschen, mich zurechtmachen und würde dann gerne in die Stadt gehen.«
Sie wollte nicht mit Boris in der Wohnung sein. Sie war erschöpft, und ihre Blessuren schmerzten. Eigentlich wollte sie alleine sein und über alles
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