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Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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aufgefallen ist.«
    Die Antwort war ein sehr selbstzufriedenes Lächeln.
    »Es geht mir wirklich gut, Lara«, sagte Tai. »Ich weiß ja, dass die meisten in meinem Alter noch nicht über den Tod und so was nachdenken, doch in meiner Generation hatten wir keine Wahl. Wir wurden kurz vor oder kurz nach dem Gewaltausbruch geboren.«
    Die durch ein hässliches »Experiment« der Medialen hervorgerufenen heftigen Kämpfe im Rudel hätten die SnowDancer-Wölfe beinahe vernichtet. Viele waren gestorben, viele Welpen hatten Vater oder Mutter verloren, waren im schlimmsten Fall zu Vollwaisen geworden. Tais Eltern lebten noch, doch auch er hatte Verluste hinnehmen müssen – sein Onkel, der beste Freund seines Vaters, eine Cousine der Mutter, die Rekrutin gewesen war, und so weiter. Natürlich kannte er den Tod.
    »Hat das … dein Leben irgendwie …«
    Instinktiv legte der dominante Wolf den Arm um sie, um sie zu trösten, und zog sie an sich. »Du weißt doch, was für Scheiße wir gebaut haben, als wir noch jünger waren.« Sein Grinsen war ansteckend. »Wir waren weder traumatisiert noch starr vor Angst. Wir sind stolz aufgewachsen, denn die Wölfe haben nicht nur überlebt, sondern es auch ihren Feinden heimgezahlt, indem wir so stark geworden sind, dass sie uns fürchten müssen.«
    Lara dachte an den jugendlichen Tai, dem die Mütter gerne die Ohren lang gezogen hatten, und ein Knoten in ihrem Magen löste sich. »Hast du mit Evie darüber gesprochen?« Selbst wenn er viel über den Tod nachgedacht hatte, war die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit doch ein harter Schlag, und er brauchte eigentlich jemanden, mit dem er darüber sprechen konnte.
    Tai knurrte. »Glaubst du, sie hat mir eine Wahl gelassen? Von wegen unterwürfig, du meine Güte.«
    Laras Lippen zuckten, unter dem Knurren lag große Zuneigung, und auch ihre letzten Befürchtungen zerschlugen sich. »Sie ist nur bei dir so.« Evie war eine unterwürfige Wölfin und überließ Tai gern die Führung. Doch sie liebte ihn genauso leidenschaftlich wie er sie.
    »Ich weiß, und ich will sie auch gar nicht anders haben.« Er küsste Lara auf den Scheitel. »Kann ich jetzt damit aufhören, mich vor dir zu verstecken?«
    Lachend nahm sie sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn liebevoll auf den Mund wie eine Rudelgefährtin, die mit ihm als Baby gespielt und den Jugendlichen verarztet hatte. »Du Schlauberger. Bring mich nach Hause …« Sie unterbrach sich und lächelte dem Mann zu, der unter den Bäumen auftauchte. »Lieber nicht, mach dich am besten schnell aus dem Staub.«
    »Ich fühle mich abgeschoben.« Tai winkte Walker zu, stand auf und lief zur Höhle.
    »Welch nette Überraschung«, sagte Lara, als ihr Gefährte Tais Platz einnahm, sie seinen Schenkel an ihrem spürte.
    Glücklich wollte ihre Wölfin sich an ihn schmiegen, rieb den Pelz von innen an ihrer Haut.
    »Ich habe nur fünf Minuten.« Er nahm ihre Hand und küsste sie, eine so unerwartete zärtliche Geste, dass ihr der Atem stockte. »Du hast Tai geküsst«, sagte Walker.
    Sie legte den Kopf schräg. »Du bist doch schon einige Jahre im Rudel. Wir sind eben einander sehr zugewandt.«
    »Aber nun gehörst du mir.«
    Lara wollte schon lachen und ihn mit seiner Eifersucht aufziehen, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie innehalten. Berührung war etwas sehr Wertvolles für Walker, das ihm nicht leichtfiel. Und ein Kuss auf den Mund … so etwas gab es nur zwischen ihr und ihm. »Ich wusste nicht, dass es dich verletzt«, sagte sie und küsste nun auch seine Hand. »Es tut mir leid.«
    Als sie seine Hand freigab, legte er sie auf ihren Schenkel und drückte ihn fest. »Das war keine gute Reaktion«, gab er zu. »Du bist die Heilerin, und das Rudel hat bestimmte Rechte.«
    Sie lehnte sich an ihn und umarmte ihn. »Meine Zuneigung kann ich nicht verstecken«, sagte sie und hoffte auf sein Verständnis. »Das wäre gegen meine Natur.«
    »Das würde ich auch nie von dir verlangen.« Ein Versprechen. Wind im Haar, Augen in der Farbe von jungen Blättern im Sonnenschein. »Ich weiß, wer du bist, und ich bin stolz darauf, dein Gefährte zu sein.«
    Tränen standen in ihren Augen. »Und ich die deine«, sagte sie zittrig.
    Er strich mit dem Daumen über ihre Wange. »Aber … keine Küsse auf den Mund erwachsener Männer. Damit kann ich nicht gut umgehen.«
    Sie spürte einen Stich ins Herz bei dieser Ehrlichkeit. »Nur auf deinen«, versprach sie, doch es war kein Opfer. Zuneigung

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