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Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ihr der Gefährte von dem Klassenzimmer, in dem er so viele Jahre unterrichtet hatte, berichtete von Dingen, die er sicher niemandem sonst erzählt hatte, nicht einmal seinem Bruder. Ihre Kehle schnürte sich zu vor ungeweinten Tränen über alles, was er hatte mit ansehen müssen, über den Schmerz der Kinder … und über die Erkenntnis, dass ihr Gefährte sie in einen Teil seines Lebens einlud, den sie bislang nur flüchtig gesehen hatte, sie zur Mitwisserin eines seiner Geheimnisse machte.
    An diesem Morgen schaltete das Rudel einen Gang höher – innerhalb der nächsten zwei Tage sollten alle Evakuierten zurückkehren. Lara musste zwar keine Verletzungen heilen, wurde aber ebenso gebraucht wie Walker. Die Woche verging rasend schnell, sie halfen den Jungen, wieder heimisch zu werden, beruhigten sie, und Lara suchte das Zwiegespräch mit den Gefährten, die so schwer verwundet worden waren, dass sie beinahe gestorben wären.
    Tai war ihr auf Wolfsart ausgewichen, doch gegen Ende der Woche trieb sie ihn beim Wasserfall in die Enge. Mit einem Schädelbruch, katastrophalen inneren Verletzungen und durch Laser halb verbrannt hatte der junge Wolf so zwischen Leben und Tod geschwebt, dass sie sich kurz in ihrem Büro eingeschlossen und in Tränen ausgebrochen war, weil sie befürchtet hatte, er könnte ihr entgleiten.
    Sie setzte sich neben ihn auf den Felsvorsprung über den donnernden Wassermassen, ließ die Beine in der Luft baumeln und atmete tief durch. Der Himmel über den Bergen leuchtete blau, der feine Wassernebel legte sich kühl auf ihre Haut, doch sie achtete nur auf den jungen Mann neben ihr. »Wie geht es dir?«
    »Gut.« Reine Verwunderung. »Jetzt mal ehrlich, Lara. Sehe ich so aus, als würde ich ein Gespräch brauchen?«
    Nein, wirklich nicht. Lebendige blaugrüne Augen, eine golden gebräunte Haut und breite Schultern – stark und jung sah er aus, wunderbar lebendig. Doch ein dominanter Wolf würde lieber die Zähne zusammenbeißen, als eine Schwäche zuzugeben. Deshalb drängte sie ihn nicht weiter, sondern schlug einen lockeren Ton an. »Die meisten Gestaltwandler müssen sich erst mit ihrer Sterblichkeit auseinandersetzen, wenn sie dafür bereit sind.« In Tais Alter glaubten Männer und Frauen gleichermaßen, sie seien unverwundbar, und so sollte es auch sein. »Du bist früh dazu gezwungen worden.«
    Tai starrte auf den Wasserfall hinunter. Sie dachte schon, er würde sich einfach weigern, darüber zu sprechen. Dagegen konnte sie wenig tun, obwohl sie eine höhere Stellung einnahm. Doch bei einem so willensstarken Wolf wie Tai würde ihr das nichts nutzen. Er musste selbst entscheiden, ob er sich ihr anvertrauen wollte.
    »Weißt du, was mich am meisten bekümmert hat, als ich den Schlag auf den Kopf bekam?«, fragte er fast zehn Minuten später. »Und als mir klar wurde, dass ich vielleicht nicht lebend rauskomme?«
    Mit einem stillen Seufzer schüttelte Lara den Kopf. »Was denn?«
    »Dass ich nie wieder einen dummen Streit mit Evie ausfechten könnte.« Er sah sie mit einem schiefen Grinsen an, und aus dem gut aussehenden Jüngling wurde plötzlich ein schöner Mann. »Blöd, was?«
    Ihre Sorgen schwanden, denn Tai klang nicht verbittert. »Magst du den Streit oder das, was danach kommt?«
    Er lächelte über das ganze Gesicht. »Darüber spricht ein Gentleman nicht.« Das Lächeln verschwand, und sie sah etwas in seinen Augen aufscheinen, das sie daran erinnerte, dass Hawke vor ungefähr zwei Jahren zu ihr gesagt hatte, Tai habe das Zeug zum Offizier. Dann blickte der Wolf wieder auf den schäumenden Wasserfall. »Es gibt so viel, was ich in meinem Leben noch tun möchte, aber Evie steht ganz oben auf jeder Liste, seit dem Tag, als ich gemerkt habe, dass wir keine Welpen mehr sind.«
    Evie hing mit der gleichen Hingabe an Tai. »Du hast dir aber viel Zeit gelassen, ehe du etwas unternommen hast«, sagte Lara und dachte an den Mann, der ebenso beständig in seiner Liebe war, vollkommen sicher … doch mit einer Leidenschaft, die immer stärker wurde.
    »Ich musste erst genug Mut fassen, um Indigo standhalten zu können«, murrte Tai. »Als ich Evie das erste Mal auch nur angeschaut habe, hat mich ihr eiskalter Blick erwischt, und alles hat sich in mir zusammengezogen.«
    Die Offizierin war Evies ältere und sehr beschützende Schwester. Lara lachte und stupste Tai mit der Schulter an. »Lügner. Ich wette, du hast dich schon mit Evie fortgeschlichen, ehe jemand das mit euch überhaupt

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