Im Netz der Sinnlichkeit
das Haus betrat, denn sie wollte nicht, dass ihre Gene mit meinen untergingen.« Deshalb hatte sie auch ihr ungeborenes Kind abgetrieben. »Sie wollte gerade Marlee und Toby in der Schule anrufen, damit sie nach Hause kamen.« Scharfkantig schnitten die Worte in seine Kehle.
»Schon gut«, sagte Lara beunruhigt. »Du musst es nicht erzählen, wenn es so wehtut.«
Er streichelte ihr Haar, suchte Halt in ihrer Wärme und Herzlichkeit. »Doch, ich muss.« Denn sie musste ihn trotz der Fehler, die er begangen hatte, akzeptieren, trotz der Schmerzen, die diese Fehler hervorgerufen hatten. »Yelene wollte beiden Kindern sagen, sie sollten ihre Sachen für wohltätige Zwecke spenden, da sie nach der Rehabilitation sowieso nur noch als Gemüse dahinvegetieren würden und keine Verwendung mehr dafür hätten.«
In Laras Augen stand abgrundtiefes Erschrecken. »Das ist kein Silentium, das ist pure Grausamkeit.«
Walker spürte, wie der Zorn sie schüttelte. »Als wäre sie nie ihre Hüterin gewesen, hätte nie geschworen, für sie zu sorgen.« Genauso war es, damals hatte er es nicht fassen können.
Lara knurrte. »Für Heilerinnen ist es nicht leicht zu töten, aber falls diese Frau je vor mir steht, reiße ich ihr das Herz bei lebendigem Leibe raus.«
Er deckte sie mit seinem Körper zu, rieb seine Wange an ihrer und sprach das Schlimmste endlich aus. »Ich selbst habe Yelene zu meiner Partnerin gemacht, habe sie als Mutter für meine Kinder ausgesucht.« Er war sorgfältig vorgegangen, hatte die medizinischen Befunde der Kandidatinnen gelesen, Hintergrundrecherchen betrieben, die Persönlichkeitsprofile verglichen, ehe er sich für Yelene entschieden hatte.
Und doch hatte er versagt, hatte die ihm anvertrauten Kinder nicht beschützen können.
»Das werde ich mir nie vergeben.« Tiefes Bedauern wühlte wie scharfe Messer in seinem Inneren. »Marlees Blick, als sie bemerkte, dass ihre Mutter sie verlassen hatte – er war so schrecklich verletzt und trostlos. Und Toby verstummte vollkommen, als ihm seine zweite Mutter innerhalb kurzer Zeit abhandenkam. Das habe ich zu verantworten.«
»Du darfst dich von dem Bösen in ihr nicht auffressen lassen«, sagte seine Gefährtin und nahm sein Gesicht in beide Hände, zwang ihn so, in bernsteinfarbene Wolfsaugen zu schauen. »Du gehörst nicht zu den Hellsichtigen, die in die Zukunft sehen können, hast dich in der Situation nach bestem Wissen und Gewissen entschieden.«
Er spürte ihre Krallen, als die Wölfin an die Oberfläche kam. »Es war allein Yelenes Feigheit. Sie hätte standhalten sollen und ist stattdessen geflohen. Du aber hast dein Leben aufs Spiel gesetzt und alles in deiner Macht Stehende getan, um deine Familie zu schützen. Daran sollest du denken, nicht an die Frau, die ihre eigene Haut retten wollte und damit alles verloren hat.«
Walker wollte etwas sagen, doch Lara schüttelte den Kopf. Die nächsten Worte klangen sehr bestimmt. »Du musst dir vergeben.« Ein Befehl, nichts anderes. »Denn sonst werden unnötige Schuldgefühle dein Glück vergiften. Und noch etwas: Die Kinder folgen dir. Wenn du nicht ganz ins Licht trittst, werden sie es auch nicht tun.«
Sie hatte recht, zitternd legte er seine Stirn an ihre. »Sie sollen unartig sein«, flüsterte er. »Sollen Widerworte geben und bockig und trotzig sein.« Die beiden benahmen sich so gut, dass er Angst hatte, sie fürchteten sich immer noch vor Zurückweisung. »Wenn das geschieht, glaube ich vielleicht, dass alles in Ordnung ist.«
Laras Lächeln traf ihn tief ins Herz. »Das geschieht schon, keine Angst. Hab Vertrauen in ihre Stärke und unsere Liebe.« Sie zog die Krallen ein und liebkoste seine Wange. »Schließlich haben sie Sienna als Vorbild.«
Seine Nichte war in ihrer Jugend ein richtiger Teufelsbraten gewesen, wenn man Aisha glauben wollte, die ein Herz für den besagten Teufelsbraten entdeckt hatte, als Sienna zur Strafe für ihre Missetaten zum Abwaschen in die Küche abkommandiert worden war. »Sie werden sich mächtig anstrengen müssen, um auf das gleiche Strafmaß zu kommen.« Er hatte es Sienna gegenüber nie zugegeben, doch bei manchen Nummern, die sie abgezogen hatte, hatte er innerlich stolz gelächelt.
»Ich setze auf Marlee«, sagte Lara. »Die hat etwas von einem Teufelsbraten in sich. Meine Mutter behauptet, es brodele nur so unter der Oberfläche.«
Walker rieb sich das Kinn. »Ich habe läuten hören, dass man auf die Stillen besonders achtgeben sollte.« Das hatte
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