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Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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ohne ein einziges Härchen. Ich werde es kontrollieren, du weißt das. Wenn du mir morgen berichtest, wie du aussiehst, bekommst du ein Foto.«
    Simone war entsetzt. Sie sollte ihre Schamhaare abrasierten? Um Himmels willen. Unmöglich. Wie sollte sie es Gerald erklären, wenn er das sah?
    Ausgeschlossen. Unmöglich. Nein.
    Sie schrieb eine SMS: »Bitte ruf mich an!«
    Karel schrieb eine SMS zurück: »Ich wünsche keine Diskussionen. Und keinen Kontakt bis zu deinem Bericht.«
    Das war unmissverständlich. Simone war wütend und verzweifelt. Aber: Das hatte sie doch gewollt, oder? Dass ihr jemand deutlich sagte, was sie tun sollte, dass sie keinen Widerspruch wagte.
    Am nächsten Morgen schloss sie sich im Bad ein und führte den Befehl aus. Sie war entsetzt, als sie sich das Ergebnis ansah: So hatte sie sich dort noch nie gesehen. Sie fühlte sich nackt und hässlich und würde sich so niemals einem Mann zeigen können. Sie weinte.
    Als sie Karel per Mail Bericht erstattete, war sie ehrlich. Sie schrieb ihm, wie unglücklich sie war, wie hässlich sie sich fand und wie sehr sie sich schämte.
    »Ich sehe aus wie eine gerupfte Ente«, jammerte sie.
    Er antwortete mit ruhiger, tiefer Stimme: »Ich bin sicher, dass du ganz wunderbar aussiehst. Du hast deine Aufgabe erfüllt, und ich bin stolz auf dich. Und nun bekommst du dein Bild. Öffne den Anhang.«
    Mit nervösen Fingern klickte Simone auf den Anhang der eintreffenden Mail. Der Mann auf dem Foto war alles andere als eine Schönheit. Er sah völlig anders aus, als Simone ihn sich vorgestellt hatte. Das Bild zeigte ihn im Halbprofil: Brille, dichte graue Haare, ein gerader Scheitel, Doppelkinn. Seine rechte Hand war halb im Bild und hielt eine Zigarette zwischen den Fingern.
    Der ist nicht schlank! , dachte Simone, als sie das Handgelenk betrachtete.
    Er war nicht hässlich, das nicht. Aber auf der Straße wäre er ihr nicht aufgefallen. Ein ganz normaler Typ um die fünfzig, nichts Besonderes.
    Doch. Er war etwas Besonderes: Er war ein Dom.
    Dass Karel souverän, erfahren und dominant war, hatte er ihr in den Mails und Telefonaten der vergangenen Wochen bewiesen. Sie würde fahren, beschloss Simone.

Rule

    Simones Hintern brannte noch immer von den zehn Peitschenhieben. Sie blinzelte mit halb geschlossenen Augen durch ihre Wimpern. Die Kerzen waren nicht viel weiter heruntergebrannt als beim letzten Hinsehen.
    Rule war nicht zu sehen. Wo steckte er? Was hatte er vor? Wer war er? War er ein Anfänger, ein Spinner, an den sie geraten war? Diese Peitschenhiebe aus heiterem Himmel, ohne eine Aufwärmphase, waren jedenfalls mehr als dilettantisch gewesen.
    Plötzlich wurde ihr kalt vor Angst.
    Was sollte sie tun? Um Hilfe schreien und ihn damit provozieren? War das keine Session, war es kein Spiel? War sie an einen Verrückten geraten?
    Fieberhaft überlegte sie, ob es einen Ausweg gab. Sie musste die Fesseln loswerden und am Fenster um Hilfe schreien.
    Sie bewegte die Handgelenke, riss an den Ketten, aber natürlich kam sie aus den Manschetten nicht heraus. Er hatte sie zumindest gekonnt gefesselt, wenn er auch nicht gekonnt geschlagen hatte.
    Ruhig bleiben, ich muss ruhig bleiben, ich darf keine Panik bekommen. Ich muss hier raus. Ich muss hier raus. Wie?
    Die Tür öffnete sich fast lautlos. Sie begann sofort zu schreien: »Lass mich hier raus! Bitte, Rule, bitte lass mich raus!«
    Er kam bedächtig auf sie zu. Simone hielt die Luft an, als er sich vor sie stellte und seine Hände sanft unter ihre Achseln legte. Sie verkrampfte sich, atmete hektisch, Schweiß lief in einem Rinnsal ihren Rücken hinunter.
    Rule strich unendlich langsam mit flachen Händen über ihren Körper.
    Die Rippen entlang, über die Taille, die Hüften, die Oberschenkel.
    Er trat ein, zwei Schritte zurück und starrte sie an.
    Er atmete ruhig und langsam, Simone sah es daran, wie sich seine Brust unter der hochgeschlossenen Lederjacke leicht hob und senkte. Sie öffnete den Mund, um ihn noch einmal zu bitten, sie gehen zu lassen, aber er legte den Zeigefinger senkrecht über seinen. Sie sollte ruhig sein. Ja. Sie sagte nichts mehr.
    War das seine Aufwärmphase gewesen? Gab es doch eine Session? Sie wollte gar keine mehr. Jetzt nicht. Ihr war die Lust vergangen.
    »Rule, bitte ...«
    Mit einem Satz war er wieder bei ihr und drückte ihr fest die behandschuhte Hand auf den Mund. Simone senkte den Kopf. Er hob ihr Kinn mit einem Finger wieder an, sie blickte ihm in die Augen. Blau ...
    Sie

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